Aktuell: Hartplatzhelden gewinnen Prozess gegen DFB


Als die SV Blankenese am Freitagabend zum Auftakt des 14. Spieltages der Hamburger Landesliga Hammonia beim Eimsbütteler TV mit 1:2 verlor, stand SVB-Coach Oliver Fritsch nicht an der Seitenlinie. Fritsch war noch auf der Rückfahrt aus Karlsruhe, wo er am Donnerstag als Betreiber der Internet-Seite Hartplatzhelden.de vor dem Bundesgerichtshof einen Sieg gegen den Deutschen Fußball-Bund errungen hatte.

Zur Erklärung: Der DFB hatte der Seite „Hartplatzhelden.de“ und anderen Internet-Auftritten verboten, bewegte Bilder von Amateur-Fußballspielen zu veröffentlichen. Das Oberlandesgericht Stuttgart hatte im März 2009 dem Württembergischen Fußball-Verband, der gegen die „Hartplatzhelden“ geklagt hatte, Recht gegeben (SportNord berichtete, siehe unten stehenden Link). Der BGH entschied nun aber, dass der Amateurfußball den Sportlern und die Rechte an Filmen von Amateur-Fußballspielen den Sportbegeisterten, die diese Aufnahmen fertigen, gehören. Der BGH stellte mit seinem Urteil zudem klar, dass es kein grundsätzliches Leistungsschutzrecht für Sportveranstalter gibt!

SportNord sprach mit Fritsch über das Urteil und die Folgen ...

SportNord: Glückwunsch zum gewonnenen Prozess! Verspüren Sie eher Triumph-Gefühle oder Erleichterung?
Oliver Fritsch: „Vielen Dank! Es ist eine Mischung aus beidem: Natürlich bin ich erleichtert, alleine schon weil ich ansonsten die Prozesskosten, die mittlerweile eine gute, fünfstellige Summe betragen, alleine aus privater Tasche hätte bezahlt werden müssen ... Aber es ist auch ein großer Triumph, weil meine Idee gesiegt hat und der Bundesgerichtshof dem Internet ein großes Stück Freiheit eingeräumt hat, aber auch den Vereinen und Spielern, die gerne Videos von ihren Spielen veröffentlichen möchten!“

SportNord: Wie fühlt man sich denn nach einem Sieg gegen einen so großen Verband, wie es der DFB ist?
Fritsch: „Man fühlt sich gut, weil man merkt, dass man sich auch vom DFB nicht alles gefallen lassen muss. Mich haben zuletzt schon zahlreiche Glückwünsche erreicht, darunter viele von Lokalzeitungen und Internet-Seiten, die sich dem Amateur-Fußball widmen. Daran merkt man, dass es hier auch nicht nur um das Schicksal der Hartplatzhelden ging, sondern um viel mehr, nämlich die zukünftige Berichterstattung vom Amateur-Fußball. Die entscheidenden Fragen sind doch: Welcher Verein hat die Möglichkeit, auf seiner eigenen Internet-Seite Videos zu veröffentlichen, was ja der DFB zuletzt bereits erlaubt hatte? Und wo erreiche ich mehr Menschen: Auf einer zentralen, bekannten Internet-Seite oder auf einer Vereins-Homepage? Ich denke, der BGH hat definitiv im Sinne der Amateur-Fußballer entschieden!“

SportNord: Hat der DFB nun noch die Möglichkeit, gegen dieses Urteil vorzugehen?
Fritsch: „Nein, deutschlandweit war das die letzte Instanz. Es gäbe höchstens noch die Möglichkeit, vor den europäischen Gerichtshof zu ziehen – dort wird aber eigentlich immer im Sinne eines offenen Wettbewerbs entschieden, was eher für eine Bestätigung des BGH-Urteils sprechen würde ... Alternativ könnte der DFB noch versuchen, vor das Bundesverfassungsgericht zu gehen. Aber inwieweit ist bei uns das Verfassungsrecht betroffen? Außerdem denke ich, dass das Verfassungsgericht im Sinne der Presse- und Arbeitsfreiheit auch eher zu unseren Gunsten entscheiden würde ... Lange Rede, kurzer Sinn: Ich gehe fest davon aus, dass der Erfolg vor dem BGH der entscheidende Siegtreffer für uns war!“

SportNord: Dadurch, dass Sie mehrere Jahre lang keine Videos von Amateur-Spielen veröffentlichen durften, sind Ihnen als Betreiber der Internet-Seite ohne Zweifel Einnahmen entgangen. Werden Sie den DFB nun auf Schadensersatz verklagen?
Fritsch: „Man könnte das versuchen und um ehrlich zu sein hatte ich das auch schon überlegt ... Aber ich sehe da wenig Chancen und habe auch wirklich genug von Prozessen: Wir wollen nicht von der Beklagten- in die Kläger-Rolle wechseln. Aber natürlich haben uns diese Prozesse schon etwas in unserer Entwicklung gehindert, denn wir wären sonst schon viel weiter mit dem, was wir aufgebaut haben. Der Vorsprung, den wir möglicherweise gegenüber einigen Konkurrenten hatten, wurde uns nun vielleicht genommen. Andererseits sind wir durch diesen Prozess sicher auch noch bekannter geworden und haben nun quasi eine ‚Robin-Hood-Rolle‘ ...“

SportNord: Abschließend noch eine technische Frage: Können auf Ihrer Internet-Seite nur Videos mit kurzen Sequenzen, oder auch längere Ausschnitte oder sogar ganze Spiele hochgeladen werden?
Fritsch: „Technisch wäre es möglich, auch ganze Spiele hochzuladen, doch aus Erfahrung kann ich sagen: Je länger die Videos sind, desto langweiliger sind sie oftmals. Gedacht ist es eigentlich so, dass kurze Trailer, in denen die Höhepunkte einer Partie zu sehen sind, hochgeladen werden. Wir wollen den einen Moment, in dem der Ball ins Tor geht oder der Torwart eine fantastische Parade zeigt, auffangen!“

Interview: Johannes Speckner

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