
„Ich konnte nicht mehr!“ Diese natürlich nicht ernst gemeinte Aussage von Kevin Trapp zeigte immerhin, dass der Mittelfeldspieler, der in diesem Sommer vom HEBC zum TuS Osdorf zurückkehrte, trotz der Gelb-Roten Karte, die er beim Vorbereitungsturnier des Hetlinger MTV um den „2. STW-Energie-Cup“ sah, nicht seinen Humor verlor. In der Pause war TuS-Liga-Manager Cemil Yavas noch „fest überzeugt davon“, dass sein Team den 0:1-Rückstand gegen die Mannschaft des Gastgebers (Bezirksliga West) „auch in Unterzahl noch drehen könne“. Doch es blieb bis zum Abpfiff beim 1:0 für die Hetlinger gegen den Hamburger Oberligisten. „Die HMTV-Mannschaft hat eine starke Leistung gezeigt: Sie hat schön kompakt gestanden und gut verteidigt“, lobte der neue TuS-Trainer Philipp Obloch den Gegner.
Im Halbfinale zwischen den Hetlingern und den Osdorfern, mit dem das Turnier eröffnet wurde, fiel in der 37. Minute das Tor des Tages: Dominik Zink behauptete sich rechts im Mittelfeld gegen mehrere Osdorfer und fand dann mit einem Steilpass Jan-Luca Bruckmann, der mit einer Finte einen Schuss antäuschte, so noch einen Gegner aussteigen ließ und dann vor dem heraneilenden TuS-Kapitän Tim Jobmann abzog. Der Osdorfer Keeper Claus Hencke berührte den Ball zwar noch, doch er zappelte zum 1:0 im Netz. Das Besondere dabei: Torschütze Bruckmann feierte am Spieltag seinen 22. Geburtstag. Auch in der Folge trugen die Hausherren aus ihrer starken Defensive heraus immer wieder schnelle Konter vor. Nach einem solchen stoppte Trapp den schnellen Bruckmann regelwidrig und sah, da er wegen Meckerns bereits mit „Gelb“ vorbelastet war, die Gelb-Rote Karte.
Im zweiten Durchgang verpassten es Jesse Plüschau mit einem Lupfer und zweimal Maximilian Wichern, das 2:0 nachzulegen. In der Schlussphase gaben die Gäste zwei gefährliche Schüsse ab, die HMTV-Torwart Maxim Ceban „richtig stark hielt“, wie sein Coach Patrick Bethke lobte. Kurz vor Ultimo sah der Osdorfer Robin Schmidt glatt „Rot“, da er Schiedsrichter Janik Möller von der SV Lieth) beleidigt haben soll. „Wir haben eine sehr gute Leistung gezeigt und absolut verdient gewonnen“, freute sich Bethke, der seinem Kapitän Jesse Plüschau ein Sonderlob aussprach lobte: „Er hat es geschafft, den Osdorfer Torjäger Jeremy Wachter über 90 Minuten abzumelden – was zuletzt vielen Oberliga-Verteidigern nicht gelungen ist.“
Im zweiten Halbfinale bezwang der Heidgrabener SV (Bezirksliga West), der nach der Nichtmeldung des Oberligisten Wedeler TSV für die kommende Saison in das Teilnehmerfeld nachgerutscht war, den klassenhöheren SSV Rantzau (Landesliga Hammonia) mit 5:3. „In der ersten halben Stunde haben wir wirklich überragend gespielt“, betonte HSV-Coach Ove Hinrichsen. Serge Haag nach einem Steilpass von links (7. Minute), Martin Schwabe von halbrechts per Flachschuss (10.) und erneut Haag von halblinks (24.) sorgten für eine 3:0-Führung. Kurz vor sowie direkt nach der Pause verkürzten Phil Breuel (44.) und Till Bruns (47.) für die Barmstedter. „Diesen Doppelschlag hat meine Mannschaft aber sehr gut weggesteckt“, lobte Hinrichsen. Zwar scheiterte Haag mit einem Foulelfmeter, den Tobias Brandt herausgeholt hatte, an SSV-Keeper Malte Ladehof, ehe Brandt den Abpraller in die Wolken jagte (65.). Doch kurz darauf gelang Haag das 4:2 (75.) und das dritte SSV-Tor (Julien Duffke/83.) beantwortete Schwabe mit dem 5:3-Endstand (89.).
