Oddset-Pokal: Der dritte Elfmeter saß


Als die Spieler des TSV Uetersen am Donnerstagnachmittag am Arp-Schnitger-Stieg eintrafen, gab es am Sportplatz weder für sie noch für ihren Gegner, den FC Neuenfelde, eine Umkleidekabine oder Dusche. Die dafür eigentlich vorgesehenen Räume, die zu einer Schule gehören, waren von den Verantwortlichen der Schule abgeschlossen worden und der Schlüssel war nicht aufzutreiben. Manfred von Soosten vom Spielausschuss des Hamburger Fußball-Verbandes entschied, dass die Partie trotzdem stattfindet. Während sich die Neuenfelder kurzerhand auf dem Platz umzogen, fuhren die Uetersener in eine nicht weit entfernte Moschee, wo sie sich in einem Aufenthaltsraum ihre Trikots überstreiften. Wegen diesen Umständen ertönte der Anpfiff 20 Minuten später als eigentlich vorgesehen.

Als Landesligist waren die Uetersener ihrem Gastgeber, der in diesem Sommer in die Kreisliga 1 aufstieg, zwar optisch überlegen, taten sich auf dem harten Grandplatz aber von Beginn an sehr schwer .Ihre erste Torchance hatten die Gäste in der 22. Minute, als Yannik Kouassi den Ball nach einem langen Pass hauchdünn über die Latte lupfte. Auf der Gegenseite hatten die Innenverteidiger des TSV, Dennis Weber und Mats Lennart Enderle, gehörige Probleme mit den hohen Bällen und den Stürmern von Neuenfelde. Zunächst rettete Weber in höchster Not noch vor Nejmi Güraltunkeser (25.), der aber fünf Minuten später von halbrechts aus freie Bahn hatte: Obwohl er genau auf Alexej Schmidt schoss, konnte der TSV-Torwart den Ball nicht festhalten; den Abpraller lupfte Güraltunkeser über die Latte. Und als Weber einen Ball nicht richtig klärte, hätte sich Schmidt einen Schuss von Abdul Samet Tiryaki beinahe ins eigene Netz geboxt, hatte den Ball dann im Nachfassen aber doch noch sicher (38.).

Nach der Pause wurde es aus Sicht des eigentlichen Favoriten nicht besser: Die Uetersener fanden nicht die richtige Einstellung zum Spiel und zum Gegner. In der 57. Minute bot sich ihnen dennoch die Großchance zur Führung: Als FCN-Verteidiger Orhan Sentürk eine Linksflanke von Christian Förster im eigenen Strafraum vollkommen unnötigerweise mit der Hand abgelenkt hatte, trat Florian Blaedtke zum fälligen Handelfmeter an – und scheiterte mit seinem Schuss flach rechts an FCN-Keeper Ali Akdal, der nach dem folgenden Eckstoß auch Kouassis Kopfball auf der Torlinie unter sich begrub. Eigentlich unvorstellbar, aber wahr: Anschließend hatte der Kreisligist mehr vom Spiel und hätte die Uetersener um ein Haar aus dem Pokal gekegelt. Als Schmidt den alleine vor ihm auftauchenden Güraltunkeser nur noch per Foul stoppen konnte, gab es einen Elfmeter für Neuenfelde. Cihad Karakas, der in seiner Karriere bereits 107 Oberliga-Spiele bestritt, schoss diesen allerdings so schwach und mittig, dass Schmidt den Ball abwehren konnte (87.).

So ging es in die Verlängerung, in der Akdal einen Fernschuss von Maik Stahnke nur mit seinem Fuß abwehrte, Jannick Prien den Nachschuss aber von halblinks aus rechts am langen Pfosten vorbei setzte (97.). Dann gab es den dritten Strafstoß des Tages: FCN-Verteidiger Hamit Yilmaz hatte Prien getroffen; dieser Elfmeter war zwar nicht so klar, wie die beiden vorherigen, doch der eingewechselte Philipp Ehlers schickte Akdal in die falsche Ecke und setzte den Ball links halbhoch zum 0:1 ins Netz (105.). Anschließend rannten die Neuenfelder mit dem Mute der Verzweiflung an, schafften es aber nicht mehr, sich zumindest noch ins Elfmeterschießen zu retten und für eine hervorragende Leistung zu belohnen. Die Uetersener, die den eigentlichen Zwei-Klassen-Unterschied viel zu selten auf dem Platz zeigen konnten, quälten sich somit mühevoll ins Pokal-Achtelfinale.

(JSp)

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