
Manfred Pistone hat mit sofortiger Wirkung sein Traineramt bei Gencler Birligi Elmshorn aufgegeben. Im Sommer 2006 war Pistone von Holsatia Elmshorn II zu Gencler gekommen und hatte den türkischen Klub in der ersten Saison nach dem Abstieg aus der Bezirksliga auf den dritten Platz in der Kreisliga 8 geführt. Dort überwintern die Krückaustädter nun als Fünfter.
Zwei Tage nach seinem Rücktritt nahm sich Pistone Zeit für ein Interview mit SportNord ...
SportNord: Was waren die Gründe für Ihren Rücktritt?
Manfred Pistone: „Ich habe mein Amt zum 15. Dezember 2007 zur Verfügung gestellt, weil die Trainingsbeteiligung in den letzten Wochen immer und immer schlechter wurde. Ich stand zum Schluss nur noch mit vier, fünf Spielern auf dem Trainingsplatz – und das geht einfach nicht, das ist sinnlos ... Und glauben Sie mir: Ich kann mir meine Freizeit auch anders einteilen, ich habe schließlich auch eine Familie und zwei Kinder, die reiten – da kann ich auch mit zum Reiten fahren!“
SportNord: Lag die schlechte Trainingsbeteiligung nur am schlechten Wetter?
Pistone: „Das ist schwer zu sagen – ich hatte das Gefühl, dass viele Spieler auch einfach keine Lust zum Training hatten und stattdessen lieber Champions-League im Fernsehen geguckt haben ... Vor mehreren Wochen war die Trainingsbeteiligung schon einmal miserabel, und als ich daraufhin angedeutet habe, dass ich meinen Hut nehme, wenn es sich nicht ändert, wurde es kurzzeitig wieder besser – aber seit drei Wochen kamen wieder kaum Spieler zum Training!“
SportNord: Am Sonnabend gab es in Ihrem Abschiedsspiel eine 0:3-Niederlage beim Vorletzten SC Pinneberg, der zuvor erst zwei seiner 16 Saisonspiele gewonnen hatte ...
Pistone: „Ein anderes Resultat, als es jetzt in Pinneberg gab, konnte es als Ergebnis der schlechten Trainingsmoral in den vergangenen Wochen gar nicht geben – das war die logische Schlussfolgerung, denn ich musste ein zusammen gewürfeltes Team ins Rennen schicken. Aber zumindest bin ich nach der Partie vom Vorstand würdig verabschiedet worden!“
SportNord: Muss Gencler in dieser Form noch um den Klassenerhalt in der Kreisliga bangen?
Pistone: „Nein, das denke ich nicht – 31 Punkte stehen schon auf der Habenseite, da dürfte nichts mehr anbrennen ... Überhaupt steckt im Team sehr großes Potential, diese Mannschaft könnte eigentlich locker in der Bezirksliga mithalten – aber wer erfolgreich Fußball spielen möchte, muss auch regelmäßig zum Training kommen ... Die Gencler-Verantwortlichen sollten nun zumindest alles daran setzen, dass sie in der Kreisliga weiterhin oben mitmischen können.“
SportNord: Was für einen Trainer braucht Gencler?
Pistone: „Ich bin der Meinung, dass auf jeden Fall wieder ein Deutscher Trainer die Mannschaft übernehmen sollte – denn in der Vergangenheit sind ja auch gute türkische Trainer, wie etwa Metin Saribal, wegen anderen Problemen gescheitert ... Ich wünsche mir für den Verein, dass sich die Spieler zukünftig wieder stärker beim Training engagieren. Schließlich arbeitet der Vorstand sehr gut, und die Spieler haben alles bekommen, was man sich wünschen kann: Trainingsanzüge, Taschen, und nach jedem Spiel ein Essen. Was will man mehr?“
SportNord: Was werden Sie zukünftig machen?
Pistone: „Ich warte erst einmal ab ... Wenn sich andere Klubs zur Rückrunde melden, muss man sehen, ob es passt – aber momentan halten sich alle Vereinsverantwortlichen ja noch sehr bedeckt, wie es weitergeht. Ich möchte gerne eine Erste Herren-Mannschaft trainieren – und wenn es doch ein Reserve-Team sein sollte, dann muss es in der Bezirksliga spielen. Eine Möglichkeit ist aber auch, dass ich mich nach Schleswig-Holstein orientiere und zukünftig in Steinburg oder Dithmarschen als Trainer arbeite!“
Interview: Johannes Speckner