Oberliga: ETSV am Anfang im Glück, am Ende souverän

Duell zwischen ETSV-Verteidiger Daniel Owusu (links) und dem Tornescher Anil Orhan.
(Foto-Credit: Johannes Speckner)

An einem Endergebnis von 6:0 gibt es nicht viel zu deuteln. Eigentlich. Dass der ETSV Hamburg am Sonntag beim FC Union Tornesch vollkommen verdient gewann, ist ebenfalls unstrittig. Wenn da nicht eine Szene aus der dritten Minute gewesen wäre, in der Schiedsrichter Daniel Gawron (TuS Osdorf) die „Eisenbahner“ eigentlich auf zehn Mann hätte reduzieren müssen. Der Tornescher Anil Orhan brach nämlich links durch und wurde von Fabio Parduhn, der in dieser Szene klar der letzte Mann der Gäste war, gefoult.

„Meinem Verständnis nach muss das eine Rote Karte nach sich ziehen – aber der Schiedsrichter war der Meinung, es sei zu früh im Spiel für einen Platzverweis“, klagte Union-Co-Trainer Danilo Veselinovic. Der 22-Jährige stand bei den Torneschern verantwortlich an der Seitenlinie, weil der eigentliche Chefcoach Martin Schwabe kurzfristig aus privaten Gründen verhindert war. So ging es mit Elf-gegen-Elf weiter und Veselinovic kritisierte neben dem Unparteiischen auch seine Schützlinge: „Wir haben leider zwischen den Ketten zu große Abstände gehabt.“ Davon profitierte vor allem ETSV-Stürmer Yannick Siemsen: „Er hat sehr stark gespielt und uns immer wieder vor Probleme gestellt“, sagte Veselinovic über den 27–Jährigen, der die Gäste in der 19. Minute auch in Führung brachte.

Der 0:1-Pausenstand war angesichts der unterschiedlichen finanziellen Möglichkeiten – die Union-Verantwortlichen mussten ihr Team komplett ohne monetäre Mittel neu formieren, während die „Eisenbahner“ sich nach ihrem Durchmarsch in die Oberliga mit hohem Aufwand noch einmal deutlich verstärkten – für die Hausherren durchaus als Erfolg zu werten. „Ja, wir haben in der ersten Halbzeit gut mitgehalten“, fand auch Veselinovic, der aber „mehr wollte“ und, um den Ausgleich zu erzielen, für den zweiten Durchgang eine offensivere Marschroute befahl. Dies wäre auch fast von Erfolg gekrönt gewesen, doch Jari Maack jagte den Ball nur an den Pfosten.

Dass die Tornescher nun hinten Mann-gegen-Mann agierten, ging dann aus ihrer Sicht in die Hose: Enis Ay vernachlässigte zweimal seine eigentliche Aufgabe, was die Gäste sofort nutzten: Erneut Siemsen (49.) sowie Vincent Boock von halblinks aus (50.) sorgten für einen 0:3-Zwischenstand. Veselinovic nahm Ay postwendend vom Platz und brachte für ihn Jannik Ahrens. Um die Chance, eventuell noch einmal in die Partie zurückzufinden, wurden die Union-Kicker dann leider auch von Gawron gebracht: Der Referee entschied auf Weiterspielen, als ETSV-Verteidiger Daniel Owusu im eigenen Strafraum Orhan nicht nur grenzwertig mit seinen Armen bearbeitete, sondern ihn auch umtrat. Dass Schiedsrichter-Assistent Timo Rehder (Heidgrabener SV) nicht eingriff, erklärte er wie folgt: „Gawron stand viel näher an der Szene und hatte gute Sicht.“

Endgültig entschieden war die Partie nach einer guten Stunde, als es zwischen Union-Keeper Adrian Weiß (er rief „Torwart“) und seinem Vordermann Leandro de los Santos Kurth („Ich habe ihn nicht gehört.“) zu einem Missverständnis kam: Der Verteidiger spielte den Ball vor seinem fangbereiten Schlussmann weg zur Seite, was Malte Pruchner nutzte, um von halbrechts aus gegen die Laufrichtung von Weiß humorlos zum 0:4 einzuschießen (62.). ETSV-Trainer Diamantis Cholevas führte kurz darauf eine wahre Wechsel-Arie durch, um noch möglichst vielen Akteuren Spielpraxis zu gewähren. Durchspielen durfte Christian Stark, der in der Schlussphase noch einen Doppelpack schnürte: Als Gawron in der Schlussphase genau hinschaute und den Gästen zwei Handelfmeter zusprach, verwandelte Stark jeweils (84./87.). In der Schlussminute hatte Stark noch einen Blitz-Hattrick auf seinem Fuß, jagte den Ball aber über die Latte.

(Johannes Speckner)

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