
Jahrelang war es so, dass eine Mannschaft, wenn sie nach Platzverweisen oder Verletzungen nur noch mit sechs Spielern auf dem Platz stand, um einen Spielabbruch bitten konnte. Diese Regel wurde im Sommer dahingehend modifiziert, dass ein Spiel abgebrochen werden muss, wenn eine Mannschaft nur noch zu sechst ist. Und am Sonntag fand die neue Regelung bereits zum zweiten Mal im Hamburger Amateur-Bereich ihre Anwendung: Nach dem Holsten-Pokal-Zweitrunden-Duell zwischen dem SC Poppenbüttel II und dem TuS Germania Schnelsen II (SportNord berichtete, siehe unten stehenden Link) wurde nun auch die Partie des vierten Spieltages der Kreisliga 5 zwischen der FTSV Lorbeer Rothenburgsort II und dem TSV Eppendorf/Groß-Borstel 08 abgebrochen, nachdem eine Mannschaft ‒ in diesem Fall die Rothenburgsorter ‒ fünf Platzverweise kassiert hatte.
Marcus Melchert, der Erste Vorsitzende der FTSV Lorbeer, fand anschließend gegenüber SportNord klare Worte, in denen er ‒ das unterscheidet ihn von vielen anderen Verantwortlichen, die nach Spielabbrüchen gerne um den heißen Brei herum reden oder die Schuld bei Anderen, bevorzugt dem Schiedsrichter, suchen ‒ die eigenen Spieler, die vom Platz flogen, attackierte ...
„Die erste Halbzeit habe ich selbst als Zuschauer mit verfolgt und die Seiten wurden beim Stand von 1:1 gewechselt. Dann hat unsere Mannschaft nach der Pause gleich das 1:2 und im weiteren Verlauf des zweiten Durchgangs auch drei Rote Karten sowie eine Gelb-Rote Karte kassiert. Trotz vierfacher Unterzahl ist uns in der 83. Minute der 2:2-Ausgleich gelungen. Natürlich wäre es eine großartige Leistung gewesen, zu siebt noch einen Punkt mitzunehmen ‒ doch diesen Erfolg hat sich die Mannschaft selbst zunichte gemacht, indem sie in der Nachspielzeit noch eine Vierte Rote Karte kassiert hat. Einer unserer Spieler hatte wohl an der Eckfahne den Ball festgemacht und dann war es zu einer Auseinandersetzung gekommen. Und nach dem insgesamt fünften Platzverweis gegen uns musste der Schiedsrichter das Spiel dann, so besagt es das neue Regelwerk, abbrechen. Aller Voraussicht nach wird die Begegnung nun für uns als 0:3-Niederlage gewertet.
Die Roten Karten waren vollkommen berechtigt, da wollen wir gar nichts beschönigen. Sich dann in der 93. Minute in dem Wissen, dass dies einen Abbruch bedeuten würde, noch einen fünften Platzverweis einzuhandeln, zeigt einfach nur das pure Unvermögen. Weil dies nicht das erste Mal war, dass es bei unserer Zweiten Mannschaft Platzverweise und unschöne Vorkommnisse gab, hat unser Zweiter Vorsitzender bereits den Hamburger Fußball-Verband kontaktiert: Am Mittwoch wird ein Anti-Aggressionstraining auf unserer Sportanlage stattfinden und am kommenden Sonntag wird der Coolness-Trainer auch unser Spiel bei Benfica besuchen. Denn so geht es nicht weiter, das ist klar. Der jetzige Vorstand und ich sind jetzt seit einem Jahr im Amt, und wir haben einen Neuaufbau eingeleitet und schon einiges bewegt. Dieses Problem werden wir auch aus der Welt schaffen: Entweder, die Spieler lernen, mit ihrer Aggression umzugehen ‒ denn so etwas hat auf dem Fußballplatz nichts zu suchen. Und wenn sie nicht lernen, sich zu beherrschen, werden sie aus dem Verein ausgeschlossen, ganz einfach. Wir möchten uns hiermit noch einmal in aller Form beim Gegner Eppendorf/Groß-Borstel für die unschönen Vorkommnisse entschuldigen!“