
Alles schon mal dagewesen. Am 3. Oktober 2022 trugen die Spieler des TuS Holstein Quickborn ihren damaligen Torwart Nick Hoffmann auf Händen, weil er in der vierten Runde des Lotto-Pokals mit zwei gehaltenen Elfmetern den 7:5-Sieg im Entscheidungsschießen gegen den damaligen Hansa-Landesligisten ETSV Hamburg ermöglicht hatte. 316 Tage später warfen die TuS-Akteure am Dienstagabend Merlic Suhn in die Luft: Der 28-Jährige, der in diesem Sommer vom HSV Barmbek-Uhlenhorst ins Holstenstadion gekommen war – dafür wechselte Nick Hoffmann zu Fetihspor Kaltenkirchen –, hielt im Drittrunden-Duell beim Bezirksliga-West-Rivalen SV Lieth sogar alle drei (!) Elfmeter und bescherte seinem Team damit einen 3:0-Sieg nach Elfmeterschießen.
Suhn wandelte damit nicht nur auf den Spuren von Nick Hoffmann, sondern vor allem auf denen von Markus Kolke, der am 13. August im DFB-Pokal seinem Zweitligisten FC Hansa Rostock mit ebenfalls drei Paraden einen 3:0-Sieg in der ersten Runde beim Südwest-Regionalligisten FSV Frankfurt ermöglicht hatte. Zunächst scheiterten Thies Harbeck und Maximilian Konetzny aus ihrer Sicht flach rechts an Suhn, dann fand der erfahrene Nil von Appen flach links seinen Meister im Keeper. „Ich hatte auch ein bisschen Glück, weil ich mich bei allen drei Schüssen für die richtigen Ecken entschieden habe“, erklärte der Elfmeterkiller.
Philipp Matthiessen und Moritz Raasch, die SVL-Trainer Michael Blume als vierten sowie fünften Schützen vorgesehen hatte, durften – beziehungsweise mussten – nicht mehr gegen Suhn antreten, weil die ersten drei Quickborner Schützen allesamt getroffen hatten: Jonathan Hüneburg (flach rechts, SVL-Keeper Marian Rister sprang in die falsche Ecke), Fatih Sahin (flach links, Rister war dran) und Nick Brandes rechts halbhoch – Rister verharrte regungslos auf seiner Linie. TuS-Co-Trainer Andreas Ramcke, der sich in der Eulenstadt auch um das Torwart-Training kümmert, hatte somit Recht mit seiner vor dem Elfmeterschießen gegenüber Suhn geäußerten Prognose: „Du bist dreimal besser als der andere Torwart.“
Blume nannte die Niederlage „sehr unglücklich“, da sein Team „in einem guten Pokalspiel dem Sieg näher gewesen“ sei. Nach einer Phase zwischen der zehnten und der 30. Minute, in der Blume seine Elf „sehr unsortiert“ sah, hätten die Liether „in der zweiten Halbzeit auf das Führungstor gedrängt“, betonte Blume. In der 70. Minute erkannte Schiedsrichter Axel Kahl (Holsatia im Elmshorner MTV) einen Treffer der Klein Nordender jedoch nicht an. Und in der Schlussphase kam der aufgerückte SVL-Verteidiger Patrick Scheidt zweimal nach einem von Appen-Freistoß zum Kopfball, die er jedoch erst rechts (82.) und dann links (84.) vorbei setzte. So wurde nicht der 39-Jährige Scheidt, sondern Suhn zum „Mann des Tages“.
(Johannes Speckner)