
Optimale 21 Punkte aus den ersten sieben Partien holte die Erste Mannschaft des VfL 93, die damit in der Kreisklasse 7 Spitzenreiter ist. Am Sonntag feierte sie im Derby beim USC Paloma III einen 4:0-Sieg, den Michael Krogmann (zweimal), Maciej Melerski und Björn Wölk herausschossen. Die Zweite Mannschaft des Stadtpark-Klubs ist mit 16 von 18 möglichen Zählern in der Kreisklasse 3 Tabellen-Dritter und die Dritte Mannschaft des VfL 93 ist, nachdem sie am Freitagabend beim Lemsahler SV einen 6:1-Kantersieg feierte, in der Kreisklasse 2 ebenfalls Rang-Dritter.
Diese sensationelle Start-Bilanz nahm SportNord zum Anlass, um einmal am Borgweg vorstellig zu werden und mit Marco Ritter, dem Fußball-Abteilungsleiter des VfL 93, über den Aufschwung zu sprechen. Ritter, einst lange Jahre Trainer der Reserve des VfL 93, äußerte sich im Gespräch mit SportNord über ...
... den Verzicht auf den Aufstieg in die Oberliga Hamburg im vergangenen Sommer 2014:
„Als die ehemalige Erste Mannschaft in der Saison 2013/2014 Landesliga-Meister geworden war und den Verein anschließend verlassen hat, haben uns viele für bescheuert erklärt, dass wir die Chance, in die Oberliga Hamburg aufzusteigen, nicht wahrnehmen wollten. Viele waren der Meinung, wir hätten eine niederlagenreiche Saison in der Oberliga in Kauf nehmen sollen und dafür ein Jahr Zeit gehabt, um eine schlagkräftige Landesliga-Mannschaft aufzubauen. Aber wir haben uns ein anderes Konzept überlegt: Wir wollten und mussten komplett weg von diesem ganzen Kommerz!“
... die Verpflichtung von Trainer Said Farhadi für die Liga-Mannschaft:
„Als im vergangenen Sommer aus der Zweiten Mannschaft die neue Liga-Mannschaft wurde, stand ich lange mit Said Farhadi in Kontakt. Er war vorher beim SC Persia tätig, wo es aber zu Ende ging. Es ist mein Ziel, eine gewisse Nostalgie beim VfL 93 zu schaffen und ehemalige VfLer an den Borgweg zurückzuholen. Nach den ersten Spielen der vergangenen Saison ist Said Farhadi dann bei uns eingestiegen und fungiert zusammen mit Co-Trainer Michael Böge als Liga-Trainer. Ich konzentriere mich seitdem auf den Manager-Posten und wir ergänzen uns hervorragend.
Seit dieser Saison wird Said Farhadi von Stefan Meyer unterstützt, der ebenfalls viele Jahre beim VfL 93 aktiv war. Stefan Meyer war in der letzten Saison noch Trainer beim TuS Hamburg II und einige seiner Schützlinge folgten ihm zum VfL 93.“
... seine Bemühungen, dem VfL 93 ein neues „Image“ zu verpassen:
„Bei vielen Spielern wird die Identifikation mit dem Verein und mit den Zuschauern nicht gerade großgeschrieben. Deshalb ist es uns sehr wichtig, unseren Verein jetzt noch sympathischer herüberzubringen: Wir wollen ein Klub aus der Nachbarschaft sein, zu dem die Zuschauer kommen, um Amateurfußball zu erleben, eine Wurst zu essen und sich nach dem Abpfiff mit den Spielern auszutauschen. Was eignet sich da besser als Freitagabend-Spiele unter Flutlicht im Borgweg-Stadion? Bei unseren diesbezüglichen Bemühungen werden wir von zahlreichen fleißigen Helferinnen und Helfern unterstützt ‒ das ist wirklich großartig und in der Kreisklasse keinesfalls eine Selbstverständlichkeit!“
... den guten Zuschauer-Schnitt:
„Wir haben das Glück, dass wir speziell bei unseren Heimspielen, aber auch bei unseren Auswärtspartien von zahlreichen Zuschauern unterstützt werden. Dies liegt auch daran, dass wir den alten Fanclub, den es seit Regionalliga-Zeiten gab, wieder für uns begeistern konnten. Ich bin auf die früheren Fanclub-Mitglieder zugegangen und habe sie eingeladen, sich einfach einmal ein Spiel von uns anzuschauen. Wir kämpfen um jeden Fan ‒ und tatsächlich haben die Fanclub-Mitglieder ihre Mützen und Schals wieder aus dem Schrank geholt und uns einen Besuch abgestattet. Und dabei hat es ihnen sehr gut gefallen ‒ wahrscheinlich auch, weil unsere Mannschaft einfach sympathisch herübergekommen ist.“
... die Gründung der Zweiten Mannschaft:
„Am Ende der vergangenen Saison 2014/2015 hatten wir einen Liga-Kader von 33 Spielern. Deshalb haben wir Ende April und Anfang Mai Gespräche mit Christian Schütt geführt und konnten ihn, nachdem er als Trainer beim SC Urania ausgeschieden war, für uns gewinnen. Wir sind durch einen Zufall zusammengekommen ‒ und inzwischen kann ich sagen, dass Schütt ein absoluter Glücksfall für unseren Verein ist, denn er identifiziert sich schon voll und ganz mit dem VfL 93 und leistet hervorragende Arbeit. Weil wir unsere Zweite Mannschaft nicht als ,Rudis Resterampe' antreten lassen wollten, sprich dort nicht nur die Spieler zum Einsatz kommen sollten, die bei der Ersten Mannschaft hinunterfallen, haben wir folgende Regelung getroffen: Es gibt zwar zwei Mannschaften, die beide jeweils einen großen Kader haben ‒ aber unter dem Strich ist es eben auch ein Team und solange die Spiele nicht zeitgleich stattfinden, unterstützen sich die Spieler auch gegenseitig.“
