Oberliga: Heinemann warnt vor finanziellen Folgen


Als Mann, der nicht mit seiner Meinung hinter dem Berg hält und oft aneckt, machte sich Jörn Heinemann in den vergangenen Jahrzehnten im Hamburger Amateur-Bereich einen Namen. Insofern lag es nahe, den Präsidenten des Hamm United FC einmal zu befragen, wie er die Auf- und Abstiegsfrage klären würde, falls die aktuelle Saison wegen der Corona-Pandemie nicht regulär beendet werden kann. „Ich kritisiere ja gerne den Hamburger Fußball-Verband“, räumte Heinemann ein, um dann sogleich hinzuzufügen: „In dieser Situation möchte ich wirklich nicht in der Haut der HFV-Verantwortlichen stecken: Egal, für welche Lösung sie sich entscheiden, werden sie immer Kritik ernten – und das nicht zu knapp.“

Der Bitte von SportNord, sich einmal in die Lage der Offiziellen des Verbands hineinzuversetzen, leistete Heinemann Folge und kam zu dem Schluss: „Ich an ihrer Stelle würde für den Fall, dass wir die aktuelle Saison nicht mehr normal beenden können, die Staffeln für die kommende Serie aufstocken.“ Dies würde es laut Heinemann „möglich machen, die in der Spielordnung vorgesehenen Teams aufsteigen zu lassen, im Gegenzug aber keine Teams absteigen lassen zu müssen, die sich noch retten könnten“. Zu der Ermittlung der Aufsteiger würde der HUFC-Boss die Quotienten-Regelung anwenden: „Andernfalls würden die Mannschaften, die wegen Spielausfällen weniger Möglichkeiten hatten, Punkte zu sammeln, benachteiligt werden.“ Ob die vergrößerten Ligen dann in einem Zug bereits am Ende der kommenden Spielzeit 2020/2021, oder erst im darauffolgenden Sommer 2022 wieder auf ihre eigentliche Sollstärke reduziert werden sollten, ließ Heinemann offen: „Beides wäre in meinen Augen möglich und darstellbar.“

Während der HFV-Offiziellen („Die handelnden Personen dort können momentan nicht wissen, wann und wie es weitergeht!“) also dieses Mal ohne Heinemann-Schelte davon kamen, übte der 60-Jährige unverhohlen Kritik „am derzeitigen Gebaren einiger Vereine“. So stößt es Heinemann sauer auf, „dass die Offiziellen mehrerer Mannschaften versuchen, Spieler abzuwerben mit Zusagen, die normalerweise aufgrund der derzeitigen wirtschaftlichen Situation nicht getätigt werden können“. Heinemann weiß, wovon er spricht, schließlich ist er hauptberuflich Steuerberater – und er gab folgende Prognose ab: „Wegen der derzeitigen Corona-Krise wird vor allem der Mittelstand heftige Einbußen hinnehmen müssen – was sich dann natürlich auch negativ auf viele Sponsoren-Engagements auswirken wird.“

Aus diesem Grund könne momentan „bei keinem Verein Klarheit darüber herrschen, welche der eingeplanten Sponsoren-Gelder in der kommenden Saison tatsächlich zur Verfügung stehen werden“, so Heinemann, der es deshalb „abenteuerlich“ findet, mit welchem Aufwand einige Klubs Verstärkungen verpflichten beziehungsweise anwerben wollen. Namentlich nannte Heinemann den Oberliga-Rivalen Meiendorfer SV und den Ost-Bezirksligisten HT 16: „Die HT 16 hat schon zahlreiche starke Neuzugänge verpflichtet und einige Verantwortliche der Meiendorfer, die dem Vernehmen nach im Winter kurz vor der Pleite standen, baggern auf einmal wild die Spieler von anderen Vereinen an.“

Im Hammer Park wird diesbezüglich eine andere Strategie gefahren: „Weil wir keine Ahnung haben, wer von unseren Sponsoren seine Unterstützung für uns eventuell einstellen oder verringern muss, können wir über unseren Etat für die kommende Saison zurzeit gar nicht sagen“, erklärte Heinemann. Deshalb legten die HUFC-Verantwortlichen „vorerst die Gespräche mit allen Spielern auf Eis“, so der Vereins-Boss, der betonte, dass nach der Vertragsverlängerung mit Erfolgstrainer Sidnei Marschall, der das Team zum Durchmarsch aus der Bezirksliga Süd in die Oberliga Hamburg führte, „eigentlich auch fast ausnahmslos alle Spieler bleiben sollten“. Weil es momentan nicht möglich ist, eine Team-Sitzung abzuhalten, informierte der Vorstand der Hammer die Akteure per Mail über die Vorgehensweise. „Wir können momentan einfach keine seriösen Zusagen geben“, warb Heinemann um Verständnis für diese Entscheidung und zeigte sich zudem „optimistisch, dass ein Großteil der Akteure dem Verein trotzdem die Stange halten wird“.

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