
Nach dem Hamm United FC, der bereits am Sonnabend das allererste Oberliga-Spiel in seiner Vereinsgeschichte beim SV Rugenbergen mit 2:1 gewonnen hatte, betrat am Sonntag ein weiterer echter Neuling die Bühne Oberliga Hamburg. Der FC Union Tornesch, der im Juni durch die Nichtmeldung des Wedeler TSV und das gewonnene Entscheidungsspiel gegen den VfL Lohbrügge erstmals den Sprung in Hamburgs höchste Klasse geschafft hatte, empfing den SV Curslack-Neuengamme. In einer spektakulären Partie fielen sechs Tore, die am Ende ein 3:3-Unentschieden ergaben. Schiedsrichter Martin Pfefferkorn (vom SC Urania) griff zudem dreimal in seine Gesäßtasche und zog den Zorn der Gäste auf sich – aber der Reihe nach ...
In einer ausgeglichenen Anfangsphase nutzten die Tornescher gleich ihren ersten echten Angriff zum Führungstor: Nach einem Einwurf legte sich Björn Dohrn den Ball mit seinem Kopf und seiner Brust vorbei an seinem Gegenspieler und passte klug zurück zu Philipp Werning, der aus 13 Metern freie Schussbahn hatte und traf (7. Minute). „Das war fast wie ein Elfmeter“, befand Union-Trainer Thorben Reibe, während Werning nicht nur das erste Oberliga-Tor in der Geschichte des FC Union, sondern auch sein erstes im 75. Einsatz in Hamburgs Beletage – zuvor kickte er dort für den VfL Pinneberg und den FC Elmshorn – erzielte. In der Folge sah Reibe aber „große Lücken in der Defensive“ seines Teams, das „nach dem 1:0 bis zur Pause keinen Zugriff mehr gehabt“ hätte, wie er zugab. So kamen die Curslack-Neuengammer immer wieder mit Pässen in die Zwischenräume und nach diesem Strickmuster auch zum 1:1-Ausgleich, den Marco Schubring erzielte (27.). Weitere Chancen der Gäste vereitelte Union-Torwart Norman Baese, ehe dem Tornescher Kapitän Jan-Philipp Zimmermann kurz vor der Pause ein Ball über den Fuß sprang, was erneut Schubring nutzte – 1:2 (45.).
„Der Rückstand zur Halbzeit war verdient, aber nach dem Seitenwechsel haben wir ein ganz anderes Bild abgegeben und stark nach vorne gespielt“, stellte Reibe zufrieden fest. Der schnelle Ausgleich für die Heim-Elf wäre möglich gewesen, doch nacheinander scheiterten Dohrn von halblinks und Christian Kulicke von halbrechts (47.). Ein Tor von Kulicke fiel der schlechten Vorteilsauslegung von Pfefferkorn zum Opfer (52.), ehe Phillip Kuschka es nach Dohrns Kopfballverlängerung von halbrechts aus mit einem Heber versuchte, der knapp am langen Pfosten vorbei ging (55.). „Wir hatten in dieser Phase viele gute Chancen“, erklärte Reibe. Allerdings schnupperten die Gäste auch zweimal am dritten Tor: Erst hatte Moritz Kühn auf der rechten Seite freie Bahn, zielte aber knapp am langen Pfosten vorbei (50.). Und dann war Julian Künkel schon links an Baese vorbeigezogen, doch seinen Schuss klärte Union-Verteidiger Kjell Ellerbrock vor der eigenen Torlinie (73.).
Kurz darauf bekam Ellerbrock vor der Curslacker Trainerbank von Timo Lenz einen Tritt an die Außenseite seines rechten Fußes. Lenz sah „Gelb-Rot“ und Ellerbrock musste kurz darauf verletzt passen. Trotz Unterzahl schienen die Gäste einem Auswärtssieg entgegenzusteuern, denn Schubring schloss einen Konter über die linke Seite mit dem 1:3 ab, als er an Baese vorbei zog und aus spitzem Winkel traf (79.). Die Hausherren rannten aber weiter an. Und nachdem Gäste-Akteur Mark Brudler wegen Zeitspiels bei der Ausführung eines Einwurfs und höhnischen Applaudierens in einer Aktion ebenfalls „Gelb-Rot“ gesehen hatte, gelang den Torneschern in doppelter Überzahl tatsächlich noch der Ausgleich. Dohrn nickte erst eine Linksflanke von Jan Eggers ein (90.), ehe Fabian Knottnerus nach einem langen Einwurf von Flemming Lüneburg an SVCN-Keeper Gianluca Babuschkin scheiterte und Dohrn den Abpraller versenkte (94.).
„Wenn die Partie fünf Minuten länger gegangen wäre, hätten wir wohl sogar noch gewonnen“, vermutete Reibe, während Pfefferkorn nach dem Abpfiff noch ein drittes Mal in seine Gesäßtasche griff. Oliver Franz soll – so sah es jedenfalls der Unparteiische – einen Ball in seine Richtung geworfen haben, wofür er glatt „Rot“ zückte. Die Unzufriedenheit der Curslacker mit dem Ergebnis und dem Referee wurde durch dieses unschöne „Nachspiel“ natürlich noch einmal vergrößert. Und wenn am Freitag, 2. August um 19 Uhr am Gramkowweg das erste Heimspiel gegen den Niendorfer TSV ansteht, muss SVCN-Coach Matthias Wulff nun auf die gesperrten Brudler, Franz und Lenz verzichten.