
SportNord sprach am Sonnabend mit Frank Gläser, dem Trainer des SC V/W Billstedt 04, der in der Verbandsliga den 15. Platz belegte und eigentlich den Weg in die Landesliga antreten müsste, über das neue Abstiegsszenario, das im Falle eines Meiendorfer Rückzugs entstehen würde.
SportNord: Was sagen Sie zum Theater um den Oberliga-Rückzug des Meiendorfer SV?
Frank Gläser: "Ich habe das bereits am Freitagabend bei SportNord gelesen, und irgendwie wunderte es mich nicht mehr. Andererseits kann ich nicht nachvollziehen, was sich im Fußball heutzutage alles abspielt. Dass sich der MSV nun zurückzieht, ist ja vermutlich nur die Spitze des Eisberges. Richtig wütend werde ich, wenn ich höre, dass der NFV einigen Vereinen die Oberliga-Lizenz erteilt, die hunderttausende Euro Schulden haben! Ohne einen Klub diskreditieren zu wollen, aber was zuletzt in Neumünster, wo Spendengelder gesammelt wurden, ablief, hat doch nichts mehr mit Fußball zu tun. Sportlich hat der VfR eine gute Mannschaft - doch die Spieler warten auf ihr Gehalt, und die Vereine, die vernünftig haushalten, sind klar benachteiligt."
SportNord: Sollte Meiendorf sich tatsächlich in die Kreisliga zurückziehen, müsste der HSV Barmbek-Uhlenhorst nicht aus der Ober- und der Eidelstedter SV nicht aus der Verbandsliga absteigen ...
Gläser: "... was das einzig Positive an dieser Geschichte ist! Natürlich freue ich mich für BU, denn deren Verantwortliche haben bewiesen, dass man auch mit geringen finanziellen Mitteln mithalten kann. Dieser Verein hat keinen betrogen und sich nicht verschuldet und hätte, wenn er sich etwas eher an die Klasse gewöhnt hätte, den Ligaverbleib aus eigener Kraft geschafft. Auch für Eidelstedt freut es mich natürlich, während mir die Meiendorfer Mannschaft leid tut, weil sie nichts für diese Misere kann!"
SportNord: Ärgert Sie die am letzten Spieltag im "Abstiegs-Endspiel" gegen den SVE bezogene 1:2-Pleite nun umso mehr?
Gläser: "Natürlich schmerzt diese Niederlage nun doppelt. Aber vielleicht haben ja auch wir noch eine Chance, die Klasse zu halten ..."
SportNord: ... Dafür müsste Ihr Verein eine Klage beim HFV dagegen einreichen, dass er nur deshalb absteigen muss, weil kein Klub in die Oberliga aufsteigen will. Wären Sie dafür?
Gläser: "Ich würde diesen Schritt auf jeden Fall gehen und werde mich darüber mit unserem Vorsitzenden Michael Wiedner unterhalten. Die Gebühr von 250 Euro sollte es uns aber wert sein!"
SportNord: Glauben Sie denn, dass eine solche Klage Erfolg hätte?
Gläser: "Eigentlich finde ich es sehr bedauerlich, dass es überhaupt zu einer Klage kommen muss! Die Argumentation von Reinhard Kuhne vom HFV, eine Aufstockung der Liga auf 19 Mannschaften sei nicht möglich, kann ich nicht nachvollziehen. Der Verband ist doch für die Vereine da, und nicht für sich selbst! Der Verband sollte bemüht sein, für die Klubs sportliche Lösungen zu finden; er sollte nicht immer nur juristische Entscheidungen treffen, sondern eine Anlaufstelle für seine Mitgliedsvereine sein und ihnen helfen!"
SportNord: Aber der Verband hat seine Regeln und Statuten ...
Gläser: "Wenn ich das schon höre, immer nur Statuten, Satzungen und Ordnungen! Ich hole jetzt einmal ganz weit aus: Die Probleme der Bundesrepublik Deutschland liegen darin begründet, dass es viel zu viel Bürokratie gibt - und das ist beim Fußball-Verband leider nicht anders. Wenn ich das, was hier im Hamburger Amateurfußball derzeit passiert, einem Verwandten aus dem Rheinland erzähle, fasst der sich nur an den Kopf. Um es noch ein Mal ganz klar zu sagen: Niemand versteht, warum ein Klub, der sportlich den Klassenerhalt geschafft hat, absteigen muss, nur weil gleichzeitig kein Verein aus dieser Liga aufsteigen will!
SportNord: Wäre für Sie auch der Gang vors Zivilgericht eine Option?
Gläser: "Für mich persönlich schon, aber ich weiß nicht, wie der Verein das sieht. Die Sportlichkeit darf nicht leiden, notfalls muss eine Liga ein Jahr lang auch einmal mit 20 Klubs spielen, nächstes Jahr würde sie dann eben wieder auf ihre Sollstärke von 18 reduziert werden. Es müsste eine grundsätzliche und endgültige Regelung geschaffen werden - dann muss man eben sagen, aus der Verbandsliga gibt es vier oder fünf Regelabsteiger, nicht nu