
Der SSV Markranstädt schloss die Saison 2008/2009 in der Oberliga Nordost-Süd (vergleichbar mit der Oberliga Hamburg und der Schleswig-Holstein-Liga) als Tabellen-Sechster ab. Und zum Beginn der Sommerpause sorgte Markranstädt für bundesweites Aufsehen: Unter dem neuen Namen „Rasen-Ballsport Leipzig“ soll der Sprung in die Erste Bundesliga gelingen – möglich macht diese hohen Ziele der Getränke-Hersteller „Red Bull“.
Der millionenschwere Konzern, dessen Getränke angeblich „Flügel verleihen“, ist einer der größten Sport-Sponsoren der Welt und betreibt neben einem Formel-1-Team auch schon zwei Fußballklubs, in Salzburg und New York. Da es die Statuten des Deutschen Fußball-Bundes verbieten, einen Verein nach seinem Geldgeber zu benennen, wird der Deutsche Ableger nicht „Red Bull Leipzig“ heißen, sondern es kam, anders als in Salzburg und New York, zum kuriosen Namen „Rasen-Ballsport“, so dass in der Kurz-Form des neuen Klub-Namens „RB Leipzig“ wenigstens die Initialen des Sponsoren zu finden sind.
Red Bull peilte schon seit über drei Jahren den Sprung in den Deutschen Fußball an. Doch sowohl beim FC Sachsen Leipzig, der gerade als Vorletzter der Regionalliga Nord in die Oberliga Nordost-Süd abstieg und unter dem Damoklesschwert der Insolvenz steht (SportNord berichtete, siehe unten stehenden Link), als auch bei Fortuna Düsseldorf, das gerade (ohne die Unterstützung eines großen Investors) als Drittliga-Vizemeister die Rückkehr in die Zweite Bundesliga schaffte, standen neben der Tradition vor allem die Anhänger, die sich vehement gegen eine „Übernahme“ wehrten, einem Einstieg des Getränkeherstellers im Wege.
Der Markranstädter Manager Holger Nussbaum hatte unterdessen bemerkt, dass für seinen Klub unter den derzeitigen Voraussetzungen, mit einem Etat von 250.000 bis 300.000 Euro, die Oberliga wohl das höchste der Gefühle ist. Da Nussbaum jedoch nach Höherem strebt, nahm er gemeinsam mit Dr. Michael Kölmel, dem Besitzer des Leipziger Zentralstadions, Kontakt mit Red Bull auf. Schnell kam es zur Einigung – und, wenn der Nordostdeutsche Fußball-Verband einwilligt, wird der SSV seine Oberliga-Lizenz auf den neu gegründeten Klub RB Leipzig übertragen. Es werden schon große Zukunftspläne geschmiedet ...
In der nächsten Oberliga-Saison soll die Erste Mannschaft von RB Leipzig noch einmal im Markranstädter Stadion „Am Bad“, das 5.000 Zuschauer fasst, spielen. Wie viele der jetzigen SSV-Akteure (unter anderem gehört Sebastian Wille, der im Herbst 2007 für den ASV Bergedorf 85 kickte, zum Kader) dem Team dann noch angehören, ist fraglich: Der sofortige Aufstieg in die Regionalliga ist Pflicht, denn in der Saison 2010/2011 soll RB Leipzig dann erstmals im Zentralstadion, auf dessen Namensrechte sich Red Bull bereits eine Option sicherte, spielen. Dr. Kölmel, dessen Stadion-Betrieb bisher wohl defizitär war, dürfte sich angesichts dieser neuen Entwicklung die Hände reiben.
Dr. Kölmel, in dessen Stadion zuletzt Sachsen Leipzig seine Regionalliga-Heimspiele absolvierte, erklärte bereits, dass der neu geschaffene Rasen-Ballsport-Klub „spätestens in acht Jahren in der Bundesliga spielen“ solle – im Schnitt ist also alle zwei Jahre ein Aufstieg eingeplant. Weiterhin in Markranstädt soll die Zweite Mannschaft von RB Leipzig kicken. Und, ganz bescheiden, soll dieses Reserve-Team, das zuletzt als SSV Markranstädt II in der Bezirksliga Platz elf belegte, in die Dritte Liga durchmarschieren. Ein kleines Bonbon für die SSV-Anhänger, die dank der Zweiten Mannschaft vor ihrer Haustür weiterhin höherklassigen Fußball haben sollen ... (JSp)