Kreisliga 2: Kleine, aber leckere Brötchen bei der SV Blankenese


Das Abstiegsgespenst, das die Liga-Mannschaft der SV Blankenese in der Kreisliga 7 längst dahingerafft hatte, kreiste im Frühjahr lange auch über der SVB-Reserve in der Kreisliga 2 (SportNord berichtete, siehe unten stehenden Link). Am vorletzten Spieltag brachte ein 2:0-Sieg gegen den SC Victoria Hamburg III den Blankenesern dann die Rettung. Nachdem sie auch ihr letztes Saisonspiel beim Bahrenfelder SV 19 mit 7:3 gewonnen hatte, schloss die SVB-Zweite die Serie 2018/2019 sogar noch als Tabellen-Neunter ab. Der erfolgreiche und auch unglaublich sympathische Trainer Andrew Langenbacher, der die Mannschaft als Integrations-Team im Sommer 2015 als Drittvertretung des Vereins gegründet hatte (SportNord berichtete), wird in der kommenden Saison nun die Liga-Mannschaft der SVB stellen. Im Interview mit SportNord blickt der 57-Jährige auf den hinter ihm liegenden Abstiegskampf zurück und zugleich auch in die Zukunft ...


SportNord: Wie haben Sie die letzten Wochen der Saison erlebt?
Andrew Langenbacher: „Ich hatte ehrlich gesagt einige schlaflose Nächte ... Eigentlich wollten wir ja in dieser Serie nicht mehr gegen den Abstieg spielen. Aber nachdem es schon im letzten Jahr einen nervenzerreißenden Kampf um den Klassenerhalt gab, war auch in dieser Saison wieder kräftiges Nägelkauen angesagt. Gegen die Dritte Mannschaft des SC Victoria kam es dann am vorletzten Spieltag zum direkten Duell um einen der begehrten Plätze über dem Strich. Vor dem Anpfiff war klar: Der Sieger dieser Partie würde mit dem Verbleib in der Kreisliga belohnt werden ...“

SportNord: Wie haben sich Ihre Jungs in diesem Abstiegs-Endspiel geschlagen?
Langenbacher: „Am heimischen Dockenhuden haben wir sehr nervös angefangen und nicht gut in die Partie hineingefunden – unser Gegner war da etwas strukturierter, jedoch ohne sich dabei nennenswerte Chancen zu erarbeiten. Das Glück und Jan Ole Holst sorgten dann aber für unsere 1:0-Pausenführung. Uns war klar, dass es in diesem ‚Finalspiel‘ nicht um den Schönheitspreis ging, sondern um das Überleben in der Klasse. Aber um den nun greifbaren ‚Dreier‘ einzufahren, mussten wir noch eine Schippe drauflegen. Der Führungstreffer gab unseren Jungs Selbstvertrauen und sie setzten fortan auch spielerische Akzente. Das 2:0 sorgte dann für eine Vorentscheidung und es gab auf unserer Seite noch etliche Konterchancen, die aber ungenutzt blieben. Der Schlusspfiff glich einer schönen Sinfonie und die Freude war riesengroß!“

SportNord: Wie viele Glückwünsche konnten Sie entgegennehmen?
Langenbacher: „Sehr viele. Unter den zahlreichen Zuschauern war auch Felix Schuhmann, Kapitän der Oberliga-Mannschaft des SC Victoria, der uns sportlich fair zum verdienten Sieg gratulierte, worüber ich mich sehr gefreut habe. Und auch für unseren Verein war unser Klassenerhalt ganz, ganz wichtig: Als Zweite Mannschaft der SV Blankenese haben wir nun nämlich den Supergau verhindert: Da die Erstvertretung ihren freien Fall auch in dieser Saison fortgesetzt hat und in die Kreisklasse abgestiegen ist, was vor fünf Jahren, als sie noch der Oberliga Hamburg angehörte, undenkbar erschien, wäre unser Abstieg einer Katastrophe gleichgekommen.“

SportNord: Ihr Team legte einen beeindruckenden Endspurt hin!
Langenbacher: „Ja, in der Tat. In der Abschlusstabelle stehen wir auf einem scheinbar sicheren neunten Tabellenplatz. Um diesen zu erreichen, bedurfte es jedoch in den letzten fünf Saisonspielen eines großen Energieaufwands. Satte elf und dringend notwendige Punkte haben wir in diesem entscheidenden Zeitraum der Saison geholt. Wir haben viel zu lange im nervenaufreibenden Abstiegskampf festgesteckt und wurden erst am Ende für unsere spielerische Qualität endlich auch mit Punkten belohnt.“

SportNord: Wie geht es nun weiter bei der SV Blankenese?
Langenbacher: „Es gilt jetzt, den Scherbenhaufen zusammenzukehren und den freien Fall zu stoppen. Mit einer neu aufgestellten Fußball-Abteilungsleitung soll unser Klub erst einmal wieder in ruhigeres Fahrwasser geführt werden. Die letzten Tage und Wochen haben gezeigt, dass eine deutliche Aufbruchstimmung zu erkennen ist. Sportlich wurde bewusst auf eine erneute ‚große Lösung‘ verzichtet. Die Vereinsverantwortlichen haben unsere positive Entwicklung der letzten Jahre wahrgenommen und honorieren uns jetzt mit der Beförderung von der Zweiten zur Ersten Mannschaft. Die freundliche sowie familiäre Struktur unseres Teams soll wieder als ein Ideal für den ganzen Verein gelten.“

SportNord: Müssen Sie sich selbst manchmal kneifen, wenn Sie die Entwicklung Ihres Teams in den zurückliegenden Spielzeiten betrachten?
Langenbacher: „Fakt ist, dass diese Mannschaft vor vier Jahren noch als ein soziales Projekt begonnen hat. Als Dritte Herren der SV Blankenese erspielten wir uns zwei Aufstiege in Folge. Nach dem Sprung in die Kreisliga belegten wir dann als Zweitvertretung einmal den zwölften und nun mit dem Abschluss der Saison 2018/2019 den neunten Rang. Für den außenstehenden Betrachter ist dies vielleicht eine Platzierung unter ferner liefen – für uns aber war und ist es ein riesengroßer Erfolg.“

SportNord: Dass eine Mannschaft innerhalb von vier Jahren vereinsintern von der Dritten zur Ersten Mannschaft wird, dürfte es so auch noch nicht allzu oft gegeben haben ...
Langenbacher: „Das mag sein. Mir ist es an dieser Stelle noch einmal ein großes Bedürfnis, laut zu betonen, dass hier bei der SV Blankenese für Kreisliga-Fußball kein Geld gezahlt wird! Dieses jämmerliche, nach Außen dargestellte Image muss korrigiert werden. Wir haben mit dem Kunstrasen an der Simrockstraße als Ausweichplatz und dem traumhaft schönen Stadion am Sülldorfer Kirchenweg optimale Bedingungen – das ist Privileg genug. Bei der SV Blankenese werden kleine Brötchen gebacken, die aber sollen richtig lecker sein.“

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