
Robin Fröhlich war auf dem besten Weg zum „Pokal-Helden“: Der Torwart hatte am Sonntag im Lotto-Pokal-Erstrunden-Spiel seines SC Nienstedten (Landesliga Hammonia) gegen den Oberliga-Neuling FC Union Tornesch zahlreiche starke Paraden gezeigt – und wäre in der Verlängerung und einem möglichen Elfmeterschießen vielleicht endgültig zum „Mann des Tages“ geworden. Es bleibt bei der Konjunktiv-Form, da in der Nachspielzeit kein Nienstedtener mehr fröhlich war – weil sich ausgerechnet Robin Fröhlich einen Patzer leistete, den der Tornescher Christian Kulicke nutzte, um sein Team zum 2:1-Sieg und in die Zweite Runde zu schießen. Aber der Reihe nach ...
Auf dem Kunstrasenplatz im Quellental hätten die Tornescher gerne an die vergangene Landesliga-Saison angeknüpft, in der sie beide Punktspiele gegen die Nienstedtener mit 5:2 gewonnen hatten. Ein ähnlich klares Ergebnis wäre erneut möglich gewesen – wenn, ja wenn die Gäste-Kicker in der ersten Halbzeit ihre guten Torchancen genutzt hätten. „Es hätte zur Pause schon 3:0 oder 4:0 für uns stehen können“, erklärte Union-Trainer Thorben Reibe, der aber vor dem Seitenwechsel nur einen einzigen Treffer bejubeln konnte. Dieser fiel nach einer Viertelstunde und war ebenso schön aus Union-Sicht wie unglücklich für die Nienstedtener: Ein satter 16-Meter-Schuss von Jan Eggers sprang nämlich an den Pfosten, dann an den Rücken von Robin Fröhlich und schließlich zum 0:1 in das Netz. In der Folge verpassten es die Gäste, ihren Vorsprung auszubauen: Tim Moritz kam nach einem Eckstoß von Eggers aus fünf Metern zum Kopfball, den Robin Fröhlich aber stark hielt. Dann hatte auch Kulicke kein Zielwasser getrunken, ehe der sonst so treffsichere Björn Dohrn und der agile Eggers jeweils noch zwei Großchancen vergaben.
So blieb die Partie ergebnistechnisch eng und Reibe warnte seine Schützlinge in der Kabine davor, dass die knappe Führung „mit einer unglücklichen Situation schnell dahin sein könnte“. Damit bewies er geradezu hellseherische Fähigkeiten: Der Tornescher Philipp Werning zerrte im eigenen Strafraum am Trikot eines Nienstedteners, weshalb Schiedsrichter Jonathan Spindler (vom TSV Glinde) auf Elfmeter entschied. Diesen verwandelte Jakob Drinkuth zum 1:1 (54.). „Danach haben wir unsere anfängliche Souveränität verloren“, gestand Reibe, dass nun „eine gewisse Unruhe“ auf dem Platz herrschte. Trotzdem hätte der Favorit zeitig wieder in Führung gehen können, doch Fabian Knottnerus und Kulicke vergaben zwei weitere aussichtsreiche Gelegenheiten. So sah schon alles nach einer Verlängerung aus, als die eingangs umschriebene Szene für die Entscheidung in der Nachspielzeit sorgte: Bei einem Rückpass der Heim-Elf setzte Kulicke nach und lief Robin Fröhlich an: Der bis dahin so starke Torwart wollte den Tornescher ausspielen, passte den Ball dabei aber versehentlich genau in den Fuß von Kulicke, der zum 1:2 in das verwaiste Gehäuse einschob (93.).
Eine Minute packte Spindler noch drauf und es wäre den wackeren Nienstedtenern – allen voran dem armen Robin Fröhlich – zu gönnen gewesen, dass sie noch zum 2:2 egalisieren und sich so doch noch in die Extra-Spielzeit retten. Immerhin erspielte sich die Heim-Elf noch einen Eckstoß, der allerdings nichts einbrachte, ehe der Abpfiff erfolgte. „Wir haben aufgrund der ersten Halbzeit definitiv verdient gewonnen, es uns aber unnötig schwer gemacht“, urteilte Reibe. Die SCN-Verantwortlichen können, dem Pokal-Aus zum Trotz, zuversichtlich der kommenden Saison entgegenblicken. Übrigens: Am 6. August 2013, also fast genau vor sechs Jahren, hatten die Nienstedtener in der Zweiten Pokal-Runde einen 3:1-Sieg gegen Union Tornesch gefeiert (SportNord berichtete, siehe unten stehenden Link); damals gehörten beide Teams noch der Kreisliga an.