Oberliga: Hansen ist für eine Abschaffung


Schon mehrmals berichtete SportNord über die ungewisse Zukunft der Oberliga Nord, die ab dem Sommer 2008, nach der Einführung der eingleisigen Dritten Liga und dreigleisigen Regionalliga, nur noch die fünfthöchste Spielklasse wäre. Nun sprach SportNord mit Hans-Rainer Hansen, der vor knapp einem Jahr Wolf Günter Wiesel als Spielausschussvorsitzender des Norddeutschen Fußball-Verbandes abgelöst hatte, über dieses Thema ...


SportNord: Was soll im Sommer 2008 mit der Oberliga Nord geschehen?
Hans-Rainer Hansen: "Ich bin dafür, dass die Oberliga abgeschafft wird. Ich habe mich in der Vergangenheit auch mit vielen Vereinsverantwortlichen der derzeitigen schleswig-holsteinischen Ober- und Verbandsligisten unterhalten und weiß, dass sie es ähnlich sehen. Sie sagten mir mehrheitlich, dass die Perspektive, zukünftig in der Oberliga zu spielen, für sie nicht gegeben sei. Und es wäre doch demographisch auch unverantwortlich gewesen, dass wir einerseits in Schleswig-Holstein im Zuge der Strukturreform im Sommer 2008 die Bezirksligen abschaffen, andererseits durch die Schaffung der neuen dreigleisigen Regionalliga noch mehr Teams nach oben schieben müssen!"

SportNord: Spricht das auch gegen eine Wiedereinführung der Oberliga Hamburg/Schleswig-Holstein?
Hansen: "So ist es, denn wenn wir die Oberliga Hamburg/Schleswig-Holstein nach vierjähriger Unterbrechung wieder eingeführt hätten, welche Teams hätten in dieser Klasse spielen sollen? Aus der Hamburg-Liga und der schleswig-holsteinischen Verbandsliga wären dann auf einen Schlag sieben, acht Mannschaften in die Oberliga aufgestiegen, und glauben Sie mir: Es ist teilweise schon schwer genug, in Schleswig-Holstein Mannschaften aus der Bezirksoberliga dafür zu begeistern, in die Verbandsliga aufzusteigen, weil dort weitere Auswärtsfahrten anstehen!"

SportNord: Sind Sie, als Spielausschussvorsitzender des Norddeutschen Fußball-Verbandes, zufrieden mit der Ligen-Aufteilung ab 2008?
Hansen: "Nicht ganz, denn der Norddeutsche Fußball-Verband hätte es befürwortet, wenn es ab 2008 nicht nur drei, sondern vier Regionalliga-Staffeln gegeben hätte: Dadurch wäre das Modell etwas in die Breite gezogen worden und es hätten jedes Jahr 16 Teams in die Regionalliga aufsteigen können - nun sind es leider nur zwölf! Während unsere Freunde vom Nordostdeutschen Fußball-Verband sich dafür entschieden haben, weiterhin mit zwei Oberliga-Staffeln zu operieren, aus denen jeweils der Meister aufsteigt, ist bei uns noch unklar, wie genau die beiden Aufstiegsplätze in die Regionalliga verteilt werden.

SportNord: Sie wohnen in Schleswig-Holstein und waren lange beim SHFV tätig - hat aus Ihrem Landesverband neben dem VfB Lübeck und der KSV Holstein Kiel überhaupt ein Verein die Chance, sich für die dreigleisige Regionalliga zu qualifizieren?
Hansen: "Nun ja, der VfR Neumünster könnte dieses Ziel vielleicht anstreben, aber für die Teams, die momentan in der Verbandsliga oben stehen, wie den TSV Kropp und die FT Eider Büdelsdorf, dürfte es sehr schwer werden, wirtschaftlich und technisch-organisatorisch die Voraussetzungen für die Regionalliga - die Rede war zuletzt davon, dass dort Stadien mit mindestens 5.000 Plätzen Pflicht sein sollen - zu erfüllen! Es wird sehr schwer werden, aus der Landes- in die Regionalebene zu kommen - aber das wäre mit einer Oberliga nicht anders gewesen. Fakt ist: Die Oberliga Nord ist als Marke nicht zu erkennen!"

SportNord: Könnte man sie sogar eine "Totgeburt" nennen?
Hansen: "Im vergangenen Jahr ist eine Oberliga-Studie erstellt worden, die sich auf wissenschaftlicher Ebene mit allen damaligen Deutschen Oberligisten - die Zweiten Mannschaften der Profi-Vereine einmal ausgenommen - befasst hat. Sie kam zu dem Ergebnis, dass nur gut 60 Vereine die Bedingungen, um vernünftigen Viertliga-Fußball zu spielen und den Blick in Richtung Regionalliga werfen zu können, erfüllen - und von diesen 60 Teams wandert im Sommer 2008 ein großer Teil in die neue, dreigleisige Regionalliga. So könnte es zukünftig in allen Oberliga-Staffeln zu Problemen kommen, denn man darf nicht davon ausgehen, dass alle Teams ihre Defizite im Umfeld auf die Schnelle beheben können!"

SportNord: Die Aufstiegs

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