
(Foto-Credit: Johannes Speckner)
So etwas wie der „Tag der Überraschungen“ war der Sonnabend in der Oberliga Hamburg. Dass der FC Türkiye, ohne zahlreiche Stammkräfte und mit nur 15 Akteuren im Kader, beim bis dato verlustpunktfreien Spitzenreiter TuS Dassendorf mit 2:1 gewann, war schon nicht zu erwarten gewesen. Dass anschließend der als punktloses Schlusslicht angereiste, neu formierte FC Union Tornesch mit einem 1:1 bei Altona 93 – bis dato Rang-Zweiter – seinen ersten Saison-Punkt holte, war aber geradezu sensationell.
Beide Mannschaften einte, dass sie auf ihren Übungsleiter verzichten mussten. Während Union-Coach Martin Schwabe – nahm sich aus privaten Gründen eine mehrtägige Fußball-Auszeit – wie schon bei der 0:6-Heimpleite gegen den ETSV Hamburg von Co-Trainer Danilo Veselinovic vertreten wurde, fehlte 93-Chefcoach Andreas Bergmann wegen einer Rot-Sperre. An der Seitenlinie stand stattdessen Philipp Körner, der normalerweise die 93-Reserve in der Landesliga Hammonia betreut. Die von einigen Altonaer Anhängern via facebook und Instagram geäußerte Vermutung, Bergmann habe „in der zweiten Halbzeit Handy-Coaching betrieben“, ließ sich nicht überprüfen.
Vor über tausend Zuschauern auf der altehrwürdigen Adolf-Jäger-Kampfbahn legten die Tornescher einen echten Traumstart hin. Als die zweite Spielminute lief, flankte Konrad von Sobbe von rechts in die Mitte, wo Jesse Schmahl hochstieg, zum 1:0 in die lange Ecke einköpfte und sein Tor mit einem Luftsprung feierte. Die Altonaer blieben gelassen, schienen sie doch genug Zeit zu haben, das Ergebnis zu drehen. Allerdings mussten sie kurz darauf froh sein, dass es nicht 0:2 hieß: Nach einem Freistoß, den Tim Witte von links auf den kurzen Pfosten gezirkelt hatte, kam Leandro de los Santos Kurth ebenfalls frei zum Kopfball, setzte diesen aber knapp über die Latte (10.).
Dann übernahmen die Hausherren die Kontrolle. Jedoch taten sie sich gegen die Union-Kicker, die von ihren Trainern Veselinovic, Christian Ahrens und Florian Grosse aber perfekt auf die Altonaer Spielweise vorbereitet worden waren, extrem schwer. So brannte es erst in der 22. Minute im Gäste-Strafraum, als Prince Hüttner eine Rechtsflanke am zweiten Pfosten knapp verpasste. Den Torschrei schon auf den Lippen hatten die zahlreichen Altonaer Anhänger, als Lenny Glissmann von halblinks satt abzog, der Ball aber vom rechten Innenpfosten so wegsprang, dass er kurz vor der Torlinie längs und dann ins Tor-Aus rollte (26.).
Nach dem Seitenwechsel hatte der Favorit erneut Pech, als ein Kopfball von Michael Ambrosius nur auf die Latte sprang. Das verdiente 1:1 gelang schließlich dem agilen Glissmann, der nach einer guten Seitenverlagerung eine Rechtsflanke versenkte (74.). Der Druck der Altonaer wurde immer größer, aber Veselinovic stellte fest: „Wir haben auch einige aussichtsreiche Konterchancen gehabt.“ Bei diesen haderten die Tornescher mit Schiedsrichter Dennis Voß (TuS Dassendorf), der mehrere (taktische) Fouls von Gideon Baur und Bujar Sejdija ungeahndet ließ, ehe er Sejdija in der Schlussminute „Gelb-Rot“ zückte. Sogar einige 93-Anhänger nannten den Unparteiischen daraufhin einen „Heim-Schiri“.
Veselinovic wollte „nicht näher auf den Referee eingehen“, sondern stattdessen lieber die Leistung seiner Schützlinge hervorheben: „Sie haben sehr, sehr gut gespielt und sich den Punkt absolut verdient.“ Nach zuvor vier Niederlagen hätten „alle Spieler gewusst, wie wichtig diese Partie ist und dass wir endlich etwas Zählbares mitnehmen müssen, um nicht mit null Punkten in die Duelle mit unseren direkten Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt zu gehen“, so der 21-Jährige weiter. Veselinovic versprach zudem, dass nun im Torneum „eine intensive Vorbereitung auf den nächsten Gegner folgen“ werde. Am Sonntag, 3. September gegen den SC Victoria Hamburg würden die Tornescher gerne wieder überraschen ...
(Johannes Speckner)