
(Foto-Credit: Johannes Speckner)
Zum zweiten Mal in dieser Saison musste sich Burhanettin Celik vom FC Elazig Spor mit SportNord über einen Spielabbruch unterhalten. War es Ende Oktober 2024 noch um den FC Elazig Spor II gegangen, der nach dem Abbruch seiner B-Kreisklassen-Partie gegen die SV Billstedt-Horn IV vom Spielbetrieb zurückgezogen wurde, stand nun die Liga-Mannschaft des Vereins, der 2003 als "Club Eti" gegründet worden war und 2011 seinen heutigen Namen erhalten hatte. Und Celik war unmittelbar betroffen, weil er in Vertretung des eigentlichen Trainers Rasim Tosun an der Seitenlinie stand und mit Schiedsrichter Dr. Sebastian Bendert (TSV Sasel) aneinander geriet.
Gegenüber SportNord schilderte Celik seine Eindrücke wie folgt:
„Dieser Spielabbruch war komplett unnötig, denn es war eigentlich gar nichts los. Der Schiedsrichter hat einen schlechten Tag gehabt – und vielleicht auch einen schlechten Charakter? Fakt ist, dass es weder eine Schlägerei noch eine Bedrohung gab. Das Spiel lief ganz normal und der Auslöser zur Eskalation war ein harmloser Zweikampf, bei dem unser Spieler den Ball an das Schienbein seines Gegners schoss. Der Ball ging ins Seiten-Aus, genau vor meiner Nase und zwei Meter neben dem Schiedsrichter-Assistenten. Trotzdem hat er den Einwurf für den Gegner angezeigt, was mich geärgert hat: Ich habe reklamiert, dass es unser Ball sei.
Nachträglich betrachtet muss ich zugeben, dass meine Intervention unnötig war, weil die Szene sich im Mittelfeld abgespielt hat und nicht entscheidend war. Aber es hat mich einfach geärgert, dass der Schiedsrichter-Assistent die Aufgabe, die er hat, in diesem Moment nicht ausgeübt hat. Der Schiedsrichter hat mir für meine Reklamation die Gelbe Karte gegeben, was ja aus seiner Sicht auch verständlich war. Aber dann gab es noch weitere Diskussionen, woraufhin er mir auch noch ‚Rot‘ gezeigt hat. Das war meiner Meinung nach übertrieben, denn im Fußball geht es nun einmal etwas emotionaler zu – ohne Emotionen wären wir tot.
Fakt ist: Der Schiedsrichter hat mich aus dem Innenraum verwiesen. Ich habe mich dann hinter das Tor gestellt, was dem Schiedsrichter auch nicht gefallen hat, weshalb er nach einigen Minuten unseren Kapitän aufgefordert hat, mir zu sagen, dass ich hinter das Gitter gehen sollte. Das Spiel verlief auch in der Folge einwandfrei. Als schließlich Pause war – wir lagen mit 1:2 zurück –, wollte ich mit meinen Jungs in die Kabine, deren Schlüssel ich auch hatte, gehen. Der Schiedsrichter sagte aber zu mir, dass ich nicht in die Kabine gehen dürfe, und machte auch lange Schritte, um mich an der Schulter anzufassen und aufzuhalten.
Dagegen habe ich energisch protestiert: Spieler dürfen den Schiedsrichter während einer Partie schließlich auch nicht anfassen. Und wenn das so herum gilt, dann sollte es auch so sein, dass die Schiedsrichter keine Spieler und Trainer anfassen. Anschließend hat der Schiedsrichter mir noch einmal verboten, in die Kabine zu gehen – diese Regel, dass Trainer, die eine Rote Karte bekommen haben, nicht in die Kabine dürfen, kannte ich bisher nur für den Profi-Bereich, aber nicht für uns Amateure –, und einem unserer Spieler gesagt, dass er ihn nicht ansprechen dürfe, da er nicht der Kapitän sei.
