
Es war angerichtet im Stadion Hoheluft! Am Sonntagnachmittag war es endlich soweit und der diesjährige Hamburger Oddset-Pokal-Sieger USC Paloma empfing in der Ersten Runde des DFB-Vereinspokals die TSG 1899 Hoffenheim. Die zahlreich erschienenen Zuschauer bekamen nach drei Minuten den ersten guten Angriff zu sehen, der tatsächlich von den Hamburgern ausging – Visar Galica zog allerdings gegen die TSG-Abwehr den Kürzeren.
Auf der Gegenseite gab der Hoffenheimer Pirmin Schwegler den ersten Torschuss der Partie ab, der aber noch ein gutes Stück zu hoch geriet (8.). Nur eine Minute später ging der Favorit dann aber bereits in Führung: Mit einem schnell ausgeführten Freistoß überlistete Sven Schipplock die vielbeinige Paloma-Abwehr, so dass Tarik Elyounoussi vollkommen frei vor USC-Keeper Yannick Jonas auftauchte, den „Tunnel“ fand und zum 0:1 einschob. Schlechter hätte die Partie für die Uhlenhorster natürlich nicht beginnen können, und es wurde schnell klar, dass eine Pokal-Sensation an diesem Tag außerhalb jeder Reichweite bleiben würde. Zu groß waren die Unterschiede zwischen dem Fünftliga-Neuling und dem Erstligisten, der den Ball phasenweise wie in einem Testspiel nach Belieben durch die eigenen Reihen laufen lassen konnte. Nachdem Ermin Bicakcic, der in diesem Sommer vom Erstliga-Absteiger Eintracht Braunschweig nach Hoffenheim gewechselt war, einen Schwegler-Eckstoß freistehend zum 0:2 eingeköpft hatte (17.), wurde Schipplock zum wahrgewordenen Alptraum für die „Tauben“, denn der 25-Jährige fabrizierte einen lupenreinen Hattrick. Eine Rechtsflanke von Tobias Strobl (18.), einen Querpass von Elyounoussi (28.) und einen Abpraller nach starker Jonas-Parade gegen Adam Szalai (32.) verwertete Schipplock jeweils eiskalt.
Die Partie glich nun phasenweise einem Scheibenschießen, in dem sich auch TSG-Neuzugang Szalai in die Torschützenliste eintragen durfte: Einen hohen Ball von Elyounoussi versenkte Szalai technisch anspruchsvoll per Drehschuss zum 0:6 (35.). Damit hatten die Palomaten schon mehr Gegentore kassiert als bei ihrem vorherigen DFB-Pokal-Auftritt (0:5 gegen den 1. FC Kaiserslautern am 1. September 2002). Beinahe wäre Sven Drews auch noch ein Eigentor unterlaufen, doch den von Palomas Innenverteidiger viel zu scharf gespielten Rückpass konnte Jonas in letzter Sekunde noch entschärfen. Die Seiten wurden trotzdem beim Stand von 0:7 gewechselt, denn mit dem Pausenpfiff gelang Schipplock per Nachschuss aus spitzem Winkel sein viertes Tor des Tages. Bemerkenswert: Kein Spieler des Außenseiters handelte sich in der ersten Halbzeit eine Gelbe Karte ein. Oftmals kamen die USC-Akteure aber auch gar nicht richtig in die Zweikämpfe hinein, zu schnell und technisch geschickt lösten die TSG-Spieler die Situationen. Der erste Torschuss der Amateure soll natürlich auch nicht unerwähnt bleiben: Torben Hindersmann versuchte es nach 25 Minuten, sein Versuch blieb aber in der Hoffenheimer abwehr hängen. Nach dem Seitenwechsel konnte sich Jonas mit einer guten Parade gegen Schipplock auszeichnen (50.), musste aber vier Minuten später einen Schipplock-Kopfball zum 0:8 passieren lassen.
Nach seinem fünften Tor des Tages hatte Schipplock dann vorzeitig „Feierabend“. In der letzten halben Stunde gelang es den Hamburgern immerhin, eine zweistellige Niederlage zu verhindern. Auch, weil die Paloma-Spieler nun ihren anfänglichen Respekt abgelegt hatten und etwas beherzter in die Zweikämpfe gingen (für Jan Frithjof Kramer und Drews gab es deshalb jeweils eine Gelbe Karte) – und natürlich auch, weil es die Kraichgauer es nun ruhiger angehen ließen. Der Oberligist schnupperte sogar am Ehrentreffer, doch dem eingewechselten Rikard Depers fehlte das nötige Zielwasser, sein Versuch ging knapp am Gäste-Gehäuse vorbei (79.). So konnte sich der neue TSG-Torwart Oliver Baumann (kam vom SC Freiburg) an der Hoheluft nicht einmal auszeichnen. Sein Gegenüber Jonas, der die DFB-Pokal-Teilnahme seiner Mannschaft überhaupt erst möglich gemacht hatte, als er in der Vorsaison im Oddset-Pokal sowohl im Viertelfinale gegen den SV Curslack-Neuengamme als auch im Endspiel gegen den SC Condor jeweils drei (!) Elfmeter unschädlich gemacht hatte, konnte sich dagegen über mangelnde Arbeit nicht beklagen. In der 90. Minute musste Jonas noch zum neunten und letzten Mal hinter sich greifen: Anthony Modeste stellte per Flachschuss den 0:9-Endstand her. Bedenkt man, dass Hoffenheim exakt ein Jahr zuvor in der Bundesliga mit 5:1 beim Hamburger SV gewonnen hatte, zog sich Hoffenheim als Fünftligist gar nicht so schlecht aus der Affäre ...
(RA)