
Rahmi Akin hat sein Traineramt bei Türk-Birlikspor Pinneberg, das er in den vergangenen Jahren zum Durchmarsch aus der Kreisklasse in die Bezirksliga Süd geführt hatte, aufgegeben. „Am Dienstag haben sich unsere Wege getrennt, weil es Dissonanzen zwischen Präsident Mustafa Senel und Akin gab“, erklärte Türk-Birlikspor-Obmann Yücel Kilicoglu gegenüber SportNord, um sodann „weitere Veränderungen in den nächsten Tagen“ anzukündigen.
Während Chefcoach Ömer Balci und Co-Trainer Ilker Ciftci, bisher bei der Zweiten Mannschaft (Kreisklasse 8) tätig, nach dem Willen von Senel nun die Erste Mannschaft betreuen, nahm sich Akin, der früher selbst als Libero für die Pinneberger kickte, Zeit für ein Interview mit SportNord ...
SportNord: Wie kam es zur Trennung von Türk-Birlikspor?
Rahmi Akin: „Wir haben uns in einem Gespräch am Dienstag darauf geeinigt, dass es so nicht mehr weitergehen kann. Ich möchte an dieser Stelle noch einmal betonen, dass ich nicht entlassen worden, sondern von mir aus zurückgetreten bin.“
SportNord: Sie hatten doch aber großen Erfolg bei Türk-Birlikspor!
Akin: „Ja, wir hatten zusammen eine sehr, sehr gute Zeit: Im Sommer 2008 sind wir Meister der Kreisklasse 4 geworden, im Sommer 2009 Vizemeister der Kreisliga 7 ... Von meiner Seite aus ist gute Arbeit gemacht worden, aber auch von den Verantwortlichen, die gute, neue Spieler verpflichtet haben.“
SportNord: Warum haben Sie nun Ihren Hut genommen?
Akin: „Als ich Ende August für einige Tage in die Türkei geflogen war, gab es bei unserer 2:5-Niederlage beim SV Wilhelmsburg einen unschönen Vorfall: Während dem Spiel und nach dem Abpfiff haben sich die Spieler Kenan Ortanca und Sahin Sansin gestritten. Anschließend hat der Präsident ohne mein Wissen den Spieler Sansin suspendiert ...“
SportNord: ... wie ging es dann weiter?
Akin: „Anschließend rief mich Sansin, der zugleich mein Co-Trainer war, an und sagte, dass er suspendiert worden wäre. Als sich auch Präsident Senel telefonisch bei mir meldete, sagte ich ihm, dass entweder beide Spieler ausgeschlossen werden, oder beide noch eine Chance bekommen müssten ...“
SportNord: Hat der Präsident Ihren Wunsch befolgt?
Akin: „Nein! Obwohl sich Sansin am Montag nach dem Vorfall beim Training bei der Mannschaft entschuldigt hat, während Kenan Ortanca es nicht einmal für nötig hielt, montags und mittwochs zum Training zu kommen, schloss Präsident Senel nur Sahin aus. Bei Ortanca rief Senel an und bat ihn, wieder zum Training zu kommen ... So etwas kann ich mir als Trainer nicht bieten lassen – ich war aber leider von Menschen umgeben, die von Fußball nicht viel Ahnung hatten!“
SportNord: Ist damit auch die übertriebene Erwartungshaltung zu erklären?
Akin: „Ja, das kann man so sehen. Der Präsident hat immer wieder den Aufstieg von mir gefordert: In der Kreisklasse und Kreisliga war das noch ein realistisches Ziel – aber ab der Bezirksliga wird es immer schwieriger. Als Neuling darf man dort nicht gleich vom Durchmarsch reden – es sei denn, man holt gestandene Spieler aus der Ober- oder Landesliga, so wie es beispielsweise Hamm United FC zuletzt gemacht hat. Aber solche Spieler-Verpflichtungen hat Türk-Birlikspor nicht getätigt ...“
SportNord: Fürchten Sie, dass es nun für Türk-Birlikspor so schnell, wie es zuletzt aufwärts ging, wieder nach unten gehen könnte?
Akin: „Das könnte ganz schnell passieren: Ich mache mir wirklich große Sorgen, dass die Arbeit, die wir in den letzten Jahren geleistet haben, umsonst gewesen sein könnte. Eigentlich steckt in dem Team richtig viel Potenzial – aber ich fürchte, dass nun auch einige Spieler den Klub verlassen. Und bei türkischen Vereinen wird es immer einen gewissen Druck und eine überzogene Erwartungshaltung geben.“
SportNord: Wie und wo sehen Sie Ihre Zukunft als Trainer?
Akin: „Es gibt im Moment kein Zurück mehr für mich zu Türk-Birlikspor! Ich habe aber mit allen Spielern gesprochen und ihnen gesagt, dass sie so weitermachen sollen wie bisher – allerdings befürchte ich, dass einige von ihnen aufhören werden ... Ich persönlich möchte nun zunächst einmal eine Fußball-Pause einlegen, denn ich bin wirklich müde ...“
Interview: Jo