Dann ist der Schiedsrichter mit seinen Assistenten in die Kabine gegangen. Den Schiedsrichtern war auf der Sportanlage Beim Saaren, auf der wir als FC Elazig wohlgemerkt auch nur Gast sind, die Behindertentoilette zugewiesen worden. Wenn ich nun doch in unsere Kabine gegangen wäre, hätte er das also gar nicht mehr bemerkt. Aber weil ich keine Lust auf weiteren Streit hatte, habe ich unseren Spielern nur noch gesagt, dass Wasser in der Kabine steht – 80 Prozent unserer Mannschaft fastet aktuell –, und bin dann draußen geblieben, um eine Zigarette zu rauchen.
Dann habe ich nach rund einer Viertelstunde plötzlich gehört, dass der Schiedsrichter das Spiel abgebrochen habe. Das hat mich komplett überrascht, weil es ja zwischen den Spielern überhaupt keine Probleme gab. Davor war der Schiedsrichter wohl auch noch in der Kabine der Escheburger und hat sie gefragt, was sie von einem Abbruch halten würden. Und dann kam plötzlich die Polizei, weil der Schiedsrichter angeblich Angst hatte. Ich habe mich als Verantwortlicher der Heim-Mannschaft vorgestellt und wurde von den Polizisten gefragt, ob ich mich ausweisen könne. Meinen Personalausweis habe ich auf die Schnelle nicht gefunden, aber den Polizisten reichte auch mein Führerschein.
Mein Eindruck war, dass die Polizisten auch nicht verstanden haben, warum sie gerufen worden sind. Jedenfalls haben sie den Schiedsrichter und seine Assistenten dann zum Parkplatz geleitet. Im Nachhinein ist mir dann klar geworden, worum es dem Schiedsrichter gegangen sein könnte: Nämlich darum, irgendeinen Grund für die Absage zu finden, um möglichst schnell zu einem anderen Spiel zu kommen. Denn vor dem Spiel hatte er darauf bestanden, dass wir unbedingt pünktlich beginnen, weil er danach noch zu einer anderen Partie musste (Anmerkung der Redaktion: Hierbei handelte es sich um das Frauen-Oberliga-Spiel FC St. Pauli II gegen SC Condor, das an der Feldstraße um 15 Uhr begann). Deshalb mussten wir die ersten Minuten zu zehnt spielen, ehe wir unser Team auffüllen konnten.
Der Schiedsrichter bestand auch darauf, schon vor dem Spiel sein Geld zu bekommen. Als ich den Namen des Schiedsrichters gegoogelt habe, habe ich herausgefunden, dass er in dieser Saison auch schon ein Spiel des Störtebeker SV (Anmerkung der Redaktion: Hierbei handelt es sich um die Partie der „Piraten“ gegen den FC Dynamo Hamburg vom 3. November 2024) abgebrochen hat. Daraufhin habe ich den damaligen Störtebeker-Trainer Burhan Öztürk angerufen. Was er mir über den Schiedsrichter erzählt hat, hat mich in meinem Eindruck bestätigt. Dieser Mann hat wirklich nur einen Grund gesucht, um das Spiel abzubrechen. Eine Teilschuld für den Spielabbruch liegt sicher auch bei mir, aber deutlich über 50 Prozent der Schuld sehe ich beim Schiedsrichter.
Nun werden wir zum Sportgericht des Hamburger Fußball-Verbandes gehen müssen und vermutlich wieder zu einer Geldstrafe verurteilt. Ich habe in den vergangenen Jahren viel erlebt. Ich habe dazu beigetragen, dass der FC Kurdistan Welat aus der Kreisklasse bis in die Landesliga geklettert ist. Ich habe den Club Eti mitgegründet, war beim FC Bingöl tätig und jetzt beim FC Elazig Spor. Und ich überlege wirklich, ob ich die Strafe, die der Verband uns aufbrummen wird, zahlen soll, oder lieber die Mannschaft stattdessen vom Spielbetrieb abmelde. Denn ich habe auf diesen Zirkus keine Lust mehr!“
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(Johannes Speckner)