
Am 8. August 2017 hatte der Hetlinger MTV, der damals noch in der Kreisliga 7 kickte, in der Dritten Runde des Oddset-Pokals einen 2:1 bei Rasensport Uetersen, das seinerzeit noch der A-Kreisklasse 5 angehörte, gefeiert. Nachdem beide Teams im Mai aufstiegen, kam es nun am Dienstagabend in der Zweiten Runde des Oddset-Pokals zum erneuten Duell. Hatten vor Jahresfrist die Rasensportler unter großen Personalproblemen gelitten, so war die Konstellation anders herum: Die Uetersener traten in Bestbesetzung an, während das HMTV-Team zahlreiche Ausfälle verkraften musste. „Angesichts dieser Umstände haben wir eine gute Leistung gezeigt ‒ aber der Gegner war einfach zu präsent und hat uns phasenweise gar keine Luft gegeben“, sagte HMTV-Co-Trainer Jonas Hübner, der aufgrund der Abwesenheit von Chefcoach Marc Zippel (privat verhindert) alleinverantwortlich an der Seitenlinie stand.
Im Rosenstadion hatten die Gäste gleich in der Anfangsphase zwei aussichtsreiche Situationen, ehe die Hausherren schnell die Initiative ergriffen. Schon in der achten Minute lag erstmals das 1:0 in der Luft, aber ein Freistoß von Veton Hajrizi strich knapp über die Latte. Anschließend geriet auch ein Kopfball von Philipp Ehlers nach einem Freistoß von Fynn Laut einen Tick zu hoch (29.) und ein weiterer Freistoß von Fynn Laut wurde von einem HMTV-Verteidiger so abgefälscht, dass er hauchdünn am Ziel vorbei flog (44.). „Die erste Halbzeit war sehr einseitig und wurde von uns stark dominiert“, betonte Rasensport-Trainer Peter Ehlers, während Hübner einräumte: „Ich hätte mir gewünscht, dass wir mit dem Ball besser aussehen.“
Nach der Pause spielte die Heim-Elf zunächst nicht mehr so druckvoll nach vorne und die Gästze gestalteten das Geschehen ausgeglichener. So gab es in der 65. Minute auch die erste gute HMTV-Chance: Nach einem langen Pass von Marco Bassen behauptete Jesse Plüschau, der am Spieltag seinen 23. Geburtstag feierte, rechts im Uetersener Strafraum trotz einer Grätsche von Dennis Weber den Ball, scheiterte dann aber mit seinem Schuss am stark reagierenden Rasensport-Keeper Christopher Knapp. Kurz darauf kamen die Rosenstädter dem Führungstor näher als jemals zuvor: Einen Eckstoß, den der frisch eingewechselte Jannek Kühl auf den langen Pfosten schlug, jagte Mats Lennart Enderle aus spitzem Winkel brachial an das linke Lattenkreuz (70.).
Fünf weitere Zeigerumdrehungen später zappelte der Ball dann sogar im Netz, als Rasensport-Torjäger Marcel Jobmann nach einer abermaligen Rechtsflanke von halblinks aus in das lange Eck eingeschossen hatte ‒ aber von einem Abseitspriff am Torjubel gehindert wurde. Nachdem die Pfeife von Schiedsrichter Michael Zibull (vom Heidgrabener SV) bei zwei möglichen Fouls am Uetersener Marvin Schramm kurz vor dem Gäste-Strafraum stumm blieb, Jobmann dann aber wieder wegen einer angeblichen Abseitsstellung gestoppt wurde, riss dem Stürmer der Geduldsfaden: Er reklamierte und meckerte so lange, bis Zibull ihm „Gelb“ zeigte (88.). In der Nachspielzeit hätten dann beinahe die Hetlinger den späten Siegtreffer erzielt: Weil Mats Lennart Enderle einen hohen Ball falsch einschätzte, hatte Maximilian Wichern plötzlich halbrechts freie Bahn, zögerte dann aber mit dem Abschluss zu lange, woraufhin Weber klären konnte.
So blieb es beim 0:0 und die selten hochklassige, aber stets spannende Pokal-Schlacht ging vor den Augen von rund 180 Zuschauern in die Verlängerung. In dieser suchten die Uetersener vehement die Entscheidung, doch sie scheiterten immer wieder am stark reagierenden Lasse Wolff. Als sich in der Schlussphase der Extra-Spielzeit die Gelegenheiten für die Heim-Elf häuften, parierte der HMTV-Torwart unter anderem Kopfbäll von Hajrizi, der nach einem Freistoß des eingewechselten Mario Ehlers das 1:0 auf der Stirn hatte (113.), und von Jobmann, der nach einer Ecke einnicken wollte (114.). Obwohl der Hetlinger Fatih Simsek wegen wiederholten Foulspiels die Gelb-Rote Karte gesehen hatte (106.), witterten die Gäste noch einmal ihre Chance, als sie in der 116. Minute einen Freistoß bekamen.
Diesen fing Knapp, der vor der Partie bekanntgegeben hatte, dass er sich mit seiner langjährigen Freundin verlobt hat, jedoch ab und schlug den Ball sofort weit nach vorne. „Darüber hatte ich mich schon geärgert, weil nur Jobmann vorne stand“, gab Peter Ehlers zu. Der Abschlag sprang zweimal auf dem Boden auf, ehe Jobmann den Ball, rund vier Meter vor dem linken Strafraumeck stehend, mit links nahm und brachial in das rechte, obere Eck jagte. „Das war ein unglaublich schönes Tor, das an den Treffer von Marco van Basten im EM-Finale 1988 erinnerte“, schwärmte Peter Ehlers. Auch Jobmann, der übrigens erst 1992 geboren wurde, stellte fest, dass es zwischen den beiden Toren „gewisse Parallelen“ geben würde: „Aber ich habe aus rund 25 Metern und somit aus einer deutlich größeren Entfernung getroffen“, so Jobmann, der vermutete: „So ein Tor werde ich nie wieder schießen.“