
„Never change a winning team?“ Von dieser englischen Weisheit hielt Jörg Meyer, der in der vergangenen Woche das Traineramt beim Schleswig-Holstein-Liga-Neuling TSV Bordesholm übernahm, offenbar nicht viel. Mit Torwart Tim Miethke sowie Henning Theen, Sven von Levern und Jörg Kollwitz mussten vier der Spieler, die beim vorherigen 4:1-Sieg gegen den TSV Kropp in der Start-Elf standen, am Sonntag im Gastspiel beim SV Henstedt-Ulzburg auf der Bank Platz nehmen. An Miethkes Stelle hütete Florian Hamann das TSV-Tor, zudem liefen Torge Hansen, Mats Niklas Dose und Nico Sielas von Beginn an auf. Das Resultat war, aus Bordesholmer Sicht, niederschmetternd: Nachdem unter Interimstrainer Peer Rogge aus vier Partien acht Punkte geholt worden waren, gab es zu Meyers Debüt eine 1:8-Klatsche bei Henstedt-Ulzburg.
„Der Gegner war uns in allen Belangen überlegen“, gab Meyer konsterniert zu. Auf dem Kunstrasenplatz an der Theodor-Storm-Straße spürten die Hausherren nur in der ersten halben Stunde so etwas wie Gegenwehr. SVHU-Coach Jens Martens dazu: „Ich hatte die Bordesholmer in zwei Spielen beobachtet, war von ihnen beeindruckt und hatte mein Team darauf eingestellt, dass wir eine harte Nuss knacken müssen – aber es war nur bis zu unserem ersten Tor ein ausgeglichenes Spiel!“ Nachdem der ansonsten blasse Tim Ollenschläger das 1:0 erzielt hatte (31.), konnten die Henstedt-Ulzburger unmittelbar vor der Pause zwei weitere Treffer, die sie sich herrlich herausspielten, nachlegen (Jan-Henrik Kaetow/43. und Tim Jeske/45.). „Das waren in der Entstehung wirklich zwei Traum-Tore“, geriet Martens ins Schwärmen, während der arme Meyer sich fast schon mit Grausen abwandte: „Nach dem 0:3 haben wir uns aufgegeben!“
Obwohl Martens in der Pause seinen Top-Torjäger Ollenschläger (mit Pferdekuss) auswechseln musste, lief die Tormaschinerie der Henstedt-Ulzburger in der zweiten Halbzeit vor 80 zahlenden Zuschauern noch besser. Deniz Türkoglu, zuvor auf der rechten Seite aktiv, übernahm Ollenschlägers Platz in vorderster Front und brannte gemeinsam mit Jeske ein wahres Offensiv-Feuerwerk ab. „Wir hätten allerdings noch deutlicher gewinnen und mindestens 15 Tore schießen müssen“, so Martens, der zu bedenken gab: „In einem engen Spiel kann es tödlich sein, so viele klare Chancen zu vergeben!“ Wahre Worte: Gleich fünf Mal (zwei Mal war es alleine Türkoglu) liefen die SVHU-Spieler alleine aufs gegnerische Gehäuse zu, schafften es dann aber nicht, den Ball darin unterzubringen: Entweder verstolperten sie die Kugel, spielten einen schlechten Pass oder warteten mit dem Abspiel so lange, bis ihr Mitspieler im Abseits stand ...
Die Gäste-Abwehr fand indes zu keiner Zeit ein Mittel gegen die wieder einmal sehr variable Offensive der Henstedt-Ulzburger (Martens: „Wir legen uns nicht fest, ob wir nun mit zwei oder drei Stürmern spielen!“), die von „Joker“ Patrick Gott von der rechten Seite immer wieder mit scharfen Flanken gefüttert wurde. Jeske traf zwei weitere Male (55., 65.), zudem waren Marc Lange (63.), Türkoglu (84.) und Mohamed Mansour (90.) erfolgreich. Zwischenzeitlich verkürzte Nick Lemke für Bodesholm auf 4:1 (62.). Im zentralen Mittelfeld führten die SVHU-Akteure Kaetow und Mansour glänzend Regie, so dass sich das Fehlen von Torsten Lemke (beruflich verhindert) nicht negativ bemerkbar machte. Abschließend noch ein Wort zum armen TSV-Torwart Hamann: Der 29-Jährige zeigte zwar keine Glanzparaden, verschuldete aber auch kein Gegentor und war, da er von seinen Vorderleuten in der zweiten Halbzeit im Stich gelassen wurde, der ärmste Mann auf dem Platz!
(JSp)