
Schon vor dem Anpfiff von Schiedsrichter Volker Grimm (vom SC Hamm 02), der am Sonntag erst um 17.02 Uhr erfolgte, waren sich die Ersatzspieler des Kummerfelder SV ihrer Sache sicher: Sie hatten mehrere große Biergläser organisiert ‒ und als das „Aufstiegs-Endspiel“ gegen den Heidgrabener SV dann abgepfiffen worden war, wurde das kühle Nass unter anderem über Werner von Bastian ausgekippt. Der KSV-Coach versuchte vergeblich, dem Bier-Bad mit einem schnellen Sprint zu entgehen. Während sich die Kummerfelder freudetrunken in den Armen lagen, sanken die Heidgrabener erschöpft zu Boden: Aufgrund einer um drei Treffer schlechteren Tordifferenz gegenüber Kummerfeld verpassten sie die Vizemeisterschaft und damit aller Voraussicht nach auch den Aufstieg (SportNord berichtete, siehe unten stehenden Link).
Bei einer Niederlage mit einem Tor Differenz hätten die Heidgrabener den Aufstieg noch geschafft. Insofern war es für sie zwar ärgerlich, aber noch kein Beinbruch, dass die Hausherren in der 16. Minute in Führung gingen. Als KSV-Keeper Alexander Dahnke einen Ball abgefangen und ihn nach links nach vorne gerollt hatte, spielten die Kummerfelder einen Diagonalpass auf der rechten Seite, wo sich ihr Torjäger Christopher Klengel den Ball erlief und HSV-Torwart Krystof Barth von halbrechts aus zum 1:0 überlupfte. „Bei diesem Gegentor haben wir gleich in zwei Situationen geschlafen“, tadelte HSV-Trainer Ove Hinrichsen, der anschließend aber von seiner Elf „ein ganz ordentliches Spiel“ sah. So verlief die Partie bis zur Pause ausgeglichen und als in der 37. Minute KSV-Kapitän Torben Hansen wegen wiederholten Foulspiels die Gelb-Rote Karte sah, hätte sie auch zugunsten der Gäste kippen können. Denn sie besaßen nur zwei Minuten später eine große Chance zum Ausgleich, als Manuel Maresch sich auf der rechten Seite stark durchgesetzt und in die Mitte zurückgelegt hatte: Philippe Schümann erwischte den Ball auch mit dem flachen Fuß, setzte ihn aber knapp über die Latte.
In der zweiten Halbzeit spielten die Heidgrabener mit dem Wind mit Rücken: „Wir haben dann angefangen, Druck aufzubauen, während die Kummerfelder nur auf Konter lauerten“, schilderte Hinrichsen die Geschehnisse nach dem Seitenwechsel. Mit ihren schnellen Flügelspielern und dem in der Mitte lauernden Klengel waren die Hausherren aber trotz Unterzahl gefährlich und profitierten dann erneut von einem Heidgrabener Fehler: Als Jan Hansen den Ball zu Barth zurückgespielt hatte, wollte der Keeper ihn mit einem Querpass zu Marcel Rochelt weiterleiten ‒ doch dieser geriet zu kurz, so dass der Kummerfelder Dominik Berlin dazwischen gehen und zum 2:0 einschieben konnte (51.). „Von diesem Nackenschlag haben wir uns nicht mehr erholt“, gestand Hinrichsen und stellte zudem verärgert fest: „Das war sehr bedauerlich, denn es wäre noch genügend Zeit gewesen ‒ und außerdem waren wir in Überzahl!“ Die HSV-Spieler agierten aber fortan wie gelähmt und nach dem 3:0, das Moritz Fiedler nach einem schönen Spielzug der Kummerfelder gelang (64.), hätten die Heidgrabener schon zweimal treffen müssen, um noch aufzusteigen.
Zwar rannten die Gäste mit dem Mute der Verzweiflung weiter an, doch bis auf einen Flachschuss von Schümann, den Dahnke stark parierte (89.), kamen sie zu keiner Chance mehr. Auf der Gegenseite hatten die Hausherren noch zahlreiche Konterchancen, bei denen zumeist Klengel entweder knapp vorbei zielte oder am stark reagierenden Barth scheiterte. Jan Hansen sah wegen Foulspiels noch die Rote Karte (88.). KSV-Liga-Obmann André Ehlers urteilte: „Natürlich war es am Ende auch ein stückweit glücklich, dass wir im letzten Spiel den Aufstieg doch noch geschafft haben. Aber wir haben unsere lange Unterzahl stark kompensiert und deshalb keinesfalls unverdient gewonnen.“ Den Aufstieg in die Bezirksliga nannte Ehlers „aufgrund der guten Hinrunde, die wir gespielt haben, verdient“. Dagegen empfand Hinrichsen den knapp verpassten Sprung in die Bezirksliga als „sehr, sehr bitter“, stellte aber auch klar: „Wir haben den Aufstieg nicht in Kummerfeld verspielt.“
Ein Lob gebührt den Anhängern beider Mannschaften, die dem Topspiel einen mehr als würdigen Rahmen verliehen und dabei stets fair blieben. Böse Sätze, wie sie einige Wegbegleiter des TuS Hemdingen-Bilsen am vorletzten Spieltag beim 3:2-Sieg ihres Teams in Heidgraben wählten, waren jedenfalls am Ossenpadd trotz aller Brisanz nicht zu hören ‒ so macht Amateur-Fußball Spaß.