
Am Dienstagabend wurden in der Oberliga Hamburg zwei Partien des 27. Spieltages nachgeholt. Das Schlusslicht VfL Lohbrügge, das am vergangenen Sonntag mit einem 2:1-Erfolg beim Niendorfer TSV überrascht hatte, feierte dabei mit einem 2:0 gegen den Oddset-Pokal-Halbfinalisten Oststeinbeker SV (6.) seinen zweiten Sieg in Folge. Ricardo Nunes (23., Foulelfmeter) und Felix Bültemann (56.) entschieden das Duell der beiden letztjährigen Aufsteiger.
Im zweiten Dienstagsspiel empfing Eintracht Norderstedt die SV Halstenbek-Rellingen. Die Norderstedter Sturmhoffnung Milos Ljubisavljevic, die nach bisher zwei Einwechslungen nun erstmals in der Start-Formation stand, hatte schon in der vierten Minute das 1:0 auf dem Fuß, doch der A-Jugendliche scheiterte am guten HR-Keeper Dennis Schultz. Anschließend standen die Gäste besser in der Abwehr und spielten selbst konstruktiv nach vorne, was in der 23. Minute belohnt werden sollte: Eine Flanke von Yannick Bräuer, der sich auf der linken Seite schön behauptet hatte, verlängerte Robert Hermanowicz zu Mesut Cetinkaya, der den Ball von der Strafraumgrenze zu seinem ersten Oberliga-Treffer überhaupt ins Netz jagte – 0:1! Die Hausherren waren vom Rückstand sichtlich geschockt und die „Baumschuler“ dem zweiten Tor näher als die Norderstedter dem Ausgleich, doch Yasar Sahin, der laufstarke Benjamin Eta und erneut Mesut Cetinkaya verpassten das 0:2.
Die beste Chance für die Gäste, den Sack zuzumachen, bot sich Sahin – doch nachdem der am Saisonende scheidende Eintracht-Torwart Frederic Böse einen einfachen Ball nicht festhalten konnte, köpfte der 20-Jährige den Abpraller knapp am Pfosten vorbei. Weil auch „Joker“ Ali Arslan, den HR-Trainer Thomas Bliemeister nach einer guten Stunde für Sahin einwechselte, eine gute Gelegenheit zum 0:2 ungenutzt verstreichen ließ, blieb es bis zum Ende eng. In der Nachspielzeit drängten die Norderstedter noch einmal auf den Ausgleich, doch der 26-jährige Keeper Schultz rettete seinen Halstenbek-Rellingern den sechsten Saison-Sieg. Mit nun 25 Punkten verließ das Bliemeister-Team die Abstiegsplätze und kletterte auf den rettenden 14. Rang. Die Norderstedter, die das Hinspiel am Jacob-Thode-Platz am 4. Oktober 2010 noch mit 3:2 gewonnen hatten, haben als Rang-Zwölfter mit 30 Zählern nur noch sechs (!) Punkte Vorsprung auf die Abstiegszone.
Auf der Pressekonferenz sprach Andreas Prohn, der vor zwei Wochen bei der Eintracht vom A-Jugend zum Liga-Trainer befördert worden war, Klartext: „Wir hatten uns viel vorgenommen, aber es war ein sehr schlechtes Spiel, in dem wir unsicher waren und schlecht in die Zweikämpfe kamen. Wenn man bedenkt, was wir hier für die Spieler tun, ist das schon extrem: Sie können hier regenerieren, werden gehegt und gepflegt, und nach dem Spiel gibt es auch noch Essen. Unsere Spieler haben eigentlich auch die Fähigkeit, guten Fußball zu spielen – aber momentan hat man das Gefühl, dass das Fußballspielen eingestellt wurde. Die Spieler sagen zwar immer, dass sie untereinander keine Probleme haben, aber wir haben mit den A-Jugend-Spielern auf der einen und den erfahrenen Akteuren auf der anderen Seite zwei Generationen, die aufeinander prallen. Und obwohl diese Saison schon vor neun Monate begann haben es die Spieler nicht geschafft, eine Einheit zu werden!“
Irgendwie erinnert die Situation von Eintracht Norderstedt an die des Erstligisten TSG 1899 Hoffenheim: Während die Kraichgauer dank der Investitionen von Mäzen Dietmar Hopp in den letzten Jahren im Schnelldurchlauf gen Erste Bundesliga marschierten, dort aber zuletzt von bisher 14 Rückrunden-Spielen nur zwei gewannen, schaffte auch die erst 2003 gegründete Eintracht schnell den Sprung in die höchste Hamburger Spielklasse, holte dort aber aus den sieben Spielen in 2010 nur zwei von 21 möglichen Zählern. Während in Hoffenheim noch immer Ralf Rangnick als Coach fungiert, sorgte der am 7. April bei der Eintracht vorgenommene Trainerwechsel von Marko Krausz zu Prohn (SportNord berichtete, siehe unten stehenden Link) noch nicht für die Wende zum Guten: Aus den drei Partien unter Prohns Regie wurde nur ein Punkt geholt und am Sonnabend, 24. April, geht es zum Keller-Krimi beim Vorletzten SC Concordia, der momentan 20 Zähler aufweist.
(JSp)