
Am vergangenen Sonntag hatte die SV Lieth den Keller-Krimi gegen den Eimsbütteler TV mit 1:3 verloren. Noch stehen die Klein Nordender in der Landesliga Hammonia auf dem 13. Platz, der am Saisonende zur Rettung genügen würde – doch ihr Vorsprung auf den ETV, der als Drittletzter zurzeit den ersten Abstiegsplatz belegt, beträgt nur noch zwei Punkte.
SVL-Team-Manager Torben Ross, der nun als Interimstrainer fungiert, nahm sich am Freitagnachmittag Zeit für ein Interview mit SportNord ...
SportNord: Wann kam es zur Trennung von Jopp?
Torben Ross: „Am gestrigen Donnerstagabend haben sich unser Erster Vorsitzender Manfred Pieper und unser Zweiter Vorsitzender Carsten Perner, der zugleich auch Liga-Obmann ist, mit Ingo Jopp zusammengesetzt. Dabei sind sie zu der Entscheidung gekommen, dass es besser ist, wenn man ab sofort getrennte Wege geht.“
SportNord: Stand diese Entscheidung schon vor dem Sechs-Augen-Gespräch fest, oder wurde sie im Gespräch gemeinsam getroffen?
Ross: „Pieper hat sich die Verhältnisse zuletzt längere Zeit angeschaut und in dieser Woche einige Gespräche geführt: Mit Spielern, mit mir und mit Jopp selbst. Dann wurde am Donnerstag diese Entscheidung, fortan getrennte Wege zu gehen, gefällt ...“
SportNord: Lieth hat in der jüngsten Vergangenheit nicht gerade mit häufigen Trainerwechseln von sich reden gemacht. Ist der Schritt Ihnen und der Vereinsführung nun schwer gefallen?
Ross: „In der Tat ist es uns sehr schwer gefallen und Sie haben Recht: In den letzten 20 Jahren haben wir bei der SV Lieth immer auf Kontinuität gesetzt, was die Besetzung des Trainerpostens betraf. Wir haben uns unsere Übungsleiter in der Vergangenheit immer sehr zielgerichtet ausgesucht. Ganz klar: Ja, die Trennung ist dem Vorstand sehr schwer gefallen, denn eigentlich ist es nicht unsere Art, uns während der Saison von einem Coach zu trennen. Ingo Jopp passte auch menschlich sehr gut zu unserem Verein. Natürlich ist es jetzt eine Entscheidung gegen ihn – aber mehr noch ist es eine Entscheidung dafür, das Ruder noch einmal herumzureißen und eine eventuelle Blockade bei den Spielern zu lösen, weil die Akteure zuletzt auf dem Platz sehr hilflos wirkten ...“
SportNord: War die jüngste 1:3-Pleite gegen den ETV diesbezüglich ein absoluter Tiefpunkt?
Ross: „In der Tat war die Niederlage gegen Eimsbüttel für alle Außenstehenden, die uns immer unterstützen, aber auch für die Verantwortlichen ein absoluter Tiefpunkt. Vor dem Spiel hatten wir uns sehr, sehr viel vorgenommen und viele Gespräche geführt. War wir dann geleistet haben, war aber erschreckend – denn der ETV war die einzige Mannschaft auf dem Platz, die wusste, worum es ging. Aus Liether Sicht war das nur ein Trauerspiel ...“
SportNord: Ist Jopp der Alleinschuldige an dieser Misere?
Ross: „Nein, keinesfalls! Ganz im Gegenteil: Wir sind Ingo Jopp für die knapp anderthalb Jahre, die er bei uns war, sehr dankbar. Er ist den Umschwung, den ich bei Lieth vollzogen habe, nämlich dass keine Aufwandsentschädigungen mehr an die Spieler gezahlt werden, mitgegangen. Und er hatte auch einen großen Anteil daran, dass wir viele Spieler dazugewonnen haben, die sich mit dem Verein identifizieren und eben nicht aufs Geld geschaut haben. Auch durch seine persönlichen Kontakte hat Jopp da zahlreiche Spieler für unseren Klub begeistern können!“
SportNord: Wer fungiert zukünftig als Trainer bei der SVL?
Ross: „Wir haben entschieden, dass ich selbst interimsweise bis zum Ende des Jahres den Trainerposten bekleiden werde. Ich habe am gestrigen Donnerstagabend bereits die erste Übungseinheit geleistet. Der Vorstand und ich werden uns zeitnah zusammensetzen und ein genaues Profil erstellen, wie der Trainer sein soll, der das Heft dann ab dem Januar 2012 in die Hand nehmen soll. Fakt ist: Das soll ein Coach sein, der nicht ‚nur‘ als Feuerwehrmann bis zum Ende dieser Saison arbeitet, sondern ein Trainer, der über diese Spielzeit hinaus langfristig bei uns tätig ist!“
SportNord: Werden Sie das Team definitiv bis zur Winterpause betreuen, oder könnte ein neuer Chefcoach auch schon im Herbst verpflichtet werden?
Ross: „Wenn natürlich jetzt schon ein Trainer zur Verfügung stehen würde, der zu uns passt und unter den Voraussetzungen, die wir anbieten, sprich auch mit jüngeren Spielern, gerne arbeiten würde, steht einer Verpflichtung noch in 2011 nichts im Wege. Ein neuer Chefcoach könnte sehr gerne auch schon vor der Winterpause einsteigen, denn es geht hier nicht um Namen oder gar um meine Person, sondern einzig und alleine darum, dass wir den Verein in der Landesliga halten!“
SportNord: Gewisse Parallelen zum Hamburger SV sind unverkennbar. Hoffen Sie, dass Lieth, wie der HSV unter Rodolfo Esteban Cardoso, im ersten Spiel unter Ihrer Regie einen Auswärtssieg feiert?
Ross: „In der Tat gibt es da gewisse Parallelen ... Für uns steht am Sonntag, 9. Oktober beim SC Teutonia 10 ein ganz wichtiges, aber auch schweres Spiel an. Wir hoffen, dass wir das nötige Quäntchen Glück haben und an der Max-Brauer-Allee die Wende zum Guten schaffen!“
Interview: Johannes Speckner