Mit großer Verwunderung nahmen die Spieler und Verantwortlichen des VfL Pinneberg vor ihrem Derby bei der SV Halstenbek-Rellingen eine Aussage von Nikola Maksimovic zur Kenntnis: In einer lokalen Zeitung hatte Maksimovic, der im Juli 2013 nach drei Jahren beim VfL zu den „Baumschulern“ weitergezogen war, mit Verweis auf die Tabellensituation der beiden Mannschaften in der Oberliga Hamburg erklärt, dass es in dem Nachbarschaftsduell nur „um die goldene Ananas“ gehen würde. „Für mich persönlich ist das Derby zwischen HR und Pinneberg nie ein normales Punktspiel“, so VfL-Coach Michael Fischer, der am Sonntag auf Nachfrage von SportNord betonte: „Die Aussage von Maksimovic war für uns ein zusätzlicher Ansporn!“ Im Supermarkt kauften sich die Pinneberger eine Ananas, die mit goldenem Spray behandelt und auf eine Stange gesteckt wurde – und mit dieser goldenen Ananas feierten sie nach dem Abpfiff im Mittelkreis ausgelassen ihren Derby-Sieg.
Dabei sah es lange nach einem Unentschieden aus, weil die Pinneberger zwar die besseren Chancen hatten, es ihnen auf dem Jacob-Thode-Platz aber lange an der nötigen Präzision im Abschluss fehlte. Artur Frost war glänzend freigespielt worden von Torben Reibe, zog an seinem Gegenspeiler vorbei und visierte von halblinks aus das lange Eck an – irgendwie bekam HR-Keeper Adrian Matthäi aber noch seine Fingerspitzen an den Ball und lenkte ihn um den Pfosten herum (44.). Dann kam Christian Bruno Dirksen nach einem Freistoß von Sascha Richert aus drei Metern zum Kopfball – Matthäi lenkte den Ball aber mit einer Blitz-Reaktion noch zur Seite (62.). „Diese beiden Chancen hätten eigentlich sitzen müssen“, stellte Fischer fest. Sören Badermann, Frost und der eingewechselte Flemming Lüneburg vergaben weitere Gelegenheiten der Gäste. Auf der Gegenseite wurde der Halstenbeker Mladen Tunjic von Alexander Borck noch entscheidend gestört und traf aus acht Metern nur das Außennetz (20.). Kurz nach der Pause rutschte Ahmed Shefketov Osmanov nach einer Linksflanke mit seinem langen Bein nur knapp am Ball vorbei. Ansonsten sorgten die Hausherren noch bei einigen Standardsituationen für Gefahr vor dem Tor von VfL-Keeper Tim Brüggemann, der aber jederzeit Herr der Lage war. Dann kam die 89. Minute: Reibe ging zu Boden und bekam einen Freistoß zugesprochen. Bei der Pressekonferenz sagte HR-Coach Thomas Bliemeister, angesprochen auf diese Situation, nur lapidar: „Schwalbe!“ Fischer zeigte als „Beweis“, dass Reibe in dieser Szene getroffen wurde, sogleich dessen rote Streifen am Schlüsselbein vor ...
Fakt ist: Flemming Lüneburg trat an und jagte den Freistoß aus mittiger Position links an der Abwehrmauer vorbei exakt in den Winkel – ein echter Hammer, ein echtes Traumtor. Der Stadionsprecher gab den Zuschauern nicht nur mit auf den Heimweg, dass er sie nun „nachhause entlasse“, sondern stellte auch fest, dass der Sieg des VfL „total unverdient“ gewesen sei. „Dass eine derartige Feststellung einem Stadionsprecher obliegt, ist mir neu“, so Fischer, der betonte: „Wir sind sehr glücklich über diesen Derbysieg – denn für uns war das ein sehr emotionales Spiel!“ Besonders emotional wurde es, als Mark Müller, der das VfL-Team als Kapitän anführte, nach einer Stunde ausgewechselt wurde. Die Pinneberger Spieler bildeten ein Spalier, durch das Müller hindurchging. Hintergrund dieser Aktion: „Müller wird uns in diesem Sommer leider verlassen“, so Fischer, dem es ein Bedürfnis war, dem Innenverteidiger, der mit einer zweijährigen Unterbrechung (zwecks Studium spielte er von 2004 bis 2006 beim SV Böblingen) ein Jahrzehnt lang für die Kreisstädter kickte, einen besonderen Abschied zu gewähren. „Ein 0:0 wäre möglicherweise das gerechtere Ergebnis gewesen, denn HR besaß in der zweiten Halbzeit die bessere Spielanlage, während wir uns mehr auf das Kontern verlegt haben und Glück hatten, dass Lüneburg beim Freistoß den Hammer herausgeholt hat“, so Fischer. Sein Gegenüber Bliemeister, der bis 2005 noch 13 Jahre lang den VfL trainierte, bemängelte bei der anschließenden Pressekonferenz, dass seinen Halstenbekern der nötige Zug zum gegnerischen Tor gefehlt habe.