
Turbulent verlief am Sonntag in den Sander Tannen das Topspiel der Kreisklasse 11 zwischen dem ASV Bergedorf 85 (dritter Platz, 35 Punkte) und dem FSV Geesthacht 07 II (sechster Rang, 26 Zähler). Am Ende wurde die Partie des 22. Spieltages beim Stand von 2:2 in der 89. Minute abgebrochen und nicht, wie es im DFB-Net vermerkt wurde, mit einem 2:2-Unentschieden beendet. Zunächst ein kleiner Überblick über die Höhepunkte des Spiels, in chronologischer Reihenfolge:
FSV-Akteur Sertan Badem sah bereits in der 16. Minute wegen Nachtretens die Rote Karte. Dann sprach Schiedsrichter Timo Daedrich (vom VfL Lohbrügge) den „Elstern“ den ersten Elfmeter zu: Norman Weber scheiterte an Gäste-Keeper Nico Warnke, doch im Naschschuss gelang Gregor Krahn das 1:0 (31.). Obwohl die Geesthachter in Unterzahl waren, drehten sie mit einem Doppelschlag die Partie: Ercan Kuzer traf dabei doppelt (56., 59.). Die Bergedorfer schlugen mit dem 2:2, das Norman Leßmann per Kopf gelang, zurück (69.). Anschließend flogen zwei weitere Gäste-Spieler vom Platz: Hakan Can (76.) und Nihat Kaya (83.) bekamen jeweils die Gelb-Rote Karte. Mit nur noch sieben (!) Feldspielern setzte sich die FSV-Reserve weiterhin tapfer zur Wehr. Dann kam die 89. Minute: Nach einem Kopfballduell zwischen dem Bergedorfer Justin Gauger und dem Geesthachter Kadir Özgenc im FSV-Strafraum zeigte Referee Daedrich zum Entsetzen der Gäste zum zweiten Mal auf den Punkt. Dieser Strafstoß wurde allerdings nicht mehr ausgeführt, weil die Geesthachter Trainer Serkan Öztürk und Süleyman Gök ihr Team zuvor vom Platz beorderten. Daraufhin wurde das Spiel kurz vor seinem regulären Ende abgebrochen.
... Serkan Öztürk, Trainer der Reserve des FSV Geesthacht, erklärte dazu auf Nachfrage von SportNord:
„Wir haben uns benachteiligt gefühlt, als der Schiedsrichter in der 89. Minute den zweiten Elfmeter gegen uns verhängt hat, nachdem er zuvor auch schon drei Platzverweise gegen uns ausgesprochen hatte. Meine Spieler waren sehr wütend und ich bin auf das Spielfeld gegangen, um sie zu beruhigen und meinem Kapitän zu sagen, dass wir die letzten Minuten ruhig zu Ende bringen und die Geschehnisse dann nach dem Abpfiff analysieren. Ich bin dann zum Schiedsrichter gegangen und habe ihn gebeten, uns kurz Zeit zu geben, dass ich meine Mannschaft zusammenhole und beruhigend auf sie einwirke – das hätte höchstens zwei Minuten gedauert. Der Referee hat aber leider so reagiert, wie er sich schon in den vorherigen 89 Minuten benommen hat: Ablehnend und arrogant. Daraufhin habe ich ihm gesagt: ‚Ich bin 34, du bist 20 – und ich habe keine Lust mehr, mir das anzutun. Viel Spaß, die drei Punkte sollen an Bergedorf gehen, und Tschüss!‘ Dann sind unsere Spieler geschlossen vom Platz gegangen.
Mir ist sehr wohl bewusst, dass ich unsere Mannschaft damit um die Chance gebracht habe, auch in dreifacher Unterzahl ein 2:2-Unentschieden mitzunehmen – denn der Elfmeter war ja noch nicht verwandelt worden. Nun wird der Hamburger Fußball-Verband das Spiel mit 0:3 gegen uns werten und im Nachhinein ärgere ich mich einerseits über die Entscheidung, die Mannschaft vom Feld zu holen – aber andererseits sage ich auch, dass wir ein Zeichen setzen mussten und uns nicht alles gefallen lassen dürfen. Es geht ja nicht nur um die drei Punkte, auch wenn wir nun unsere letzte Chance vergeben haben, noch einmal in den Kampf um die Spitzenplätze einzugreifen. Aber es ist im Laufe der 89 Minuten einfach zu viel zusammengekommen – das konnten wir nicht mehr einfach so hinnehmen. Selbst zahlreiche Bergedorfer Anhänger, von denen ich einige schon jahrelang kenne, haben während des Spiels mehrmals zu mir gesagt, dass es ihnen leid tut, dass wir so behandelt werden, und ich mich nicht aufregen solle ...
Ich habe selbst nicht nur in höheren Ligen Fußball gespielt, sondern auch einen Schiedsrichter-Schein gemacht und selbst drei Jahre lang gepfiffen. Deshalb weiß ich, dass man es als Schiedsrichter wirklich nicht leicht hat. Aber leider treten inzwischen gerade die jungen Referees oftmals in einer Art und Weise auf, die unerträglich ist. Beispielsweise war es am Sonntag so, dass ich beim Gang in die Halbzeitpause den Schiedsrichter um etwas mehr Fingerspitzengefühl gebeten habe. Daraufhin entgegnete er nur: ‚Ich muss mir von ihnen nicht den Job erklären lassen!‘ Und als unser Spieler, der in der 89. Minute den zweiten Strafstoß verursacht haben soll, mit dem Schiedsrichter reden wollte, hat er ihn komplett ignoriert und ist in Richtung Mittelkreis gelaufen. Mein Spieler hat daraufhin zum Referee gesagt: ‚Bitte reden Sie doch mit mir und schauen mich an – ich bin kein Tier, ich bin auch nur ein Mensch!‘ Dieser Satz hat mir persönlich ehr wehgetan.
Vielerorts wird es angesichts der Tatsache, dass unserer Mannschaft viele türkisch-stämmige Spieler angehören, wieder heißen: ‚Guck mal, die Türken ...‘ Dabei versuche ich mit meiner Mannschaft, die erst seit acht Monaten zusammenspielt, genau das Gegenteil zu schaffen: Bei uns ist Disziplin sehr wichtig und ich sage meinen Spielern immer: ‚Jungs, wenn ihr kämpft, dann lohnt es sich!‘ Leider war das am Sonntag nicht der Fall. Sollte der HFV nun eine Geldstrafe gegen unseren Verein aussprechen, wäre ich bereit, diese zu übernehmen – das habe ich unserem Ersten Vorsitzenden bereits in einem Telefongespräch mitgeteilt. Aber bei dem Spiel waren auch zwei Vorstandsmitglieder vor Ort, die anschließend gesagt haben, dass sie die Entscheidung, die Mannschaft vom Platz zu holen, absolut nachvollziehen konnten.“