Oddset-Pokal: Erst am Ende wurde es deutlich


„Ihr seid doch Weicheier!“ Dies sagte Tobias Herbert, den der HFC Falke aufgrund seiner akuten Personalnot reaktivierte, am Dienstagabend in der 76. Minute des Oddset-Pokal-Zweitrunden-Duells in Richtung der Spieler des Wedeler TSV, nachdem er in Höhe der Mittellinie ein Foul begangen hatte ‒ und er sagte es nicht nur direkt vor der Wedeler Trainerbank, sondern auch in Hörweite von Schiedsrichter Thomas Grede (von der SV Blankenese). Als TSV-Trainer Jörn Großkopf seinen Unmut über Herberts Äußerung kundtat, war der nächste „große Auftritt“ des Tages für Grede perfekt: Zunächst ermahnte er wort- und gestenreich Großkopf, er solle ruhiger sein, sonst müsse er ihn aus dem Innenraum verweisen. Dann joggte der Referee zu Herbert, der in Erwartung des Freistoßes schon an der eigenen Strafraumgrenze stand, und zeigte ihm die Gelb-Rote Karte. Bis die Partie fortgesetzt werden konnte, vergingen mehrere Minuten. „Können wir bitte wieder Fußball spielen?“, fragte Falke-Akteur Christian Schümann fast schon flehentlich und HFC-Coach Dirk Hellmann meldete lautstark Bedenken an, dass die verflossenen Minuten tatsächlich nachgespielt werden würden.

Grede stand schon vor dem Anpfiff im Mittelpunkt: Er bemängelte, dass die Tornetze nicht ordnungsgemäß seien. Nachdem die Falke-Verantwortlichen ihr Bestes gegeben hatten, um die Netze so zu gestalten, dass sie dem Referee gefielen, konnte mit 20-minütiger Verspätung der Ball rollen. Zwischen dem Bezirksliga-Neuling und dem Oberligisten entwickelte sich eine muntere Partie mit Chancen auf beiden Seiten. Nach einer halben Stunde gingen die Gäste in Führung, als ein Freistoß von Sonay Hayran an Freund vorbei flog und via Pfosten ins Netz sprang; Grede gab im maßgeblichen DFB-Net allerdings Christian Najjar als Torschützen an. Dieses Ergebnis hatte bis zur Pause Bestand. In jener Pause forderte der Schiedsrichter, die Zuschauer sollten die zweite Halbzeit nur noch von einer Seite des Spielfeldes aus verfolgen ‒ es sollte nicht sein letzter Auftritt bleiben.

Besonders kurios wurde es in der 70. Minute, als Grede zur Trainerbank der „Falken“ kam und forderte, die HFC-Verantwortlichen sollten veranlassen, dass das Flutlicht eingeschaltet wird. Obwohl es inzwischen munter regnete, war es noch hell genug, um ohne Flutlicht zu spielen. Und: Wer den Grandplatz am Steinwiesenweg kennt, dürfte wissen, dass nur auf der einen Seite des Spielfeldes Flutlichtmasten stehen. Zu Trainingszwecken mag dies ausreichend sein, nicht aber für ein Spiel, weshalb die (eigentliche) Anstoßzeit ja auch 18.30 Uhr war. Wie wäre Grede wohl verfahren, wenn die Partie in die Verlängerung gegangen wäre? Ein ausgeglichenes Ergebnis nach 90 Minuten wurde unwahrscheinlicher, als kurz nach dem eingangs erwähnten Platzverweis gegen Herbert das 0:2 fiel. Tim Jeske überwand den herausstürzenden HFC-Keeper Anton Ritter mit einem Lupfer, der an den Pfosten sprang ‒ und im Bemühen, den Abpraller zu klären, beförderte ihn Falke-Akteur Niclas Spranger ins eigene Netz.

War die Partie damit entschieden? Nein, denn die Hausherren zeigten trotz Unterzahl unbändigen Kampfgeist und sorgten mit dem Anschlusstreffer noch einmal für neue Spannung. Eine Hereingabe des eingewechselten Timo Oehlenschläger drückten Schümann oder TSV-Verteidiger Tim Vollmer über die Linie ‒ Grede notierte auch hier ein Eigentor (87.). Nur zwei Minuten später traf Theodoros Ganitis, der im Spiel der Wedeler der „Spiritus Rector“ ist, dann aber auch in seinem vierten Pflichtspiel für den TSV und sorgte mit dem 1:3 für die endgültige Entscheidung (89.). Unschön: Dass Schümann den Referee am Arm anfasste, um ihm zu zeigen, dass Ritter am Boden lag, legte Grede als „Tätlichkeit“ aus ‒ und schickte den erfahrenen HFC-Akteur mit der Roten Karte vom Feld. Den sportlichen Schlusspunkt setzte in der Nachspielzeit Ali Moslehe mit dem 1:4-Endstand (92.). „Es war das erwartete Geduldsspiel auf einem sehr unangenehmen Grandplatz gegen den ambitionierten Bezirksligisten. Unsere Mannschaft nahm die Bedingungen aber sehr gut an“, hieß es anschließend auf der facebook-Seite der Wedeler.

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