
Am letzten Spieltag einer Saison heißt es bei fast jedem Verein und jeder Mannschaft „Abschied nehmen“. Einen ganz besonderen Abschied gibt es am Freitag, 22. Mai beim TSV Buchholz 08: Thomas Titze, der wie kein zweiter für die Etablierung des Vereins aus der Nordheide in der höchsten Hamburger Spielklasse steht, scheidet nach 23 Jahren als TSV-Trainer, davon zwölf Spielzeiten als Herren-Coach, aus. In seinem letzten Spiel geht es in der heimischen Otto-Koch-Kampfbahn gegen den USC Paloma.
Im Mittelpunkt des Interesses steht aber am Freitagabend, wenn alle acht Partien des letzten Spieltages zeitgleich um 19 Uhr angepfiffen werden, das Fernduell um die Hamburger Meisterschaft: Der letztjährige Meister TuS Dassendorf geht mit 65 Punkten und 76:30-Treffern als Spitzenreiter in die letzte Runde; der letztjährige Regionalliga-Absteiger SC Victoria Hamburg, der mit 64 Zählern und 69:36-Toren und somit einer um 13 Treffer schlechteren Tordifferenz Tabellen-Zweiter ist, ist der einzige verbliebene Titel-Rivale. Der Rang-Dritte HSV Barmbek-Uhlenhorst (61 Zähler) verpasste am vergangenen Sonntag mit einer überraschenden 0:1-Heimpleite gegen den letztjährigen Neuling FC Süderelbe die Chance, zum Abschluss ein echtes „Endspiel“ um den Titel am Wendelweg bestreiten zu dürfen. Selbst mit einem Sieg im direkten Duell könnten die Barmbeker ihren derzeitigen Vier-Punkte-Rückstand auf die Dassendorfer nicht mehr wettmachen und bestenfalls noch Vizemeister werden (falls „Vicky“ zeitgleich verliert). Zumindest den Bronze-Rang hat die Elf von BU-Coach Frank Pieper bereits sicher.
Für das Team von TuS-Trainer Jan Schönteich ist die Ausgangsposition klar: Ein Heimsieg wäre gleichbedeutend mit der Titelverteidigung. Dieses Kunststück war in Hamburgs höchster Liga zuletzt dem SC Victoria gelungen, der von 2007 bis 2010 sogar viermal hintereinander triumphierte. Für „Vicky“ ist am Freitagabend ein Sieg bei Süderelbe (zwölfter Rang, 38 Zähler) die Voraussetzung, um noch auf den ersten Platz klettern zu können. Fas Dassendorf dann zeitgleich nicht gewinnt, wäre die Elf von SCV-Coach Lutz Göttling dann nämlich Hamburger Meister. Ein Unentschieden würde Victoria zum nur Titelgewinn genügen, wenn Dassendorf mit mindestens 14 (!) Toren Abstand verliert, was zugegeben sehr unwahrscheinlich ist. Für das Team aus dem Sachsenwald bedeutet dies im Umkehrschluss: Holt „Vicky“ nur einen Punkt, kann es sich aufgrund seiner aktuell sieben mehr erzielten Tore eine Niederlage mit bis zu 13 Treffern Differenz erlauben und wäre trotzdem noch Meister. Verliert der SC Victoria, hat Dassendorf den ersten Platz in der Endabrechnung so oder so sicher.
Für BU endete gegen Süderlebe eine stolze Serie von 13 ungeschlagenen Punktspielen am Stück. Am Pfingstmontag, 25. Mai treffen die Barmbeker im Oddset-Pokal-Finale auf ihren Oberliga-Rivalen SC Condor, ab 16 Uhr rollt im Stadion Hoheluft der Ball (SportNord berichtete vorab, siehe unten stehenden Link). Die Dassendorfer feierten bereits am vergangenen Freitag einen 3:0-Sieg beim BSV Buxtehude. Kristof Kurczynski erzielte dabei alle drei Treffer des Spitzenreiters (58., 62., 76.). Im Hinspiel hatte BU die Dassendorfer am 23. November 2014 mit 2:1 geschlagen. In der vergangenen Saison gab es zwei TuS-Siege gegen den früheren Zweitligisten, daheim mit 2:0 am 16. November 2013. Der letzte BU-Sieg am Wendelweg datiert vom 14. August 2011 (3:1 noch in der Landesliga Hansa). Der SC Victoria, der als einziger Hamburger Oberligist beim Norddeutschen Fußball-Verband eine Zulassung für die kommende Regionalliga-Saison beantragte und auch erhielt, in der vergangenen Woche aber seinen Verzicht auf eine Teilnahme an der Aufstiegsrunde erklärte, gewann seine jüngsten vier Partien allesamt. Zuletzt gab es am vergangenen Sonnabend einen 3:2-Sieg gegen den SV Curslack-Neuengamme; diesen stellten nach einem zweimaligen Rückstand Bekim Rinik Carolus (19.), Marius Ebbers (73.) und Alexandros Tanidis (77.) sicher.
Tabellarisch kaum noch interessant, zieht das Duell zwischen dem SV Curslack-Neuengamme (13. Platz, 37 Punkte) und dem Drittletzten SC Vier- und Marschlande (16 Zähler), der bereits als Absteiger feststeht, seine Brisanz aus dem Derby-Charakter. Mit dem TuS Germania Schnelsen (Vorletzter mit neun Zählern) und dem VfL Pinneberg (fünfter Platz, 53 Punkte) treffen zudem zwei zuletzt sehr erfolglose Teams aufeinander. Die seit 22 Runden sieglosen Germanen erreichten am vergangenen Sonntag nach zuvor elf Niederlagen in Folge immerhin ein 3:3-Remis beim SCVM. Sollten die Schnelsener nun erneut etwas Zählbares mitnehmen, würden sie die Saison immerhin im zweistelligen Punktebereich beenden. Die Pinneberger kassierten am vergangenen Sonntag mit einem 0:3 gegen Buchholz ihre dritte Niederlage in Folge und verloren insgesamt fünf ihrer jüngsten sechs Auftritte. Condor stimmt sich mit einem Heim-Aufritt gegen Buxtehude auf seine zweite Pokal-Final-Teilnahme in Folge ein, Altona 93 erwartet vor sicherlich großer Zuschauer-Kulisse den SV Rugenbergen und die SV Halstenbek-Rellingen beendet die Saison gegen den Niendorfer TSV.