Kreisliga 2: SVS Mesopotamien wehrt sich gegen Ausschluss

Trainer Michel Aydogdu findet im Gespräch mit SportNord deutliche Worte.
(Foto-Credit: Johannes Speckner)

Die böse Überraschung folgte am Mittwochvormittag. Denn einen Tag nach der Verhandlung vor dem Sportgericht des Hamburger Fußball-Verbandes, das den SVS Mesopotamien nach dem abgebrochenen Spiel beim FK Nikola Tesla II zum 0:3-Verlierer erklärt und zu einer Geldstrafe in Höhe von 150 Euro verurteilt hatte, teilte der HFV-Spielausschuss dem Verein mit, dass er so, wie von SportNord bereits am 6. April vermutet, nach der zweiten 0:3-Wertung in dieser Saison vom Spielbetrieb ausgeschlossen werden würde.

„Das war ein Schock für uns“, erklärte SVS-Coach Michel Aydogdu, der im Gespräch mit SportNord nachlegte: „Dass wir zum 0:3-Verlierer erklärt worden sind und neben den Verfahrenskosten in Höhe von 80 Euro auch noch eine Geldstrafe in Höhe von 150 Euro zahlen sollten, hatten wir zähneknirschend akzeptiert – aber dass wir jetzt aus der Liga ausgeschlossen werden sollen, geht zu weit.“ Hiergegen werde sein Verein „natürlich in Berufung gehen und vor das Verbandsgericht ziehen“, so Aydogdu, der zudem ankündigte: „Wir werden in die Offensive gehen und möglichst viele Medien auf das Thema aufmerksam machen.“

Gegenüber SportNord erklärte der Trainer noch einmal, weshalb er seine Mannschaft am 6. April an der Baurstraße vom Platz holte: „Fakt ist, dass der Schiedsrichter unseren Kapitän, der afrikanischer Herkunft ist, diskriminiert hat.“ Laut Aydogdu habe der SVS-Kapitän nach einer Roten Karte gegen sein Team beim Unparteiischen nachgefragt, wofür er den Platzverweis verhängt habe. „Daraufhin hat der Referee entgegnet: ‚Mit sowas wie dir spreche ich nicht.‘“, betonte Aydogdu, nach dessen Schilderung diese Aussage seinen Kapitän „zutiefst schockiert“ habe: „Er kam mit Tränen in den Augen auf mich zu und hat mir den Sachverhalt geschildert.“

Darauf habe er als Trainer reagiert, indem er sein Team vom Platz beordert habe: „Unter diesem Referee wollten wir nicht weiterspielen“, so Aydogdu, der „riesiges Vertrauen in den Verband hatte, dass er das Verhalten des Schiedsrichters entsprechend ahnden wird“. Doch am Mittwoch bei der Verhandlung sei der Schiedsrichter vom Richter „komplett in Ruhe gelassen und sein Verhalten in keiner Weise hinterfragt worden“, klagte Aydogdu, der dies „überhaupt nicht nachvollziehen“ konnte: „Er hat mit seiner Aussage dafür gesorgt, dass unser Spieler weinen musste, und das wird vom HFV jetzt komplett heruntergespielt – das geht nicht.“

Dass von Seiten des Sportgerichts nichts von dem bevorstehenden Ausschluss gesagt wurde, kann Aydogdu ebenfalls „nicht nachvollziehen“, denn sonst hätten die Verantwortlichen seines Vereins „natürlich sofort an Ort und Stelle Einspruch eingelegt“. Bei seinem Team verhalte es sich anders, als etwa beim Störtebeker SV, der nach zwei Spielabbrüchen im Herbst 2024 ebenfalls vom Spielbetrieb ausgeschlossen worden war: „Damals war Gewalt mit im Spiel – bei uns nicht. Und niemand kann von uns erwarten, dass wir weiterspielen, wenn einer unserer Spieler vom Schiedsrichter rassistisch beleidigt wird.“

In Bezug auf den Schiedsrichter ergänzte Aydogdu, dass ihn nach dem Spielabbruch „einige Trainerkollegen kontaktiert hätten, die mit diesem Referee leider schon ähnliche Erfahrungen machen mussten“. Dass der Unparteiische seinem Kapitän „derartige Dinge an den Kopf warf“, tut Aydogdu selbst „richtig weh“, denn er beteuerte: „Unser Kapitän hatte einen schweren Weg, bis er hier in Deutschland Fuß gefasst hat – aber er ist ein herzensguter Mensch und hat so etwas ganz einfach nicht verdient.“

Nach der Neuansetzung des abgebrochenen Landesliga-Spiels zwischen dem FC Union Tornesch und TBS Pinneberg, die auch Aydogdu sehr überraschte („Das Urteil des Verbandsgerichts ist eine absolute Frechheit.“), sei der vom Verband beschlossene Ausschluss seines Vereins „ein neuer, absoluter Tiefpunkt von Seiten des HFV, der ja der Öffentlichkeit gegenüber immer so tut, als würde er sich gegen Rassismus einsetzen“, tadelte der SVS-Coach.

Was die sportliche Zukunft angeht, machte Aydogdu keinen Hehl daraus, dass es für seine Mannschaft „natürlich der absolute Supergau wäre“, wenn der Ausschluss Bestand haben sollte: „Wenn wir in der kommenden Saison in der Kreisklasse einen Neuanfang hinlegen müssten, wäre das einfach nur bitter – deshalb werden wir alles daran setzen, das noch abzuwenden“. Nachdem es eigentlich schon in der aktuellen Serie das Ziel war, in die Bezirksliga anzupeilen (Aydogdu: „Leider fehlten uns gerade zu Saisonbeginn urlaubsbedingt zahlreiche Spieler, wodurch wir viele Punkte liegengelassen haben.“), hätten alle Akteure für die kommende Spielzeit zugesagt, „um den Sprung in die Bezirksliga zu schaffen“, so der Trainer, der aber abschließend betonte: „Notfalls würden wir auch zusammen in die Kreisklasse gehen, denn wir sind ein Team, das für seinen Kapitän einsteht – und gehen Rassismus.“

Auch interessant: Stellungnahme des Vorstands des SVS Mesopotamien zum Urteil des HFV-Sportgerichts nach dem Spielabbruch

(Johannes Speckner)

 Redaktion
Redaktion Artikel