
In der Nacht von Sonnabend auf Sonntag kehrte Manfred Nitschke von einer Klassenreise in Südtirol, an der er als Lehrer der Lüneburger Hauptschule Kaltenmoor teilgenommen hatte, nach Norddeutschland zurück. Anschließend nahm sich der 61-Jährige Zeit für ein Interview mit SportNord, in dem er über das Chaos bei der A-Jugend des JFV Jung-Elstern, den Saison-Verlauf seines Teams, die Regionalliga-Ambitionen und Neuzugänge im Winter spricht ...
SportNord: Wie beurteilen Sie die jüngste Entwicklung bei den Jung-Elstern, wo A-Jugend-Coach Gerd Dreller nun doch entlassen wurde?
Manfred Nitschke: „Ich habe mit Herrn Dreller stets sehr gut zusammen gearbeitet und ich finde die ganze Entwicklung beim JFV sehr misslich. Am meisten leiden darunter natürlich die Spieler, die ja eigentlich gefördert werden sollten ... Und für die Außen-Darstellung der Jung-Elstern ist das auch katastrophal. Fakt ist: Ich finde es schade, dass Herr Dreller nun nicht mehr Cheftrainer der ersten A-Jugend der Jung-Elstern ist!“
SportNord: Besteht nun tatsächlich die Gefahr, dass die A-Jugend-Spieler den JFV verlassen und die Jung-Elstern im Frühjahr kein A-Junioren-Team mehr für den Regionalliga-Spielbetrieb melden können?
Nitschke: „Ja, es stimmt wohl, dass diese Gefahr besteht. Aber näher möchte und kann ich mich dazu nicht äußern, weil das ja doch alles noch hypothetisch ist. Aber ich kann nur noch einmal sagen, dass ich die jüngste Entwicklung sehr bedauerlich finde, zumal ich mit Herrn Dreller eigentlich schon besprochen hatte, dass in den nächsten Wochen ein A-Jugend-Spieler bei uns mit trainiert – nun muss ich mich erst einmal erkundigen, wie es überhaupt mit den A-Jugendlichen weiter geht ...“
SportNord: Was kann der FC Bergedorf 85 in dieser Oberliga-Saison noch erreichen?
Nitschke: „.Nachdem wir sehr schlecht gestartet sind, überwintern wir nun immerhin als Tabellen-Siebter mit 29 Punkten. Aus den beiden bisherigen Rückrunden-Spielen haben wir vier Zähler mehr geholt als aus diesen Begegnungen der Hinserie. Nun hoffe ich, dass wir nach der Winterpause wieder zu der guten Form finden, die wir im Spätherbst hatten – und dann wollen wir versuchen, im Klassement noch so weit wie möglich nach oben zu klettern!“
SportNord: Hat Bergedorf 85 in diesem Jahr Ambitionen, in die Regionalliga Nord aufzusteigen?
Nitschke: „Nein, diesbezüglich haben wir momentan definitiv keinerlei Ambitionen. Die Versuche, den Sprung in die Regionalliga zu schaffen, haben uns im letzten Jahr wirklich sehr viel Kraft, Zeit und auch Geld gekostet. Dann haben wir vor dieser Spielzeit einen großen Schritt gemacht: 14 neue, überwiegend junge Spieler sind dazu gekommen. Nun wollen wir, dass sich unser Verein konsolidiert, damit wir in ein, zwei Jahren eine vernünftige Perspektive haben – auch in Richtung Regionalliga ...“
SportNord: Wird es in Bergedorf denn bis dahin ein Regionalliga-taugliches Stadion geben?
Nitschke: „Natürlich haben wir Pläne, wie unser neues Stadion aussehen könnte. Ich denke aber auch, dass der Deutsche Fußball-Bund den kleinen Vereinen in naher Zukunft entgegen kommen wird, was die organisatorischen und technischen Anforderungen betrifft. Momentan ist die Situation für viele Klubs einfach sehr unbefriedigend, denn die Oberliga ist sozusagen die traurigste Liga Deutschlands, da für viele Teams, die sich sportlich eigentlich qualifiziert haben, ein Aufstieg einfach nicht infrage kommt. Und ich habe die Hoffnung, dass der DFB hier früher oder später Veränderungen herbeiführen wird ...“
SportNord: Also peilt Bergedorf langfristig die Regionalliga an?
Nitschke: „Wir wissen doch alle, dass ‚langfristig‘ gerade im Fußball ein sehr schwieriger Begriff ist, denn man darf niemals zu lange im Voraus planen. Aber die Basis unserer sportlichen Seite und Ziele ist es, nachdem wir den besagten großen Schnitt gemacht haben, die Regionalliga angreifen wollen – da reden wir auch gar nicht lange um den heißen Brei herum!“
SportNord: Deran Toksöz hat 85 in Richtung FC St. Pauli II verlassen – gibt es im Gegenzug Neuzugänge in der Winterpause?
Nitschke: „Da uns neben Toksöz mit Hannes Schäfer (wechselt zum Schleswig-Holstein-Ligisten VfR Neumünster, Anmerkung der Redaktion) ein weiterer Spieler verlassen hat, der vornehmlich im Defensiv-Bereich eingesetzt wurde, würden wir gerne noch einen defensiven Spieler verpflichten. Und es ist ja erst Mitte Januar, da kann sich also personell bei uns noch etwas verändern ...“
SportNord: Werden Sie schon in dieser Woche Spieler zum Probetraining begrüßen?
Nitschke: „Nein, es wird sich kein Spieler im Probetraining vorstellen, denn wir sind mit drei Akteuren im Gespräch, die ich gut kenne und deren Leistungsvermögen ich auch so einschätzen kann. Und wie gesagt: Es wäre wirklich gut, wenn wir im Defensiv-Bereich noch etwas machen könnten!“
Interview: Johannes Speckner