Kreisklasse 5: Ernst klagt Urania-Offizielle an


Wie SportNord bereits berichtete, wurde Rainer Ernst, dem Trainer des SC Urania II (Tabellen-Zwölfter der Kreisklasse 5), zum Jahresende gekündigt. Matthias Goos, Fußball-Abteilungsleiter und Zweiter Vorsitzender bei Urania, nahm dazu bereits Stellung (siehe unten stehenden Link). Nun spricht Ernst, der im Sommer 2007 vom DSC Hanseat an die Habichtstraße gekommen war, im Interview mit SportNord Klartext ...


SportNord: Wie kam es zu Ihrer Entlassung bei der Urania-Reserve?
Rainer Ernst: „Es gibt schon seit Jahren Querelen, und seitdem ich im Sommer 2007 zu Urania kam, wurde die Zweite Mannschaft dort nicht gerade gut behandelt. Ich nenne Ihnen zwei Beispiele: Im Sommer 2008 wurde lieber ein Trainer mit einer kompletten A-Jugend vom Bramfelder SV geholt, anstatt auch die Zweite Mannschaft mit ins Boot zu holen. Dieses A-Junioren-Team packte es dann in der Bezirksliga nicht, und die Katastrophe war perfekt, als alle neu geholten Spieler wieder gegangen sind. Im Sommer 2009 sollten wir dann plötzlich die Liga-Mannschaft retten ...“

SportNord: Was genau lief denn im Sommer 2009 am Schützenhof ab?
Ernst: „Dass wir in der Saison 2009/2010 die Erste Herren-Mannschaft bilden sollten, wurde uns lapidar an einem Donnerstag nach zwei Bier mitgeteilt ... Doch dann kam es schnell zur Kehrtwende, als die komplette Liga-Mannschaft des SC Osterbek zu Urania gelockt wurde. Um uns zu besänftigen, haben uns einige Verantwortliche und Offizielle der Osterbeker im Rahmen einer Sitzung etwas erklärt und große Reden geschwungen – doch diese Herren haben wir danach nie wieder gesehen. Und meine Jungs haben es nicht nötig, sich so veräppeln zu lassen – das machen wir nicht mehr mit!“

SportNord: Denken Sie denn, dass Ihr Team das Potential hätte, um in der Kreisliga mitzuhalten?
Ernst: „Darüber kann man nur spekulieren. Aber was ich Ihnen sicher sagen kann ist, dass ich seit Jahren eine Mannschaft aufgebaut habe, die sich mit dem Verein identifiziert. Meine Spieler haben stets die Kommunikation mit der Gastwirtschaft gepflegt und das Vereinsleben wirklich gelebt. Auf so ein Team sollte eigentlich jeder Klub stolz sein, und wir haben den Verein ja noch nicht einmal viel Geld gekostet: Sowohl für die Saison 2008/2009 als auch im Sommer 2009 haben wir uns selbst Trikots besorgt.“

SportNord: Haben Sie für Ihre Arbeit bei Urania von den Verantwortlichen jemals die Anerkennung, die Sie sich erhofft haben, bekommen?
Ernst: „Nein, leider nicht: Fußball-Obmann Matthias Goos ist allerdings auch kein Fußball-Obmann, der sich um alle Fußball-Teams kümmert, sondern er ist nur für die Erste Herren-Mannschaft da: Mit deren Spielern trinkt er auch nach jedem Spiel Bier und haut sich die Rübe voll ... Und so kam es, dass Herr Goos uns wiederholt gemobbt und wegen uns durchs Vereinsheim geschrien hat. Dieses Verhalten war so nicht länger zu ertragen!“

SportNord: Es gibt die Anekdote, dass ein Spieler der SCU-Reserve eine Kabine mit einem Farbeimer verschmutzt hätte. Was ist da dran?
Ernst: „Um dies zu verstehen, muss man die ganze Geschichte kennen: Die Spieler meiner Mannschaft haben im Sommer 2009 ihren Urlaub geopfert, um die Kabine in den Vereinsfarben zu streichen. Zudem wurden mehrere Räume mit neuen Möbelstücken besetzt, und meine Jungs sind dafür durch Hamburg gefahren und haben die Möbel zusammen gesucht. Das, was der Verein durch seine mangelnden Strukturen nicht hergab, wollten wir damit wettmachen. Ab Ende Juli 2009 war es dann aber so, dass sich die Osterbeker Mannschaft in der neu renovierten Kabine umgezogen hat. Dass dann eine Kabine durch einen Farbeimer versaut worden ist, war das Ergebnis davon ...“

SportNord: Um auf Ihre Entlassung zurückzukommen: Wie kam es dazu?
Ernst: „Ich hatte mit dem Urania-Vorstand E-Mail-Verkehr, weil ich mich gegen die Benachteiligungen, die es gegen mein Team gab, zur Wehr gesetzt habe. Dann wurde mir plötzlich mitgeteilt, dass mein Gehalt von 200 Euro auf 75 Euro monatlich gekürzt werden würde. Ich habe mich gegen diese schriftliche Mitteilung, die von zwei Damen aus dem Vorstand unterschrieben worden war, gewehrt – als ich diese beiden Damen aber damit konfrontierte, entgegneten sie nur, dies wäre Sache des Fußball-Vorstandes ... Daran sieht man wieder einmal, dass es Urania an den nötigen Strukturen fehlt. Und dass mir Geld gestrichen wird, während für die Spieler und Verantwortlichen der Ersten Mannschaft alle 14 Tage nach jedem Heimspiel ein Essen für 25 Personen bezahlt wird, ist in meinen Augen ein Skandal!“

SportNord: Mit welcher Begründung wurde Ihr Gehalt gekürzt?
Ernst: „Dafür gab es zwei Begründungen: Erstens muss Urania angeblich sparen – anstatt sich aber mit allen Trainern zusammenzusetzen und zu überlegen, wo man sparen könnte, wurde nur mir Geld weggenommen. Und der zweite angebliche Grund war, dass die Kabinen von meinen Spielern bei der besagten Farbeimer-Aktion besudelt worden sind. Dass ich als Trainer dafür mit meinem Gehalt geradestehen soll, ist doch aber ein schlechter Scherz! Nachdem mir der Ältesten-Rat nicht helfen wollte, habe ich gesagt, dass ich die Gehaltskürzung von einem Anwalt juristisch prüfen lassen werde – wegen dieser Drohung und meiner Aufsässigkeit dagegen, dass wir jedes Jahr wiederholt schlecht behandelt worden waren, wurde mir dann gekündigt!“

SportNord: Wie sehen Sie nun die Zukunft der Ersten und Zweiten Mannschaft von Urania?
Ernst: „Ich weiß nicht, ob der Verein das Reserve-Team nun vom Spielbetrieb zurückziehen wird. Fakt ist: Zwölf Spieler meines Teams sind bereits aus dem Verein ausgetreten – auch, weil Herr Goos vor Weihnachten nicht mehr den Mumm hatte, den Spielern meine Entlassung mitzuteilen. Fakt ist: Bei Urania bestimmt ein Sponsor, was gemacht wird – und damit kann man natürlich keinen Blumentopf gewinnen. Nun gurkt die von Osterbek gekommene Mannschaft auf Platz sieben der Kreisliga 5 herum, es werden Lügen verbreitet, und andere Teams werden nicht mehr gebraucht. Herr Goos träumt davon, dass ein Spieler-Pool von 40 Akteuren von der Ersten und Zweiten Mannschaft gemeinsam trainiert – ich bezweifle es aber sehr stark, dass sich dies zukünftig in die Tat umsetzen lässt!“

Interview: Johannes Speckner

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