Aktuell: Darum setzten Mitglieder des SV Hörnerkirchen Pyrotechnik ein

Hinter der Absperrung stehend, aber mit Bengalo-Fackeln in der Hand: Die Unterstützer des VfR Horst II vor dem Spiel beim TSV Neuenkirchen.
(Foto-Credit: Privat)

Die Sportplätze des SV Hörnerkirchen und des VfR Horst trennt zwar nur acht Kilometer, aber eben auch die Grenze der schleswig-holsteinischen Kreise Pinneberg und Steinburg. Und weil alle Pinneberger Mannschaften dem Hamburger Fußball-Verband angehören, während die Steinburger Vertreter Mitglied im Schleswig-Holsteinischen Fußballverband sind, werden die Teams von „Höki“ und von den Rasensportlern auf absehbare Zeit keine Pflichtspiele gegeneinander absolvieren. Vielleicht auch deshalb absolvierten die Aktiven der Zweiten Horster Mannschaft und die des SVH „während des Corona-Lockdowns einige virtuelle Spiele gegeneinander“, wie Lennart Jürs, Trainer der VfR-Reserve, es ausdrückte.

Die Hörnerkirchener zogen in diesem Duell den Kürzeren – und mussten deshalb, das war der Einsatz, die Horster Zweitvertretung in einem Liga-Spiel anfeuern. Am vergangenen Freitagabend, als die VfR-Zweite im Kampf um Punkte in Schleswig-Holsteins A-Kreisklasse Süd-West beim TSV Neuenkirchen gastierte, war es soweit und die Kicker aus Brande-Hörnerkirchen ließen sich nicht lumpen. Sie feuerten ihren Nachbarverein nicht nur über 90 Minuten lautstark an, sondern zündeten auch bengalisches Feuer, Rauchtöpfe und Feuerwerk.

Bei YouTube wurden inzwischen vom Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlag zwe Videos, die von Privatpersonen aufgenommen worden waren, hochgeladen:

So sah es auf dem Sportplatz an der Bahrenflether Dorfstraße vor dem Anpfiff aus.

Und diese Szenen spielten sich nach der 87. Minute ab, als Paris Bruhn für die Horster den späten 3:2-Siegtreffer erzielt hatte.

Natürlich wissen alle Beteiligten, dass der Einsatz von Pyrotechnik beim Amateur- wie beim Profi-Fußball verboten ist. „Aber die Stimmung war überragend – wir hatten alle eine Gänsehaut“, betonte Lennart Jürs, der auf Nachfrage präzisierte: „Aus meiner Sicht bestand zu keiner Zeit die Gefahr, dass sich jemand verletzt oder Verbrennungen erleidet.“ Dieser Sichtweise schloss sich Björn Rogall, Vorsitzender des TSV Neuenkirchen, ausdrücklich an: „Es wurde gezündelt, ja – aber es gab keine Gefahr für die Anwesenden.“ Als er die mitgereisten Horster Anhänger gebeten habe, hinter die Absperrung zu gehen, hätten sie dies „sofort gemacht“, so Rogall, der von „einem freundlichen und fairen Miteinander“ berichtete.

„Nach dem Abpfiff haben wir sogar noch zusammen mit den Neuenkirchenern gefeiert, ehe wir nach Horst gefahren sind und die Party in unserem Clubheim fortgesetzt haben“, berichtete Lennart Jürs. Hatte der Einsatz von Pyrotechnik in den vergangenen Jahren bei einigen Profi-Partien, unter andrem beim vom Deutschen Fußball-Bund veranstalteten (!) DFB-Pokal-Finale, dafür gesorgt, dass der Anpfiff erst verspätet erfolgen konnte oder eine Spielunterbrechung notwendig war, so hatte das Zündeln in Neuenkirchen keine Auswirkungen auf die Begegnung: „Der Rauch war so schnell verzogen, dass pünktlich um 19.30 Uhr der Anpfiff erfolgen konnte“, erklärte Marcel Mundt, Trainer des VfR Horst III (aus Schleswig-Holsteins B-Kreisklasse Süd-West 1).

Die Polizei war vor Ort – aber „definitiv nicht, weil Pyrotechnik eingesetzt worden war“, wie Rogall berichtete. Stattdessen hatte ein Anwohner die Ordnungshüter gerufen, weil ein Auto im Halteverbot stand und eine Zufahrt zum Sportplatz, die für Rettungsfahrzeuge freigehalten werden muss, zugeparkt hatte. Das Spiel der Hörnerkirchener mit dem Feuer wird aber trotzdem Folgen haben: Nach der entsprechenden Aufforderung eines Verantwortlichen des Kreisfußball-Verbandes Westküste schrieb Schiedsrichter Björn Christian Nebendahl (TSV Heiligenstedten) einen Sonderbricht. „Ich gehe davon aus, dass wir zur Zahlung einer Geldstrafe in Höhe von 500 Euro verurteilt werden – diese Summe musste auch der TSV Buchholz zahlen, als seine Anhänger im Spiel gegen den FC Burg gezündelt hatten“, erklärte Mundt abschließend.

 Redaktion
Redaktion Artikel