
Am Mittwoch befasste sich das Verbandsgericht des Hamburger Fußball-Verbandes mit dem Theater um den 9:2-Sieg, den der Störtebeker SV am 16. August gegen den SC Bosna errungen hatte. Am 2. September wurde das Spiel vom HFV-Sportgericht in ein 3:0 für Bosna umgewertet, wogegen Störtebeker aber Protest eingelegt hatte. Das Ergebnis: Der Protest des SC Bosna gegen die Spielwertung wurde abgeschmettert, vorerst bleibt Störtebeker der 9:2-Sieger.
Der Vorsitzende Richter Thomas Zeißing erklärte in seiner mündlichen Urteilsverkündung: „Wir haben uns lange beraten und sind zu dem Schluss gekommen, dass der Protest des SC Bosna gegen die Spielwertung als unzulässig abgewiesen werden muss, und geben die Angelegenheit nun an den Spielausschuss ab. Wir gehen davon aus, dass bei Bosna ein nicht spielberechtigter Akteur mitgewirkt hat – dass dies bei Störtebeker der Fall war, ist unbestritten. Nun ist es am Spielausschuss darüber zu entscheiden, ob die Partie für beide Teams als 0:3-Niederlage gewertet wird, es beim 9:2-Sieg für den Störtebeker SV bleibt, oder Störtebeker sogar sechs Punkte abgezogen werden.“
Zur Erinnerung: Sascha Neubert, der erst seit dem 1. September 2009 für Störtebeker spielberechtigt ist, war nicht nur gegen Bosna, sondern auch am 9. August beim 5:0-Sieg beim SV Lohkamp für die „Piraten“ aufgelaufen. Lohkamp legte allerdings zu spät Protest ein, so dass über eine Umwertung dieser Partie gar nicht erst verhandelt wurde. „Indem wir Neubert gegen Lohkamp und Bosna eingesetzt haben, obwohl er nicht spielberechtigt war, haben wir einen Fehler begangen. Deshalb akzeptieren wir die für beide Partien verhängte Geldstrafe von jeweils 150 Euro und werden die 300 Euro in den nächsten Tagen an den HFV überweisen“, versprach Christian Chodura.
Und was sagte Chodura zum Urteil des HFV-Verbandsgerichts? „Ich bin zufrieden und hätte mir erhofft, dass dieses Urteil schon vor dem Sportgericht getroffen worden wäre“, so Chodura, der für die Verhandlung vor dem Verbandsgericht Rechtsanwalt Holger Rochow engagiert hatte. Der beim Oberliga-Neuling Oststeinbeker SV tätige Rochow erklärte nach der Urteilsverkündung: „Mit diesem Urteil kann der Störtebeker SV zufrieden sein!“ Allerdings bleibt für Chodura ein kleiner Wermutstropfen: „Es ärgert mich, dass Bosna für seine Lügen und Betrügereien nicht bestraft wurde!“
Allerdings konnten die beiden Punkte, die Chodura dem bosnischen Klub vorwirft, vor dem Verbandsgericht nicht definitiv geklärt werden: „Der Spieler Albin, der gegen uns angeblich mitgespielt haben soll, an dessen Stelle aber tatsächlich wohl ein gewisser „Adem“ mit dem Spielerpass von Albin auflief, ist inzwischen aus dem SC Bosna ausgetreten, und die Verantwortlichen haben ihm seinen Spielerpass ausgehändigt. So konnten sie den Pass nun nicht mitbringen, und Albin ist nicht erschienen“, so Chodura, der vermutet: „Das war ein ganz abgekartetes Spiel von Bosna!“
Auch die Frage, ob die Unterschrift unter dem Protestschreiben nun von Bosna-Obmann Enis Demirovic getätigt wurde, oder nicht, konnte nicht definitiv geklärt werden. „Ich war bei einem Graphologen, der mir sagte, dass die Unterschrift unter dem Protestschreiben sehr stark abweicht von der Probe-Unterschrift, die Herr Demirovic abgab“, so Chodura. Um allerdings wissenschaftlich (und vor Gericht Gültigkeit habend) feststellen zu können, wie es sich mit den Unterschriften verhält, hätte der Graphologe 15 weitere Unterschriftsproben von Demirovic benötigt. „Und dazu war Herr Demirovic leider nicht bereit“, so Chodura abschließend.
Während Chodura es nun noch in Erwägung zieht, gegen Demirovic eine Strafanzeige des Verdachts der Urkundenfälschung zu stellen (Rochow: „Dann müsste Herr Demirovic die 15 Unterschriften leisten ...“), darf man gespannt sein, wie nun der HFV-Spielausschuss über dieses Thema entscheiden wird. Zeißing sagte in seiner mündlichen Urteilsverkündung noch: „Für uns steht fest, dass beide Teams sich nicht korrekt verhalten haben. Nun bleibt es abzuwarten, wie der Spielausschuss darüber entscheidet. Gegen die Spielausschuss-Entscheidung haben sowohl Bosna als auch Störtebeker die Möglichkeit der Beschwerde.“ (JSp)