Oberliga: Müller soll die Union-Kicker fit machen


Er habe sich beim TSV Buchholz 08 „sehr wohlgefühlt“, beteuerte Jan Müller, der sich lange um die Fitness- und Athletik-Übungen der Nordheider kümmerte. Dass er sich von den Null-Achtern verabschiedet und nun bei deren Oberliga-Rivale FC Union Tornesch anheuerte, liegt vor allem daran, dass Müller nach Rellingen zog und hauptberuflich als Dozent an der Elmshorner Nordakademie tätig ist. Nun soll „Jan Fitmacher“, wie er sich selbst nennt, als neuer Co-Trainer helfen, die Tornescher fit für die neue Saison zu machen. „Dreieinhalb, bald vier Monate ohne Wettkampfsport haben Spuren hinterlassen“, befand Union-Coach Thorben Reibe, der angesichts der Tatsache, dass selbst Testspiele noch immer nicht erlaubt sind, einen anderen teaminternen Wettstreit ins Leben rief. So nahm Müller bei jedem Spieler einen Körperfettmessung vor. „Und die beiden Spieler, die bis zum Saisonstart den besten Körperfettwert vorweisen, bekommen einen Restaurant-Gutschein“, verriet Reibe.

Großzügig war auch der langjährige Sponsor „Hinrich Bestattungen“, der in Person von Andreas Hinrich und Eckard Ziebell, dem Tornescher Filialleiter, einen neuen Trikotsatz spendierte. Dennis Beckmann, der für die Union-Kicker selbst auf Torejagd geht, sponserte mit der in Elmshorn ansässigen „Axa-Generalvertretung Baetke & Beckmann“ neue Regenjacken und Aufwärm-Shirts. „Ich finde es wichtig, dass wir auch im Training einheitlich auftreten, und nicht in Trikots von Real Madrid oder Bayern München herumlaufen“, erklärte Beckmann seinen Einsatz. Neben der guten Einkleidung sind die überragenden Trainingsbedingungen im „Torneum“ und der mannschaftliche Zusammenhalt große Pfunde, mit denen die Union-Verantwortlich wuchern können.

Monetäre Anreize können sie potentiellen Neuzugängen dagegen nicht bieten: „Wir sind sehr wahrscheinlich der einzige Oberligist, der keine Aufwandsentschädigungen bezahlt“, so Reibe, der vermutete, dass „wohl sogar bei fast jedem Landesligisten Geld fließt.“ Die letztgenannte These kann Stürmer Dennis Rosenthal bestätigen: Der frischgebackene Abiturient macht keinen Hehl daraus, dass er im Herbst 2019 beim FC Türkiye, wo er nach seiner Jugend-Zeit beim Hamburger SV seine erste Herren-Station hatte, „gutes Geld verdient“ habe, weshalb er aus dem heimischen Elmshorn den Weg nach Hamburg-Wilhelmsburg auf sich nahm. Nachdem der 19-Jährige im Frühjahr für den in Hamburg-Bahrenfeld beheimateten FK Nikola Tesla kickte, freut sich Rosenthal nun „auf die kurzen Wege nach Tornesch“ – er ist einer der sieben Neuzugänge, die das Union-Team verstärken.

Eine Fahrgemeinschaft bilden könnte Rosenthal mit Adrian Ghadimi Nouran, der ebenfalls in der Krückaustadt lebt und von einem Hammonia-Landesligisten, nämlich von der SV Halstenbek-Rellingen, in das „Torneum“ kommt. Der 23-Jährige hat im rechten Mittelfeld seine Stärken. Sogar von einem Oberliga-Rivalen, nämlich vom Wandsbeker TSV Concordia, wechselt Angreifer Chris Heuermann zu den Torneschern. Die Wurzeln des 23-Jährigen liegen bei Blau-Weiß 96 Schenefeld, für deren Herren er in der Landesliga-Saison 2016/2017 14 Mal traf. Darauf folgten 69 Oberliga-Spiele für „Cordi“ und den HSV Barmbek-Uhlenhorst (17 Tore). „Er ist eine echte Verstärkung für uns“, freute sich Reibe. Zudem werden mit Verteidiger Jari Maack sowie den Mittelfeldkräften Patrice Meyer, Morris von Winckelmann und Tim Witte vier Akteure aus dem eigenen A-Jugend-Regionalliga-Team in den Liga-Kader hochgezogen.

„Von ihnen erhoffe ich mir sehr viel – sie sind unsere Zukunft“, weiß Reibe, der schon in der vergangenen Saison immer wieder A-Jugendliche eingesetzt hatte. Auch zukünftig wird die Tür für die Talente stets offen sein: „Stefan Basta beispielsweise hat schon bei uns mittrainiert und wird auch während der Spielzeit immer wieder reinschnuppern“, verriet Reibe. Aus personeller Not heraus wird sich der Wahl-Itzehoer kaum bei den A-Junioren bedienen müssen. Da mit Innenverteidiger Kjell Ellerbrock (25, zum Staffel-Rivalen TSV Sasel) erst ein Abgang fix ist, haben die Tornescher aktuell einen 29-Mann-Kader. Der Coach weiß, „dass dies auch ein gewisses Risiko birgt“, falls nämlich bei einigen der Akteure, die laut Reibe „alle über eine gute Qualität verfügen“, Unzufriedenheit wegen zu geringen Einsatzzeit ausbrechen sollte.

Was die Zielsetzung angeht, redete Reibe nicht lange um den heißen Brei herum: „Auch im zweiten Oberliga-Jahr in der Vereinsgeschichte kann es nur um den Klassenerhalt gehen“, betonte der frühere Stürmer, der das Traineramt im Juli 2018 von Stefan Dösselmann übernommen und die Tornescher auf Anhieb in Hamburgs Beletage geführt hatte. „Wir haben in der nun abgebrochenen Saison gesehen, wie nahe Glück und Pech zusammenliegen“, befand Reibe in Erinnerung daran, dass seine Elf „im Herbst 2019 nach vier Siegen in sechs Spielen auf einem sehr guten Weg gewesen“ sei, danach aber elf Runden lang sieglos geblieben war: „Da hatten wir eine sehr schlechte Phase.“

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