
Dank einer grandiosen Rückrunde wurde der SC Ellerau Vizemeister in der Kreisliga 8, verpasste dann aber in der Aufstiegsrunde den Sprung in die Bezirksliga. Lars Landschof, der sich in diesem Sommer nach drei Jahren als Chefcoach von der Ellerauer Dorfstraße verabschiedete und zukünftig Co-Trainer beim Hamburger Oberligisten Oststeinbeker SV ist (SportNord berichtete, siehe unten stehenden Link), spricht im SportNord-Interview über seinen Ex-Klub ...
SportNord: Mit welchen Gefühlen haben Sie sich aus Ellerau verabschiedet?
Lars Landschof: „Ich bin mit einem weinenden Auge gegangen. Nach unserem letzten Aufstiegsrunden-Spiel, das wir gegen den FC St. Pauli III zwar mit 5:0 gewannen, aber trotzdem nur schlechterer Gruppen-Dritter wurden, war ich sehr aufgewühlt. Ich saß noch lange auf der Auswechselbank und bin dann zwei Stunden mit dem Auto durch die Gegend gefahren. In mir war eine wahnsinnige Leere, und es sind viele Emotionen hoch gekommen, denn zwischen Ellerau und mir war das schon eine besondere Verbindung. Es ist natürlich total schade, dass es am Ende nicht für den Aufstieg gereicht hat – und es gab Spieler, die sich zu meinem Abschied leider noch einmal sehr unschön benommen haben ...“
SportNord: Was hat Ellerau gefehlt, um sich in der Aufstiegsrunde zu behaupten?
Landschof: „Nun ja, zunächst einmal hatten wir Pech bei der Gruppen-Auslosung – denn ich denke, in der anderen Gruppe, in die der TSV Wandsetal II, Post SV, SC Union 03 und FC Lauenburg kamen, hätten wir uns leichter durchsetzen können. Mit dem Klub Kosova und Harburger TB hatten wir die deutlich schwereren Gegner, aber wenn man aufsteigen möchte, dann ist schwerer relativ. Natürlich tut es weh, dass es am Ende nicht gereicht hat. Aber wir durften lange unseren Traum vom Aufstieg leben und haben etwas Großartiges erreicht – und ich hoffe, das weiß in Ellerau auch jeder!“
SportNord: Ist am Ende nicht nur der verpasste Aufstieg die bleibende Erinnerung?
Landschof: „Ich hoffe nicht, denn jeder sollte wissen, dass wir eine sensationelle Rückrunde gespielt und, entschuldigen Sie meine Ausdrucksweise, im Frühjahr eine geile Zeit erlebt haben. Wir sind dabei definitiv über unser Limit hinaus gegangen und am Ende zwar hinter dem SSV Rantzau, der verdient den Titel gewann, aber mit zehn Punkten Vorsprung auf den Rang-Dritten SV Halstenbek-Rellingen II Vizemeister geworden. Und dass wir die HR-Reserve noch so abhängen würden, hatte uns wohl niemand zugetraut!“
SportNord: Wäre der Sprung in die Bezirksliga für Ellerau überhaupt richtig gewesen?
Landschof: „Ich habe die Aufstiegsrunde als einen Bonus betrachtet – wenn wir uns dort durchgesetzt hätten, wäre das natürlich ein großartiges Sahnehäubchen und ein traumhafter Abschied für mich gewesen. Ob der Gang in die Bezirksliga für Ellerau zu diesem Zeitpunkt richtig gewesen wäre, weiß ich nicht ... Aber ich hätte es dem Verein und der Mannschaft gegönnt – einfach nur, damit sie wissen, wie sich so ein Aufstieg anfühlt!“
SportNord: Sie sprachen an, dass zwei Spieler sich bei Ihrem Abschied unschön verhalten haben. Was genau ist da vorgefallen?
Landschof: „Zwei Spieler waren sehr respektlos und haben dafür gesorgt, dass bei meinem Abschied auch ein bitterer Nachgeschmack bleibt – das hat die Stimmung schon gedrückt. Zudem fand ich es sehr schade, dass einige Spieler in der Endphase der Saison der Meinung waren, nicht zu jedem Training kommen zu müssen – deshalb habe ich beim letzten Spiel gegen St. Pauli III ganz bewusst Akteure eingesetzt, die zuvor zwar nur in der zweiten Reihe standen, aber regelmäßig zu den Übungseinheiten gekommen waren!“
SportNord: Ellerau kassierte sowohl in der regulären Saison als auch in der Aufstiegsrunde zahlreiche Platzverweise. Fehlte es Ihrem Team an der nötigen Disziplin?
Landschof: „In der regulären Saison sehe ich das nicht so. Aber im zweiten Aufstiegsrunden-Spiel, das wir auf neutralem Platz an der Hagenbeckstraße gegen den Harburger TB mit 0:4 verloren haben, muss ich zugeben: Ja, das war disziplinlos. Da haben sich einige Spieler fast schon vereinsschädigend verhalten und ihrer Mannschaft einen Bärendienst erwiesen!“
SportNord: Die Mannschaftsfahrt nach Mallorca fand ausgerechnet zwischen dem ersten und zweiten Aufstiegsrunden-Spiel statt. Was haben Sie als Trainer dazu gesagt?
Landschof: „Natürlich war es unglücklich, dass wir nach unserer 1:2-Niederlage beim Klub Kosova und vor dem HTB-Spiel nicht trainieren konnten: Die Jungs waren von Mittwochmorgen bis Samstagabend auf Mallorca. Man muss aber dazu wissen, dass die Spieler die Fahrt bereits im Januar gebucht hatten. Ich hatte ihnen damals, obwohl längst nicht abzusehen war, ob wir Vizemeister werden könnten, zwar noch gesagt: ‚Versucht bitte, die Ausfahrt auf Ende Juni zu legen‘ ... Aber das hat leider nicht geklappt!“
SportNord: Gab es Überlegungen, die Fahrt zu stornieren?
Landschof: „Ja, einige Spieler waren dazu bereit, die Fahrt auf eigene Kosten zu stornieren, weil sie bei der Aufstiegsrunde dabei sein wollten. Aber durch die Spiel-Ansetzungen kam es dann auch so hin, dass die Akteure, die auf Mallorca waren, in allen Partien zur Verfügung standen ...“
SportNord: Ab sofort sind Sie Co-Trainer beim Oststeinbeker SV, der in der Oberliga Hamburg quasi in einer anderen Fußball-Welt spielt. Mit welchen Erwartungen steigen sie am Meessen ein?
Landschof: „Die Aufgabe, bei einem Hamburger Oberligisten tätig zu sein, hat mich sehr gereizt – und außerdem kann ich von einem so erfahrenen und erfolgreichen Trainer wie dem Oststeinbeker Chefcoach Stefan Kohfahl sicherlich noch etwas dazulernen. Wie das tägliche Zusammenarbeiten zwischen Kohfahl und Landschof dann funktioniert, wird man sehen. Letztlich freue mich sehr darauf, in der Oberliga arbeiten zu dürfen!“
Interview: Johannes Speckner