Kreisliga 4: Spielabbruch nach Bedrohung


Am Sonntag wurde die Partie des 22. Spieltages der Kreisliga 4 zwischen den beiden Tabellen-Nachbarn SC Hamm 02 (siebter Platz, 30 Punkte) und DSC Hanseat (achter Rang, 26 Zähler) beim Stand von 3:1 nach gut 70 Minuten vom Schiedsrichter abgebrochen. Bereits in der 31. Minute war ein DSC-Spieler mit der Gelb-Roten Karte vom Platz geflogen, in der 68. Minute gab es zwei weitere Platzverweise gegen die Gäste (einmal „Gelb-Rot“ und einmal glatt „Rot“).


SportNord sprach anschließend mit Beteiligten beider Teams über die Geschehnisse ...

... Torsten Bull, Trainer des SC Hamm, berichtete:

„Obwohl der DSC Hanseat, dessen Spieler sich immer wieder über die Schiedsrichter-Entscheidungen aufgeregt haben, schon in der ersten Halbzeit einen Platzverweis kassiert hat, ist bis zur Pause nichts Dramatisches passiert. Im zweiten Durchgang ging es dann aber richtig zur Sache, gerade nach dem zwischenzeitlichen 2:1-Anschlusstreffer des DSC Hanseat wurde es immer hektischer. Nachdem nach rund 70 Minuten zwei DSC-Spieler fast zeitgleich vom Platz geflogen sind, hat einer der beiden beim Verlassen des Spielfeldes wohl dem Schiedsrichter-Assistenten angedroht, dass er nach dem Spiel noch ‚massiv bearbeitet werden‘ würde. Ich selbst stand auf der anderen Seite des Spielfeldes und habe das nicht gehört – aber mir wurde von dieser Aussage, die man als Androhung körperlicher Gewalt auffassen kann, berichtet.

Daraufhin hat der Schiedsrichter seine beiden Assistenten zu sich gerufen und das Spiel abgebrochen, was wir als sehr bedauerlich empfunden haben. Das Schiedsrichter-Gespann ist dann in die zur Sportanlage gehörende Wohnung, in der es sich vor dem Spiel bereits umgezogen hatte, gegangen. Von dort aus hat der Schiedsrichter dann offensichtlich die Polizei gerufen. Denn als ich gerade mit den DSC-Verantwortlichen gesprochen hatte und sie mir versichert hatten, dass sich die Gemüter beruhigt hätten, standen plötzlich zwei Polizei-Wagen vor dem Haus. Davon waren wir alle sehr überrascht. Die Polizisten haben das Schiedsrichter-Gespann dann sicher aus der Kabine von der Sportanlage geleitet und dafür gesorgt, dass nichts passiert.

Wie mir berichtet wurde, soll es nicht das erste Mal gewesen sein, dass einige DSC-Spieler negativ aufgefallen sind. Allerdings haben wir in den letzten Jahren auch schon mehrmals gegen Hanseat gespielt, und da ist immer alles ruhig geblieben. Es ist schwer, jetzt zu beurteilen, ob dieser Spielabbruch richtig und notwendig war. Aus meiner Coaching-Zone heraus betrachtet ist nichts losgewesen, niemand wurde angegriffen. Aber ich habe auch die Bedrohungen nicht gehört und hätte vielleicht, wenn ich bedroht worden wäre, in dieser Situation genauso reagiert wie der Schiedsrichter. Wir gehen fest davon aus, dass die Partie nun für uns gewertet wird. Wir haben mit 3:1 geführt und hätten gegen nur noch acht Hanseat-Spieler in der Schlussphase sicher gute Chancen gehabt, mindestens noch das 4:1 nachzulegen.“


... Ghazi Mustapha, Spieler und Ex-Team-Manager des DSC Hanseat, erklärte:

„Als das Spiel abgebrochen wurde, war ich gerade unter der Dusche. Aber mir wurde anschließend berichtet, dass ein Spieler von uns den Schiedsrichter beleidigt und bedroht haben soll. Er hat wohl zu dem Assistenten gesagt, dass sie sich ‚nach dem Spiel wiedersehen’ würden. Daraufhin hat er die Rote Karte bekommen und das Spiel wurde abgebrochen. Die Schiedsrichter sind dann in ihre Kabine gegangen, haben sich dort eingeschlossen und die Polizei gerufen, obwohl eigentlich gar nichts mehr los war und sich die Gemüter längst schon wieder beruhigt hatten. Die Polizei ist mit zwei Mannschaftswagen gekommen, worüber sich auch die Spieler und Verantwortlichen des SC Hamm gewundert haben. Als die Polizei eingetroffen ist, haben die Schiedsrichter unseren Spieler angezeigt.

Ob die Reaktion des Schiedsrichter-Gespanns übertrieben war, ist schwer zu beurteilen. Jeder Mensch reagiert situativ anders, wenn er meint, sich in einer gefährlichen Situation zu befinden – und es ist auch normal, dass man beschützt werden möchte, wenn man sich bedroht fühlt. Natürlich wird auf dem Platz immer viel geredet und speziell, wenn er eine Rote Karte bekommen hat, sagt ein Spieler vielleicht einmal etwas, was er eigentlich gar nicht so meint. Fakt ist, dass der Schiedsrichter weder vor noch nach dem Abbruch angegriffen worden ist. Ich möchte das Verhalten unseres Spielers trotzdem keinesfalls verharmlosen: Wir haben ihm in der Kabine sofort ins Gesicht gesagt, dass er seine Sachen packen soll und nicht mehr für uns spielen wird.

Unseren Trainer Turgut Ceylan haben wir vorher gar nicht gefragt, das kam aus der Mannschaft heraus – aber er stand voll hinter der Entscheidung, den Spieler aus dem Verein auszuschließen. Der Spieler hat sich daraufhin bei uns entschuldigt und die Kabine verlassen. Er hätte sich auch gerne noch bei dem Schiedsrichter für sein Fehlverhalten entschuldigt, was aber leider nicht möglich war, weil das Gespann sich eingeschlossen hatte.“

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