Dadurch kam es am Final-Tag zu Paarungen, die so vorab kaum zu erwarten gewesen waren. Die Osdorfer als klassenhöchstes Team im Teilnehmerfeld und die Rantzauer bestritten nämlich „nur“ das Spiel um den dritten Platz. In diesem brachte Jeremy Wachter den Favoriten per Doppelpack mit 2:0 in Führung (57./65.). Jorrit Thieme verkürzte kurz vor Ultimo für die Rantzauer nur noch zum 1:2-Endstand (89.).
Anschließend trafen im Überraschungs-Finale die beiden Bezirksliga-Rivalen Hetlingen und Heidgraben aufeinander. „Leider musste ich 14 Absagen hinnehmen, weshalb mir nur 13 Spieler zur Verfügung standen“, haderte Hinrichsen. Sein Gegenüber Bethke war mit der Leistung seiner Elf in der ersten Halbzeit „überhaupt nicht zufrieden“ und tadelte: „Wir hätten viel mehr den Ball mehr laufen lassen müssen.“ Neuzugang Caner Arda sorgte trotzdem für die Führung der Gastgeber (21.), die kurz vor der Pause davon profitierten, dass HSV-Akteur Johannes Scheck nach einem Eckstoß ein Eigentor unterlief (42.). „In der Kabine habe ich gesagt, dass wir schnell das 3:0 nachlegen müssen, was meine Mannschaft auch hervorragend befolgt hat“, freute sich Bethke. Alec Del Bono zog nach einem Steilpass rechts am herausstürzenden HSV-Keeper Leon Sorgenfrei vorbei und schob ein (47.).
Sogar 4:0 hieß es, als Philipp Drews eine Rechtsflanke des eingewechselten Maximilian Heilborn am langen Pfosten einköpfte (74.). „Und spätestens damit war die Partie dann auch entschieden“, frohlockte Bethke. In der Schlussphase legte das Heim-Team zwei weitere Tore nach: Erst steckte Drews einen Ball rechts durch zu Nils Kamsteeg, der Scheck sowie Yannick Sippel einteilte und von halbrechts aus flach traf (82.). Dann passte erneut Drews von rechts quer zum eingewechselten Yasin Özdemir, der per Direktabnahme zum 6:0-Endstand erhöhte (88.). „Von den Spielern, die bei uns mitgewirkt haben, hat keiner gezeigt, dass er in die erste Elf möchte“, so Hinrichsen, der versprach: „Wir werden aus der guten Partie gegen Rantzau, aber auch aus dem Finale unsere Lehren ziehen.“
Freuen konnte sich nur ein Heidgrabener: Schwabe wurde zum fairsten Spieler des Turniers gekürt und von Jörn Peter Maurer, dem Geschäftsführer der Stadtwerke Wedel, mit einer Trophäe geehrt. Den großen, goldenen Siegerpokal überreichte HMTV-Fußball-Abteilungsleiter Michael Kirmse, der das Turnier „rundum gelungen“ nannte, anschließend an Jesse Plüschau. „Meine Spieler sind es schon gewohnt, Meistertitel und Turniere zu gewonnen – aber für mich als Trainer war es der allererste Pokalsieg“, gestand Bethke, der seinen Schützlingen „eine klare Steigerung nach der Pause“ attestierte. Die Erstauflage der Veranstaltung hatte vor zwei Jahren der Oberligist SC Victoria Hamburg gewonnen (SportNord berichtete, siehe unten stehenden Link).