... die Gründung der Dritten Mannschaft:
„Plötzlich sind wir in diesem Sommer auch noch zu einer Dritten Herren-Mannschaft gekommen, die wir noch nachträglich zum Kreisklassen-Spielbetrieb angemeldet haben. Fabian Ziethmann (Anmerkung der Redaktion: War einst höherklassig für den SV Börnsen, SV Curslack-Neuengamme und TuS Aumühle-Wohltorf aktiv) war zuvor auf uns zugekommen und hatte uns gesagt, dass er gerne mit einer kompletten Mannschaft zu uns wechseln würde. Ich mache keinen Hehl daraus, dass ich eigentlich kein großer Freund von derartigen ,Mannschaftswechseln' bin, denn dadurch entsteht oft eine eigenständige Mannschaft im Verein. Aber hier wurde ich eines Besseren belehrt: Alle drei Teams arbeiten eng und vorbildlich zusammen und es gibt regelmäßige Gesprächsrunden, bei der sich die Mannschaftsverantwortlichen zusammensetzen und austauschen. Viel reden hilft viel ...“
... den regen Zulauf an Spielern:
„Wir hatten die Zweite Mannschaft in diesem Sommer ja eigentlich ins Leben gerufen, weil wir allen unseren Spielern regelmäßig die Chance geben wollten, Spielpraxis sammeln zu können. Inzwischen sieht es aber so aus, dass sowohl die Erste als auch die Zweite Mannschaft jeweils 30 Spieler im Kader haben – und bei der Dritten Mannschaft sind es auch noch einmal rund 30 Akteure ... Dies liegt vor allem an Stefan Meyer, der seit diesem Sommer dem Trainerteam der Ersten Mannschaft angehört und 15 Spieler mitgebracht hat. So einen regen Zulauf gab es wirklich lange nicht, das ist sensationell. Ich denke, unser Stadion übt auf jeden Fußballspieler eine große Anziehungskraft aus, dazu haben wir dann noch den Kunstrasenplatz an der Meerweinstraße. Und die Aufbruchsstimmung sowie die Zielsetzung, die bei uns im Verein herrscht und die ausgegeben wurde, spricht offenbar viele Fußballer an: Die Spieler, die zu uns gekommen sind, waren von unserem Konzept begeistert!“
... einen möglichen „Dreier-Aufstieg“ im Sommer 2016:
„Immer langsam, immer langsam ‒ davon sind wir noch weit entfernt. Für unsere Erste Mannschaft gibt es die klare Marschroute, dass sie, nachdem sie den Sprung in die Kreisliga in diesem Sommer in der Aufstiegsrunde noch knapp verpasst hatte, im kommenden Jahr aufsteigen soll.
Während die Erste Mannschaft also hoch soll, haben die Zweiten Herren gar keinen Druck: Wenn Schütt sagt, er braucht drei Jahre, dann wäre das auch in Ordnung. Aber wenn es schon 2016 zum Aufstieg reichen sollte, würden wir uns natürlich auch sehr freuen und nicht dagegen wehren.
Bei der Dritten Mannschaft verhält es sich nicht anders. Aber gilt es zu bedenken, dass sie einige Akteure in ihren Reihen hat, die viele Jahre lang nicht im Verein aktiv waren.
Die Zweiten und die Dritten Herren sind komplett neue Mannschaften und müssen erst einmal auf und neben dem Platz zusammen wachsen. Sie sollen in Ruhe arbeiten ‒ und dann kommt der Rest von ganz alleine!“
... Die langfristige Zielsetzung des VfL 93:
„Es wäre jetzt, drei Monate nach dem verpatzten Aufstieg in die Kreisliga, utopisch, von der Bezirksliga oder gar der Landesliga zu reden. Außerdem gilt es bei aller Euphorie, für die der gute Saisonstart gesorgt hat, zu bedenken, dass wir keine Umstrukturierungen vornehmen, sondern uns komplett neu aufstellen. Deshalb haben wir uns die letzten Wochen und Monate sieben Tage in der Woche nur um den VfL 93 gekümmert. Ich denke, wir sind auf einem sehr guten Weg, und unser mittelfristiges Ziel sollte es sein, eine gesunde Bezirksliga-Mannschaft zu werden. Fakt ist: Wir wollen uns nicht mehr damit identifizieren, was einmal war, sondern etwas Nachhaltiges aufbauen.“
... über die Zusammenarbeit mit dem HSV Barmbek-Uhlenhorst, der momentan seine Heimspiele am Borgweg austrägt:
So, wie ich die Spieler und die Verantwortlichen von Barmbek-Uhlenhorst bisher erlebt habe, sind sie sehr nett und sympathisch rübergekommen. Das erste Spiel, das BU bei uns ausgetragen hat, war auch von der Zuschauer-Zahl her ein Erfolg. BU ist bei uns herzlich willkommen, denn wir können mit unserem Nachbarverein mitfühlen und wissen, dass er sich nach dem Verlust seiner jahrzehntelangen, traditionsreichen Heimspielstätte in einer blöden Situation befindet. Deshalb tun wir alles dafür, dass sich die Spieler, Verantwortlichen und Anhänger von BU bei uns am Borgweg so heimisch wie möglich fühlen!“