
Im Handball haben die Verantwortlichen zugegebenermaßen unangenehme, aber eben auch notwendige Entscheidungen, um die sich die Offiziellen in Deutschlands Fußball bisher gedrückt haben, getroffen. Neben der Entscheidung, dass die wegen der Corona-Pandemie unterbrochene Saison 2019/2020 nun auch in der Ersten und Zweiten Bundesliga, in den Jugend-Bundesligen sowie in den Dritten Ligen abgebrochen wird, gaben die Verantwortungsträger des Deutschen Handball-Bundes am Dienstag auch bekannt, wie die Serie in den Amateur-Spielklassen gewertet wird. Demnach wird anhand der Tabellenstände vom 12. März von allen Teams der Punkte-Quotient errechnet – erreichte Pluspunkte geteilt durch die Anzahl der absolvierten Spiele – und danach das Abschlussklassement ermittelt. Diesem Vorschlag des DHB-Präsidiums hatten im ursprünglich bis zum Mittwoch, 22. April gehenden Umlaufverfahren des Bundesrates bereits bis Dienstagmittag mehr als 80 Prozent der Stimmberechtigten zugestimmt.
In den Handball-Ligen mit Beteiligung von Teams aus dem Hamburger Amateur-Bereich gibt es durch die Anwendung der Quotienten-Regelung nur eine gravierende Veränderung: In der Hamburg-Liga (vergleichbar mit der Oberliga Hamburg im Fußball) tauschten das THB Hamburg 03 (zuvor Dritter mit 23:9-Punkten aus 16 Partien Tabellen-Dritter) und der TuS Esingen (bis dato mit 24:10-Zählern aus 17 Spielen Rang-Zweiter) die Plätze.
Die Spitzengruppe der Hamburg-Liga sieht nun folgendermaßen aus:
1. HT Norderstedt ... 17 Spiele, 28:6-Punkte > 164,71 Quotient
2. THB Hamburg 03 ... 16 Spiele, 23:9-Punkte > 143,75 Quotient
3. TuS Esingen ... 17 Spiele, 24:10-Punkte > 141,18 Quotient
4. FC St. Pauli II ... 17 Spiele, 23:11-Punkte > 135,29 Quotient
Dazu der Hinweis, dass die Handball-Regeln besagen, dass der Quotient ermittelt wird, indem die erreichten Pluspunkte durch die Anzahl der absolvierten Spiele geteilt werden, der daraus entstehende Wert mit hundert malgenommen und dann auf eine Stelle nach dem Komma gerundet werden muss.
Schon länger ist im Handball sicher, dass es keine sportlichen Absteiger gibt. Nur die Mannschaften, die während der Saison 2019/2020 vom Spielbetrieb abgemeldet wurden, gelten als Absteiger. Kurios ist, dass selbst die Teams, die schon vor der Saison-Unterbrechung keine Chance mehr auf den sportlichen Klassenerhalt hatten, nun in ihrer Liga verbleiben. Die Männer des TV Fischbek etwa entgingen dadurch dem sofortigen Wiederabstieg aus der Oberliga Hamburg/Schleswig-Holstein in die Hamburg-Liga und die Frauen der SG Hamburger SV/SC Hamm 02 halten mit 0:34-Punkten die Hamburg-Liga.
Fraglich ist noch, wie viele Teams jeweils aufsteigen dürfen. Der DHB teilte dazu lediglich mit:
„Die Mannschaftszahlen der einzelnen Ligen werden für die Saison 2020/2021 entsprechend angepasst. Die Dritte Liga der Männer wird in der Saison 2020/2021 auf eine Stärke von maximal 72 Mannschaften (bisher 64) erhöht. Neben den sogenannten Regelaufsteigern (eine Mannschaft je Oberliga-Bereich) können auch weitere Mannschaften aus den Oberliga-Bereichen aufgenommen werden. Dies gilt auch für die Dritte Liga Frauen bis maximal 60 Mannschaften (bisher 48). Die näheren Einzelheiten legt der Vorstand des Deutschen Handballbundes auf Vorschlag der Spielkommission Dritten Liga fest.
Entgegenstehende beziehungsweise weitere Regelungen der Ordnungen, Richtlinien, Durchführungsbestimmungen, Grundlagenverträge etc. finden einmalig keine Anwendung.
Beschlüsse über die Auf- und Abstiegsregelungen der Saison 2020/2021 ff. folgen in den jeweils dafür zuständigen Gremien.“
Ungewiss ist somit, wie viele Teams aus der Hamburg-Liga in die Oberliga aufsteigen dürfen. Während der Spitzenreiter HT Norderstedt, der nun als „Hamburger Meister“ gilt, sehr wahrscheinlich in Deutschlands vierthöchste Spielklasse klettern wird, ist es fraglich, ob der neue Tabellen-Zweite THB Hamburg 03 diesen Sprung ebenfalls vollziehen kann – und will: „Darüber müssen wir uns erst noch mit unseren Spielern austauschen“, erklärte THB-Trainer Dieter Fleischmann am Dienstagnachmittag auf SportNord-Nachfrage. Fleischmann präzisierte: „Dass wir nun als Tabellen-Zweiter gelten und möglicherweise aufsteigen, hat uns selbst überrascht.“ Obwohl die Handball-Spielgemeinschaft der Vereine Hoisbütteler SV und SV Bergstedt Herbstmeister wurde, sei ein möglicher Aufstieg in die Oberliga bisher „intern nie thematisiert oder gar als Saisonziel ausgegeben worden“, so Fleischmann.
Die letzte Saison 2018/2019 hatte das THB nur als Tabellen-Achter (16:28-Punkte) abgeschlossen. Dass es in dieser Serie deutlich besser lief und höher eingeschätzte Kontrahenten wie den letztjährigen Oberliga-Absteiger Esingen, die HG Hamburg-Barmbek II sowie die Halstenbeker TS/Blau-Weiß 96 Schenefeld hinter sich ließ, begründete Fleischmann wie folgt: „Wir haben im vergangenen Sommer einige gute Neuzugänge dazubekommen, an deren Seite sich auch unsere anderen Akteure noch einmal gesteigert haben.“ Nun bleibt es abzuwarten, wie die THB-Verantwortlichen auf ein mögliches Aufstiegs-Angebot des Verbands reagieren würden – oder ob die Esinger bei einem THB-Verzicht zum im wahrsten Sinne des Wortes „lachenden Dritten“ werden ...