
Als die SV Lieth von 2009 bis 2013 in der Landesliga Hammonia um Punkte kämpfte, stieg der Heidgrabener SV zweimal aus der Kreisliga ab und verbrachte die anderen beiden Spielzeiten sogar drei Etagen tiefer in der Kreisklasse. Inzwischen gehören beide Mannschaften in der Kreisliga 8 zu den Spitzen-Teams ‒ und zumindest am Sonntag gaben die Heidgrabener dem ehemals „großen Nachbarn“ aus Klein Nordende im direkten Duell deutlich mit 6:2 das Nachsehen. Dadurch liegt das Team von HSV-Trainer Ove Hinrichsen, der als Aktiver lange Jahre höherklassig für Lieth aktiv war, als Spitzenreiter nun schon sechs Punkte vor den „Roten Teufeln“, die weiterhin Rang-Vierter sind.
Auf dem Kunstrasenplatz an der Uetersener Straße erwischten die Gäste den besseren Beginn: Als die Heidgrabener im Zentrum zu früh attackierten, spielten sich die Liether mit zwei Doppelpässen durch und Yannic Sebastian Stubenrauch schob zum 0:1 ein (2. Minute). Von diesem denkbar schlechten Start ließen sich die Hausherren jedoch keinesfalls beeindrucken. Als Philippe Schümann alleine durch war und von SVL-Keeper Marek Serafin gefoult wurde, ahndete Schiedsrichter Manfred Neuber (vom SC Pinneberg) diese „Notbremse“ nur mit der Gelben Karte. Den ebenfalls verhängten Elfmeter verwandelte Schümann selbst zum 1:1 (5.). Kurz darauf hatten die Heidgrabener die Partie auch schon komplett zu ihren Gunsten gedreht: Einen Freistoß, den Alexander Martin von halbrechts aus mit links in Richtung langes Eck gezirkelt hatte, wollte Serafin fangen, boxte sich den Ball aber zum 2:1 ins eigene Netz (13.). Als Martin nur zwei Minuten später erneut zum Freistoß antrat, gab Serafin wieder keine gute Figur ab und Mark Zipp köpfte freistehend zum 3:1 ein.
In der 31. Minute war es SVL-Rechtsverteidiger Benjamin Linse noch gelungen, kurz vor der Mittellinie zwei Heidgrabener nacheinander auszuspielen. Als Linse dies zwei Minuten später erneut versuchen wollte, verlor er den Ball jedoch an Zipp, der über halblinks freie Bahn hatte und flach zum 4:1 ins lange Eck einschoss. „Darum bringe ich Dich, Junge“, rief Hinrichsen seinem Doppeltorschützen lautstark beim Torjubel zu. Dann zeigte Neuber dem Heidgrabener Jesse Jacobsen, dem er zuvor nach Intervention seines Assistenten Olaf Duwensee (TBS Pinneberg) bereits „Gelb“ wegen angeblichen Meckerns gegeben hatte, nach einem Foul die Gelb-Rote Karte (35.). Nur sieben Minuten später war aber die numerische Gleichzahl wieder hergestellt: Stubenrauch hielt gegen HSV-Kapitän Fabian Doell zum zweiten Mal seinen Fuß drüber, was zum zweiten Mal die Gelbe Karte und somit in der Farbenlehre des Fußballs „Gelb-Rot“ bedeutete, auch wenn Stubenrauch beteuerte, Doell „gar nicht getroffen zu haben“ (42.).
„Nach der Pause hatten wir das Spiel gut im Griff“, berichtete Hinrichsen. Schümann hatte zunächst Pech bei einem Freistoß an die Latte. Dann wurde Julian Hansen kurz vor dem SVL-Strafraum grob gefoult und als ihm der Liether danach ins Gesicht tätschelte, sprang der Heidgrabener wütend auf und schubste seinen Gegenspieler mit beiden Händen weg (59.). „Dass der Schiedsrichter dafür ,Rot' gezeigt hat, war vertretbar ‒ dass es für das Foul nicht einmal eine Gelbe Karte gab, war aber unfassbar“, ärgerte sich Hinrichsen darüber, dass Neuber nun zunehmend den Überblick verlor. In Überzahl witterten die Gäste noch einmal Morgenluft und verkürzten zügig zum 4:2 (Marvin Böttcher/62.). „Danach haben die Liether Druck gemacht, während wir auf Konter gesetzt haben“, berichtete Hinrichsen. Als sich Maik Siebels stark gegen zwei Liether durchsetzte und querspielte, schob Schümann zum 5:2 ein, was die Entscheidung bedeutete (81.). „Das war der Brustlöser“, strahlte Hinrichsen. In der 89. Minute erhöhte Schümann nach einem weiteren Pass von Maik Siebels sogar noch zum 6:2-Endstand. „Am Ende haben wir auch in der Höhe verdient gewonnen“, betonte Hinrichsen.