Landesliga Hammonia: Trainer und Co-Trainer bei Hansa 11 auf Augenhöhe!


Mit drei Siegen und nur einer Niederlage war die Mannschaft des SC Hansa 11 in die Saison in der Landesliga Hammonia gestartet, bis die Corona-Beschränkungen dem Amateur-Fußball erneut ein Ende bereiteten. Eine Katastrophe für den jungen Chefcoach Erkan Sancak (39) und seinen erfahrenen Co-Trainer Christian Wriedt (57). Sancak, der das Traineramt an der Feldstraße im Juli 2018 übernommen hatte, haderte: „Wir waren auf einem sehr guten Weg mit unserem Team – umso ärgerlicher war der Abbruch.“

So bleibt also genügend Zeit, um über die beiden Übungsleiter zu sprechen. Wie kam es zu einer derart ungewöhnlichen Konstellation? Immerhin sind beide Inhaber der B-Elite Trainerlizenz des Deutschen Fußball-Bundes, aber dennoch hat Wriedt seinem jetzigen Chef 17 Jahre Erfahrung voraus. Von 2002 bis 2007 war Wriedt fester Stützpunkttrainer des Hamburger Fußball-Verbandes und betreute mehrfach auch die Liga-Mannschaft des HEBC, bei der er unter anderem Sancak unter seinen Fittichen hatte. Noch verrückter ist, dass beide unter der Regie von Trainer Uli Natusch einst sogar zusammen für den HEBC auf dem Platz standen – es gab und gibt also jede Menge Schnittstellen.

Wriedt dazu: „Die Konstellation mag nach außen hin schon komisch sein. Aber für uns beide ist das im positiven Sinne komisch.“ Klar, wenn es so gut funktioniert wie bei den beiden. Ähnliche Zusammensetzungen gibt es auch im Profi-Fußball. Ohne vermessen sein zu wollen, fällt sofort das neue Trainer-Team beim Bundesligisten TSV Bayer 04 Leverkusen mit Hannes Wolf als Chef- und dem „ewigen Co-Trainer“ Peter Hermann als Assistenzcoach ins Auge. Sancak betonte: „Ich habe viel von Wriedt profitiert. Wir sind nach meiner aktiven Laufbahn als Spieler ständig im Kontakt geblieben. Bevor ich meine B-Lizenz-Prüfung gemacht habe, konnte ich eine Art Generalprobe mit Wriedt und meiner damaligen Mannschaft HEBC II machen. Außerdem habe ich mich ständig während des Lehrgangs mit ihm ausgetauscht.“

Wriedt: „Die jetzige Zusammensetzung macht uns beiden riesig Spaß. Wir kennen uns ja sehr gut, haben schon einige Kreta-Reisen hinter uns (zum Abschluss jeder Saison fliegen die HEBC-Spieler verschiedener Mannschaften bereits seit Jahren gemeinsam auf die griechische Insel). Und wir ergänzen uns großartig: Sancak ist größtenteils emotional am Spielfeldrand – da kann ich mit meiner (der Altersweisheit geschuldeten?) Ruhe einen guten Ausgleich bieten. Das funktioniert hervorragend!“ Auch war Wriedt schon in der Konstellation mit Chefcoach Jörn Großkopf der Ruhepol in der Oberliga-Saison 2018/2019 beim HEBC. Das scheint ihm zu liegen.

Sancak: „Wir haben einen Austausch auf Augenhöhe. Klar, am Ende des Tages muss immer einer den Hut aufhaben. Aber wir sprechen uns wirklich gut ab. Denn ich erwarte und verlange immer viel von meinen Spielern.“ Und da bremst Wriedt seinen Chef schon mal sanft aus. So haben beide im Lockdown schließlich auf die üblichen Lauftrainingseinheiten verzichtet. Beide Übungsleiter brennen auf eine Rückkehr auf den kleinen Kunstrasenplatz hinter dem Millerntor-Stadion. Dort ist es aufgrund der Enge für jeden Gegner unangenehm zu spielen und mit hohen Bällen kaum etwas zu erreichen. Und Sancak ist ein großer Verfechter des Offensivfußballs, von dem er absolut überzeugt ist: „Im Amateurbereich ist der Angriff meiner Meinung nach eigentlich immer das beste Mittel, um die Spiele zu entscheiden.“

Dabei kann Hansa in der Defensive auf einen „neuen“ Innenverteidiger zurückgreifen. Vom HEBC kam Matthias „Matze“ Ebert an die Feldstraße. Überhaupt ist das Hansa-Team eine kleine „HEBC-Filiale“: Philip Erdmann, Nick Knüppel, Shawn Kuhnert und Andy Asare-Kumi Poku haben ebenso wie die beiden Trainer eine lila-weiße Vergangenheit. Erdmann beendet allerdings zur neuen Saison sein Schaffen in der Liga-Mannschaft: Die Alten Herren und die Zweite Mannschaft von Hansa 11 buhlen um ihn. Vorne hat das Team mit Ezequiel Bautista Barbera den alles überragenden Torjäger in dieser Liga – aber eben auch einen absolut mannschaftsdienlichen Spieler. Wriedt dazu: „Andere Akteure wie zum Beispiel Pascal Pantelmann haben auch überragende Fähigkeiten. Auf diese Jungs bauen wir.“ Insgesamt 25 Spieler, inklusive dreier Torhüter, sind dabei.

In der Krise ist übrigens keiner aus der Mannschaft auf der Strecke geblieben. Sancak: „Viele unserer Jungs studieren. Keiner der Arbeitnehmer hat in Kurzarbeit gehen müssen.“ Heiß sind sie aufgrund der unendlich dauernden Zwangspause umso mehr und wollen unbedingt wieder spielen! Dabei werden künftig zwei Neuzugänge mitwirken. Zum einen wäre das Cameron Cool, der aus den USA nach Hamburg gezogen ist. Der andere ist ein alter Bekannter: Offensivmann Rogerio Almeida Ferreira, der auch einst am Reinmüller kickte, kommt vom Staffel-Rivalen FK Nikola Tesla in den Schatten des Millerntor-Stadions. Gesucht wird nun noch ein Innenverteidiger.

(Stefan Knauß)

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