Oberliga: Reibe geht im „Torneum“ in sein viertes Jahr


Die Wasserrechnung im Hause Reibe im Südwesten von Itzehoe dürfte im Jahr 2020 deutlich höher gewesen sein, als in den vorherigen Jahren. Der Grund dafür: Hausherr Thorben Reibe benutzt die Dusche in den eigenen vier Wänden viel häufiger als in der „Vor-Corona-Zeit“. Denn ansonsten hat der 38-Jährige die Möglichkeit, nach jeder Übungseinheit und jedem Heimspiel seines FC Union Tornesch im „Torneum“ zu duschen: In der schicken, eigenen Trainer-Kabine steht ihm unter anderem eine Dusche zur Verfügung. Diese Vorzüge wird Reibe auch über das Ende der aktuellen Saison genießen, denn er sagte bei den Torneschern für die kommende Saison zu.

„Wir sind sehr schnell zu einer Einigung gekommen“, betonte Detlef Arndt, der Erste Vorsitzende des FC Union, der am Donnerstag über die Vertragsverlängerung informierte. „Mir war wichtig, dass die Mannschaft im Großen zusammenbleibt“, so Reibe, der auf Nachfrage präzisierte: „Dass es immer mal ein, zwei Abgänge gibt, aus beruflichen oder Altersgründen, ist ja normal – aber einen allzu großen Aderlass wird es bei uns nicht geben.“ Schon im vergangenen Sommer hatten die Tornescher mit Innenverteidiger Kjell Ellerbrock (26), der sich dem TSV Sasel anschloss, nur einen Leistungsträger abgeben müssen. Nun geht Reibe erneut von zahlreichen Zusagen aus: „Wir befinden uns aktuell in Gesprächen mit unseren Spielern, was sich aufgrund der Corona-Beschränkungen schwieriger als sonst gestaltet – aber es sieht so aus, dass sie mehrheitlich bleiben werden.“

Wie auf dem Spielfeld, so herrscht auch an der Seitenlinie Konstanz: Neben Reibe sagten Jan Müller als Co- und Mario Awiszus (40) als Torwart-Trainer ebenfalls für die Serie 2020/2021 zu. „Fitmacher“ Müller, wie er sich selbst nennt, geht damit nach vorherigen Tätigkeiten beim TSV Buchholz 08 und TuS Osdorf und FC Bergedorf 85 in sein zweites Jahr als Co-Trainer von Reibe, dem an der Seitenlinie zuvor Martin Schwabe (Saison 2018/2019) und Andreas Popko (2019/2020) assistiert hatten. Awiszus hatte das Amt des Torwart-Trainers im Januar 2019 von Andreas Mandelartz übernommen. Reibe selbst war im Sommer 2018 mit fünf Spielern vom VfL Pinneberg in das „Torneum“ gekommen, wo er Stefan Dösselmann beerbte (SportNord berichtete, siehe unten stehenden Link). Der FC Union ist seine zweite Trainerstation, nachdem er den VfL vom Januar 2016 an zweieinhalb Jahre betreut hatte. Als Aktiver war Reibe für den VfL, den FC Elmshorn, den VfR Horst, den Itzehoer SV 09, die FT Eider Büdelsdorf, den VfR Neumünster und den Heider SV am Ball.

Reibe hatte die Tornescher in seiner Premieren-Saison auf den dritten Platz der Landesliga Hammonia geführt, der nach dem Verzicht des Wedeler TSV auf die Oberliga und dem unter Schwabes Regie gewonnenen Aufstiegsspiel gegen den VfL Lohbrügge den Sprung in Hamburgs Beletage bedeutete. Dort lagen die Union-Kicker zum Zeitpunkt des Corona-bedingten Abbruchs der Saison 2019/2020 als Tabellen-15. knapp vor der Abstiegszone. Aktuell sind sie punktloses Schlusslicht und würden somit von einem erneuten Abbruch profitieren. „Davon unabhängig ist ein Abbruch dieser Spielzeit für mich alternativlos“, so Reibe, der nachlegte: „Ich gehöre auch der Initiative-Praxis-Fußball an, wo einige Mitglieder den Schritt des Hamburger Fußball-Verbandes für verfrüht halten. Wenn wir den Spielbetrieb Ende Januar wieder aufnehmen könnten, hätte ich eine Saison-Fortsetzung auch für sinnvoll gehalten – aber inzwischen bin ich klar für einen Abbruch.“ So wird es laut Reibe auch kommen, denn der Itzehoer geht „fest davon aus, dass Mitte Februar kein Training in voller Mannschaftsstärke, sondern höchstens in Zehner-Gruppen erlaubt sein wird“.

Reibe erinnerte daran, dass die Spielzeit „aufgrund der Corona-Beschränkungen von Beginn an unter keinem guten Stern stand“. Zudem missfiel es ihm, dass die HFV-Verantwortlichen wiederholt die Bedingungen veränderten: „Zunächst hieß es, dass die Punkte aus der ersten Halbserie nicht mit in die Meister- beziehungswiese Abstiegsrunde genommen werden würden. Dann kam es plötzlich zu einem Umschwung und die gegen die direkten Konkurrenten erzielten Zähler sollten doch mitgenommen werden, was ich schon merkwürdig fand.“ Als dann auf einmal vom Verband die Variante, die Tabelle der ersten Halbserie als Abschlussklassement zu nehmen und über Auf- sowie Abstieg entscheiden zu lassen, ins Spiel gebracht wurde, wähnte sich der 38-Jährige „im falschen Film“. Eine solche Verfahrensweise sei „genauso ein schlechter Scherz wie eine lediglich zweiwöchige Vorbereitungszeit, nachdem zuvor zwei bis drei Monate gar nicht trainiert werden konnte“. Unter dem Strich kommt Reibe zu dem Schluss, dass „eine Saison, die so verhackstückt war, nicht gewertet werden darf“, was in diesem Fall auch die Teams, die im Klassement oben stehen, „kaum treffen würde“, da die Tabelle „nach so wenigen Spielen noch keine Aussagekraft besitzt“.

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