Bezirksliga Nord: VfL 93 gegen Falke 4:4. Ein echtes Spektakel


Der VfL 93, der im Kampf gegen den Abstieg jeden Zähler benötigt, sah gegen den HFC Falke schon wie der sichere Sieger aus. Doch die Schützlinge von Gäste-Coach Dirk Hellmann schlugen mit viel Moral und Charakter in der Nachspielzeit so richtig zu und holten so durch das 4:4 einen kaum noch für möglich gehaltenen Punkt. Dadurch übernahm Falke zumindest bis zum morgigen Sonntag, an dem der Eimsbütteler TV gegen den HSV Barmbek-Uhlenhorst II zum Topspiel antreten wird, mit einem Punkt Vorsprung vor dem ETV die Tabellenführung.

Den klar besseren Start in die Partie, die sich über 200 Zuschauer am Borweg nicht entgehen lassen wollten, hatte der HFC Falke und dominierte das Geschehen mit viel Ballbesitz und sehr selbstbewusster Herangehensweise.
Falkes Thomas Koster setzte das eigentliche Highlight des gesamten Spiels, als Schiedsrichter Thomas Maziarz auf Elfmeter entschied, nachdem Koster im Fünfmeterraum zu Fall gekommen war (8.). Was folgte war von Seiten Kosters dessen Info an den Referee, dass es kein Foul gegen ihn war! Es ging also weiter mit Ballbesitz VfL 93. In Zeiten, wo der Fußball in Hamburg leider viel zu viel durch Negativschlagzeilen geprägt ist, rieb man sich schon erstaunt die Augen über ein derart faires Verhalten. Respekt und volle Anerkennung Thomas Koster!
Zur verdienten 1:0 Führung der Gäste kam es dann aber doch, als jener Koster von rechts für Alexander Briegert auflegte, der den Ball aus sieben Metern ins Tor stocherte (16.).
Die Hausherren liefen Ball und Gegner gute 20 Minuten eigentlich nur hinterher. Dann endlich legten sie den Respekt gegenüber dem Tabellen-Zweiten, der nicht zielgerichtet auf das 2:0 ging, ein wenig ab und zeigten sich auch häufiger in der Hälfte der Gäste, die aber so gut wie nichts zuließen. Aus dem absoluten Nichts sorgte nach 32 Minuten Jonathan Dinse für den nicht absehbaren Ausgleich, als er den Ball per Freistoß aus gut 40 Metern zentral lang und hoch in den Falke-Strafraum trat. Dort schlug er dann über Torwart Marco Wendt hinweg im Kasten ein. Hier sah der Keeper richtig alt aus. Danach passierte bis zur Pause nichts Erwähnenswertes mehr.

Wie schon im ersten Durchgang erwischte Falke den besseren Start in die zweiten 45 Minuten. Thomas Koster mit zwei Halbchancen (47./48.) und auch Alexander Briegert, dessen Kopfball von einem VfL-Spieler auf der Linie geklärt wurde (53.) verpassten die erneute Führung. Nach 64 Minuten schlugen dann aber wieder die Hausherren zu. Philipp Lürwer entdeckte aus dem Mittelfeld eine riesige Lücke im Abwehrverbund der Gäste, legte so den Ball dem rechts startenden Sebastian Meyer in den Lauf, der schließlich im Strafraum abzog und zum 2:1 ins lange Ecke finalisierte. Als dann auch noch Jan-Hendrik Rathmann eine Rechtsflanke von Joker Ole Schüler per Kopfball zum 3:1 veredelte (75.) schien der Drops bereits annähernd gelutscht. Doch Spannung kam wieder auf, nachdem der eingewechselte Adrian Gonzalez einen Foulelfmeter (Foul an Timo Riemer) per Vollspann zum 2:3 in die Maschen knallte (82.).
Als dann aber Falkes Dennis Grienig als letzter Mann den Ball auf der Mittelinie gegen Ole Schüler herschenkte, dieser alleine aufs Tor zumarschierte und auf Jonathan Dinse querlegte, hatte Letztgenannter keine Probleme auf 4:2 zu erhöhen. Da waren 89 Minuten gespielt und die Sache damit gelaufen. Sollte man meinen. Was folgte war die fünfminütige Nachspielzeit, in der sich die bis dahin recht zuverlässige Abwehr des VfL 93 außer Rand und Band zeigte. Zunächst war sie im eigenen rechten Strafraum ins Trudeln geraten, gestattete Alexander Briegert eine Flanke von links, die schlussendlich durch ein Kopfball-Eigentor von Florian Brandt das 3:4 ermöglichte (90.+2). Damit nicht genug. Ein langer Falke-Ball von der Mittellinie landete beim aufgerückten Onno Lorenzen, von dessen Kopf die Kugel bei Bräuer landete. Der legte kurz vor für Briegert, der dann aus neun Metern zum 4:4 ins Tor und mitten ins Herz der Hausherren traf (90.+4).
Gleich danach war Schluss in einer Partie, die wirklich alles bot und die Hausherren als gefühlte Verlierer vom Platz gehen ließ.

„Ich bin natürlich auch enttäuscht, wie das hier am Ende gelaufen ist. Das ist schon extrem bitter, auch wenn ich vor dem Spiel ein Remis gegen einen Titelkandidaten unterschrieben hätte. Aber wer weiß, wozu der eine Punkt in der Endabrechnung noch gut sein kann“, sagte VfL-Coach Said Farhadi einige Minuten nach Spielende.
Alexander Briegert, zweifacher Torschütze, strahlte natürlich, gab aber auch zu: „Das ist dann wohl auch das Quäntchen Glück für das Team, das tabellarisch oben steht“, womit er sicherlich Recht hatte.

Aber allein die beschriebene Szene mit Thomas Koster nach acht Spielminuten lässt den einen Punkt für den HFC Falke, dessen Gesamtleistung von Höhen und Tiefen begleitet war, mehr als gerecht erscheinen.








hvp

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