Bezirksliga Süd: „Wir wurden geschlagen und getreten!“


Am Sonntag trennten sich der FC Bingöl und Aufsteiger Türk-Birlikspor Pinneberg im Rahmen des 15. Spieltages der Bezirksliga Süd mit einem 2:2-Unentschieden. An der Veddeler Slomanstraße brachte Emil Ibrahimi die Gäste in Führung (43.). Nachdem Bingöl-Stürmer Mohammed Al-Jilani mit einem Doppelpack für die 2:1-Führung der Hausherren sorgte, glich Salih Koparan zum 2:2-Endstand aus (75.). Nach dem Abpfiff von Schiedsrichter Wilfried Diekert (SuS Waldenau) kam es zu unschönen Szenen.


Selahattin Demir, Geschäftsführender Leiter bei Bingöl, mochte sich auf Nachfrage von SportNord nicht zu den Vorfällen äußern, und sagte nur: „Die Partie ist 2:2 ausgegangen. Über alles andere möchte ich nichts sagen, denn den Rest wird die Polizei ermitteln, die momentan gegen Unbekannt vorgeht. Weder von mir noch von einer anderem verantwortlichen Person des FC Bingöl wird es zu den Vorfällen eine Stellungnahme geben!“ Ömer Balci, der im September 2009 das Traineramt bei Türk-Birlikspor von Rahmi Akin übernommen hatte (SportNord berichtete, siehe unten stehenden Link), schilderte gegenüber SportNord dafür umso ausführlicher, was aus seiner Sicht geschah:


„Das Spiel verlief ganz friedlich, es gab nicht einmal eine Rote Karte. Nachdem Bingöl kurz nach der Pause einen Elfmeter verschossen hatte und uns in der 75. Minute der 2:2-Ausgleich gelungen war, gab es von den Zuschauern immer mehr unschöne Wörter gegen uns. Meine Spieler wurden von den Zuschauern übel beleidigt, doch da haben wir die entstehende Gefahr noch nicht so ernst genommen, sondern weiter Fußball gespielt. Nach dem Abpfiff des Schiedsrichters sah ich, dass einige Bingöl-Anhänger untereinander sich geschlagen haben. Daraufhin habe ich meine Spieler im Mittelkreis versammelt: Wir wollten etwas warten, bis sich die Situation wieder beruhigt hat.

Nach etwa einer Viertelstunde sind wir dann in die Kabine gegangen. Ich ging als Letzter, hinter all meinen Spielern, und musste mit ansehen, wie, nachdem vier unserer Akteure in die Kabine gegangen waren, Salih Koparan von hinten einen brutalen Schlag auf den Hinterkopf erhielt und dann in die Kabine stolperte. Dann wollten zehn bis 15 Personen auf unseren Spieler Kenan Ortanca, der neben mir lief, losgehen; ich bin dazwischen gegangen, um meinen Spieler zu schützen, woraufhin ich auch von mehreren Personen attackiert wurde. Unser Präsident Mustafa Senel, der mir zur Hilfe eilte, wurde ebenfalls weggeschubst. Mehrere Personen haben brutal auf Ortanca, der wehrlos und regungslos am Boden lag, eingetreten und eingeprügelt!

Ich hatte beide Hände schützend vor meinem Gesicht, konnte aber noch erkennen, wie ein Mann mit einem schwarzen Gegenstand, es war wohl sein Gürtel, auf den Kopf unseres Präsidenten eingeprügelt hat; an der Augenbraue erlitt Herr Senel auch sichtbare Verletzungen. Dann hat mich eine Person, wohl gemerkt ein Bingöl-Fan, weggezogen – und diesem Menschen bin ich sehr dankbar, denn er hat mich gerettet. Es sind auch definitiv nicht alle Zuschauer auf uns losgegangen: Es waren besonnene Personen dazwischen, die sagten ‚nun hört doch auf‘, und sie haben uns wohl vor noch Schlimmerem bewahrt und gerettet. Bingöl-Spieler haben sich definitiv an den Angriffen auf uns nicht beteiligt, und Herren aus dem Bingöl-Präsidium haben sich noch am Sonntagabend bei uns entschuldigt.

Ich kann Menschen, die andere Menschen so attackieren, einfach nicht verstehen – ich habe noch immer die schrecklichen Bilder der Schlägerei vor Augen. Unsere halbe Mannschaft war am Sonntagabend über mehrere Krankenhäuser verteilt. Ortanca hat es am schlimmsten getroffen, er hat überall blaue Flecken im Gesicht und Brüche erlitten. Unser Spielmacher Mehmet Simsek erlitt einen Nasenbeinbruch, im Laufe der Woche wird ihm die Nase im Universitätskrankenhaus Eppendorf operativ gerichtet werden. Fadil Bal hat sich den linken Daumen gebrochen, der Finger wurde eingegipst. Zum Glück wurden alle unsere Spieler noch am Sonntagabend wieder aus den Krankenhäusern entlassen; Ortanca hat sich von seinem Hausarzt ein ärztliches Attest geholt.

Als die Polizei gerufen wurde, waren die vielen Schläger natürlich ganz schnell verschwunden. Die Anzeigen gegen Unbekannt wurden gemacht, und von der Polizei hieß es, wir würden Bescheid erhalt

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