Oddset-Pokal: Osdorf ohne Wiehle und ohne Glück


Ein schwereres Los als ein Auswärtsspiel beim Hamburger Serienmeister TuS Dassendorf kann es im Oddset-Pokal kaum geben. Den TuS Osdorf ereilte dieses Schicksal im Achtelfinale. Beachtlich war, dass, obwohl der Spielort mehr als 50 Fahr-Kilometer vom Blomkamp entfernt ist, am Dienstag zahlreiche Osdorfer Anhänger zum Wendelweg fuhren, so dass sie unter den Zuschauern in der Überzahl waren. Allerdings fehlten der Osdorfer Trainer Peter Wiehle und sein Co-Trainer Jan Feldmeier, die beruflich verhindert waren. Deshalb fungierte offiziell Torwart-Trainer Marco Ewert als Gäste-Coach; deutlich mehr Kommandos als von Ewert kamen aber von Torben Krause, der als eigentlicher Denker und Lenker des Osdorfer Spiels zunächst nur zuschaute, ehe er sich in der zweiten Halbzeit kurz warmlief und in der 83. Minute selbst einwechselte. Vor allem seinem älteren Cousin Bennet Krause hatte Torben Krause zuvor von der Seitenlinie aus immer wieder Anweisungen zugerufen.

Zu Beginn der Partie hatten die Gäste eine gute Chance, als ihr aufgerückter Verteidiger Tim Jobmann im Anschluss an einen Freistoß aber deutlich über die Latte köpfte. In der Folge hatten dann die Hausherren ein klares Übergewicht: Sie ließen Ball und Gegner gut laufen und kamen auch zu zahlreichen aussichtsreichen Abschlüssen. Nach einer schönen Kombination schoss Amando Aust auch flach unter Gäste-Torwart Claus Hencke hindurch zum vermeintlichen 1:0 ein, dem Schiedsrichter Jan-Clemens Neitzel-Petersen (vom FC Eintracht Norderstedt) jedoch die Anerkennung verweigerte, weil der Schütze beim finalen Pass von Sven Möller im Abseits stand. In der Folge verzweifelten die Dassendorfer immer wieder an Hencke, der auch abgefälschte Schüsse parierte und mit einem überragenden Reflex sogar einen Kopfball, den Ex-Profi Marcel von Walsleben-Schied nach einer Rechtsflanke von Henrik Dettmann aus Nahdistanz abgegeben hatte, irgendwie noch abwehrte. So ging es mit einem 0:0 in die Pause, worüber sich die Gäste sehr glücklich schätzen konnten.

Nach dem Seitenwechsel hatte der Osdorfer Torjäger Jeremy Wachter dann seine beste Szene: Hatte er im Spiel einen schweren Stand gegen den großgewachsenen und kräftigen Dassendorfer Jeremy Opoku Karikari, der die Mehrzahl der packenden Zweikämpfe mit Wachter für sich entschied, so kam Wachter nun im Anschluss an einen Freistoß zum Kopfball, der als Bogenlampe auf die Latte des Dassendorfer Gehäuses und von dort in das Tor-Aus sprang. Anschließend verlief die zweite Halbzeit so, wie zuvor schon die erste: Die Dassendorfer stürmten und hatten mehrere gute Möglichkeiten. Als Hencke schon geschlagen am Boden lag, jagte Möller den Abpraller überhastet über die Latte. Dann flog auch ein Schuss von Joe Warmbier knapp über den Querbalken. Als die reguläre Spielzeit abgelaufen war, stand es immer noch 0:0 ‒ worüber die Osdorfer gleichermaßen stolz und glücklich sein konnten. Die Verlängerung schien zu winken und sie wäre für die Zuschauer eine schöne Zugabe gewesen, da es wirklich ein hervorragendes Fußballspiel war.

Doch zuvor gab es noch die Nachspielzeit, in der Möller aus dem Mittelfeld einen hohen, öffnenden Pass auf die linke Seite schlug. Im Bemühen, diesen zu klären, rutschte der Osdorfer Maximilian Meijer-Werner aus und konnte den Ball deshalb nicht klären. So konnte der Dassendorfer „Joker“ Sascha Steinfeldt von links aus flach und scharf in den Strafraum passen, wo der Osdorfer Defensivmann Marcel Peters, der bis dahin eine wirklich gute Leistung gezeigt hatte, zu ungestüm zu Werke ging und Bekim Rinik Carolus umgrätschte ‒ anstatt einfach nur mitzulaufen und zu verhindern, dass Carolus, der nur noch knappe zwei Meter von der Grundlinie entfernt war, den Ball weiter nach innen geben konnte. Neitzel-Petersen zeigte zu Recht auf den ominösen Punkt und Möller verwandelte links halbhoch zum 1:0 ‒ Hencke hatte sich für einen Sprung in die andere Ecke entschieden.

Im direkten Gegenzug kamen die Osdorfer noch zu einem Angriff, bei dem Wachter aber nach einer Linksflanke von Carolos ‒ möglicherweise nicht ganz sauber ‒ am Torabschluss gehindert wurde. Nach 95 spektakulären Minuten pfiff Neitzel-Petersen, der ein guter Spielleiter war, die packende Partie ab. Unter dem Strich war der Sieg für die Dassendorfer natürlich verdient, da sie immer wieder Vollgas-Fußball nach vorne spielten. Wenn allerdings Wachters Kopfball in das Tor und Peters im besagten Zweikampf abgeklärter zu Werke gegangen wäre, hätte sich der 1:0-Sieg, den die Osdorfer am 4. März in ihrem ersten und bis dato einzigen Oberliga-Gastspiel am Wendelweg gefeiert hatten, durchaus wiederholen können. Dass die Osdorfer nun knapp an der Verlängerung vorbeischrammten, war einerseits bitter ‒ mit Blick auf das am Freitag, 3. November anstehende, wichtige Oberliga-Spiel gegen den Vorletzten SC VW Billstedt 04 aber vielleicht auch nicht von Nachteil.

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