
Zugegeben, für die Meisterschaft in der Landesliga Hammonia wird es für die SV Halstenbek-Rellingen sehr wahrscheinlich nicht mehr reichen ‒ der HEBC benötigt aufgrund seiner extrem guten Tordifferenz wohl nur noch einen Punkt aus seinen letzten beiden Partien, um den Titelgewinn perfekt zu machen. Dass die „Baumschuler“ aber weiterhin beste Chancen auf die Vizemeisterschaft, die bestenfalls zwei Aufstiegsspiele zur Oberliga Hamburg gegen den Hansa-Staffel-Zweiten mit sich bringen würde, haben, haben sie einer großen Portion Glück und dem extremen Chancenwucher, den die Spieler des FC Union Tornesch am Sonntag betrieben, zu verdanken. Aber der Reihe nach ...
Auf dem Rasenplatz des „Torneum Fußballparks“ erwischten die Halstenbeker einen echten Traumstart: Nach einem Eckstoß von Alexander Krohn, den FCU-Keeper Tim Brüggemann nicht erreichen konnte, rannte HR-Torjäger Marcel Jobmann seinen Gegen- und früheren Mitspieler Phillip Kuschka (beide kickten einst zusammen beim TSV Uetersen) um und köpfte am kurzen Pfosten zum 0:1 ein (8. Minute). Danach gab es viel Leerlauf, ehe der Tornescher Mittelfeldmotor Maik Stahnke in der 28. Minute mit einer Flanke am zweiten Pfosten Dennis Beckmann fand, der den Ball an die Latte setzte. „Danach war das Spiel fest in unserer Hand“, berichtete Union-Trainer Stefan Dösselmann, der aber feststellen musste: „Wir haben leider auch beste Chancen vergeben.“ Zu Unvermögen gesellte sich auch Pech, als Beckmann nach zwei weiteren Linksflanken von Maik Stahnke am jeweils stark reagierenden HR-Torwart Patrick Jobmann scheiterte und ein Kopfball von Jan-Philipp Zimmermann an die Latte flog (41.)
Auch in der Anfangsphase der zweiten Halbzeit häuften sich die guten Gelegenheiten für die Hausherren. Zunächst drang Maik Stahnke in den Gäste-Strafraum ein und schoss, anstatt den mitgelaufenen Serge Haag zu bedienen, selbst rechts vorbei (50.). Dann traf Beckmann erst mit rechts den Ball nicht voll (51.), ehe er es nach einem starken Konter und Maik Stahnkes Vorarbeit mit einer Direktabnahme versuchte, anstatt das Spielgerät noch einmal anzunehmen (56.). Unfassbar war, was sich in der 61. Minute abspielte: Der Tornescher Sören Badermann ließ im Eins-gegen-Eins-Duell Patrick Jobmann aussteigen und schob quer zu Beckmann, der den Ball aus drei Metern über das komplett leere Tor jagte. Daraufhin wurde Beckmann ausgewechselt (Dösselmann: „Ich musste ihn schützen!“) und der für ihn in die Partie gekommene Philipp Pohlmann traf zum hochverdienten Ausgleich: Nach einer Rechtsflanke von Jan Dostal habe Pohlmann „aus keiner Chance ein Tor gemacht“, wie Dösselmann das 1:1 umschrieb (72.).
„Eigentlich hätten wir den Sack längst zumachen müssen ‒ aber aufgrund des speziellen Spielverlaufs hätten wir mit einem Punkt zufrieden sein müssen“, sagte Dösselmann. Doch obwohl die Halstenbeker nach einer Gelb-Roten Karte gegen Sebastian Krabbes (83.) in Unterzahl waren, kamen sie noch zum 2:1-Siegtreffer: Zimmermann ging im eigenen Strafraum in einen laut Dösselmann „vollkommen unnötigen Zweikampf“ und foulte Ümit Karakaya; den berechtigten Elfmeter verwandelte Marcel Jobmann gegen Tim Brüggemann flach rechts zum 1:2-Endstand (88.). „Dieses Spiel war ein Spiegelbild der Saison − uns fehlt ein Knipser, weshalb wir keine Ernte einfahren“, haderte Dösselmann, der folgende These aufstellte: „Wenn wir mit einem 6:2-Sieg vom Platz gegangen wäre, hätte sich niemand von Halstenbek-Rellingen beschweren können.“