Kreisklasse 8: Nach Abbruch 0:3-Pleite für beide


Am Mittwochabend verhandelte das Sportgericht des Hamburger Fußball-Verbandes über den Abbruch des Topspiels der Kreisklasse 8 zwischen den Sportfreunden Uetersen (Rang-Dritter mit 32 Zählern) und Gencler Birligi Elmshorn (Spitzenreiter mit 34 Punkten). Zur Erinnerung: Die Partie des zwölften Spieltages war am Sonntag, 16. Oktober beim Stand von 0:0 abgebrochen worden. Nachdem Sportfreunde-Stürmer Salih Cetinkaya den Gencler-Akteur Mesut Yildiz brutal attackiert hatte, war es auf dem Platz des Rosenstadions zu einer Rudel-Bildung und vielen unschönen Szenen gekommen, so dass Schiedsrichter Kevin Averhoff (vom TSV Seestermüher Marsch) die Begegnung abbrach (SportNord berichtete, siehe unten stehenden Link).

Nach der Verhandlung vor dem HFV-Sportgericht, das die Partie für beide Teams mit 0:3 wertete, Geldstrafen aussprach (500 Euro gegen die Sportfreunde sowie 400 Euro gegen Gencler) und Cetinkaya für zwei Jahre sperrte, sprach SportNord mit Verantwortlichen beider Teams ...


... Ayhan Ayikli, Erster Vorsitzender der Sportfreunde, erklärte:

„Ich bin am Mittwochabend erst gegen 23 Uhr wieder zuhause gewesen und hoffe, ein weiterer Besuch vor dem Sportgericht bleibt mir in Zukunft erspart. Folgender Beschluss wurde verkündet: Cetinkaya wurde aufgrund seiner groben Unsportlichkeit für zwei Jahre bis zum 2. November 2013 gesperrt. Das Spiel wurde für beide Mannschaften mit einer 0:3-Niederlage gewertet. Zudem wurde beiden Vereinen eine Geldstrafe auferlegt, da sich bei den entstandenen Tumulten die Feldspieler, einige Akteure von der Reservebank sowie einige Zuschauer beteiligt haben. Ich denke, dass das Verhalten einiger Personen aus beiden Mannschaften eine Situation entstehen ließ, die wir auf den Fußballplätzen nicht sehen möchten. Daher nehmen wir das Urteil an und werden in Zukunft mit einer noch größeren Sorgfalt darauf hinwirken, dass sich zumindest bei unseren Spielen eine solche Situation nie mehr wiederholt!“


... Gencler-Geschäftsführer Mehmet Karakavak berichtete:

„Das Urteil, die Partie für beide Teams mit einer 0:3-Niederlage zu werten, war eine Überraschung für uns. Der HFV ist dabei davon ausgegangen, dass Gencler sich an der Schlägerei beteiligt hat – das ist aber definitiv nicht so gewesen. Denn unsere Spieler haben sich ja nicht geprügelt, sondern einer unserer Spieler ist zusammengeschlagen worden. Der Sportfreunde-Spieler Cetinkaya war von Anfang an auffällig und hat sich schon nach einer Viertelstunde eine versuchte Tätlichkeit gegen Nihat Meric geleistet, hat Meric jedoch zum Glück nicht getroffen. Der Schiedsrichter hat das nicht gesehen und es deshalb auch nicht geahndet – aber die Trainer und Verantwortlichen der Uetersener haben es gesehen und hätten Cetinkaya auswechseln müssen. Als Cetinkaya dann in der zweiten Halbzeit endlich ausgewechselt werden sollten, sagte unser Spieler Mesut Yildiz beim Rausgehen des Spielers: ‚Ein Glück geht er jetzt!‘ ...

Als sich Yildiz schon wieder abgewendet hatte, hat sich Cetinkaya plötzlich umgedreht, hat Yildiz von hinten mit der flachen Hand über den Kopf geschlagen und den am Boden liegenden Yildiz dann mit mehreren Tritten brutal attackiert. Es ist doch klar, dass unsere Spieler dann versucht haben, Yildiz zu schützen und zu retten. Wir sind definitiv in Unterzahl gewesen: Von uns waren die elf Spieler, die gespielt haben, sowie vier Ersatzspieler, drei Trainer und fünf Personen aus dem Vorstand auf dem Platz. Dass die Sportfreunde-Verantwortlichen behaupten, wir hätten uns an der Schlägerei beteiligt, stimmt einfach nicht: Wir haben nur versucht, den am Boden liegenden Yildiz zu schützen. Natürlich konnte der Schiedsrichter nun nicht genau sagen, wer während des Tumultes was gemacht hat. Aber ich denke, die ganze Situation wäre nicht so eskaliert, wenn Uetersen Ordner gehabt hätte – aber leider war wohl kein einziger Ordner zu sehen.

Und wenn doch Ordner vor Ort gewesen sein sollten, dann haben sie ihre Arbeit nicht gemacht und ihre Aufsichtspflicht verletzt – denn ansonsten hätten sie die Person, die unsere Spieler mit einer Fahnenstange attackiert hat, aufhalten müssen. Ich finde es schade, dass die Sportfreunde-Verantwortlichen vor dem Sportgericht behauptet haben, sie würden die Person, die mit der Fahnenstange unsere Spieler verprügelte, nicht kennen. Als peinlich empfand ich es ebenfalls, dass Herr Ayikli, der in den Medien groß und breit erklärt hatte, dass sich sein Verein von Cetinkaya trennen würde, auf die Frage des Sportgerichts, ob der Spieler noch im Verein wäre, mit einem ‚Ja‘ antwortete. Wenn Herr Ayikli in der Öffentlichkeit schon damit herum prahlt, dass sich sein Verein ‚mit sofortiger Wirkung von Cetinkaya trennen‘ würde, dann hätte er ihm auch die Mitgliedschaft kündigen müssen!

Natürlich fühlen wir uns jetzt ungerecht behandelt, denn die Hauptargumentation des Gerichtes, die Partie für beide Teams mit 0:3 zu werten, war, dass sich unsere Spieler an der Schlägerei beteiligt haben. Fakt ist aber, dass sie sich nur geschützt und natürlich auch gewehrt haben – aber wie will man das differenzieren? Ich will Ihnen einmal ein Beispiel nennen: Wenn jemand einen Auffahrunfall verursacht, der Geschädigte aus seinem Auto aussteigt und dann vom Unfallverursacher zusammengeschlagen wird – wenn dann entschieden werden würde, dass beide Schuld sind, dann wäre das genauso kurios wie dieses Sportgerichtsurteil. Wir werden uns mit dem Vorstand beraten und dann vermutlich in Berufung gehen – wir haben ja sieben Tage Zeit, um die Berufungsgebühr von 150 Euro zu überweisen. Fakt ist: Die Wertung dieser Partie am Ende im Kampf um die Meisterschaft und den Aufstieg in die Kreisliga entscheidend sein kann!“


(JSp)

 Redaktion
Redaktion Artikel