
Am Sonntag wurde die Partie des 27. Spieltages der Kreisklasse 5 zwischen dem AC Italia (zwölfter Platz, 13 Punkte aus 21 Partien) und dem letztjährigen Kreisliga-Absteiger SV Lohkamp (neunter Rang, 18 Zähler aus 19 Spielen) in der Nachspielzeit beim Stand von 1:1 abgebrochen. Schiedsrichter Jürgen Gand (vom Hummelsbütteler SV) fühlte sich bedroht, weshalb er die Begegnung auf dem Grandplatz an der Hagenbeckstraße (Wolfgang-Meyer-Sportanlage) abbrach.
SportNord sprach mit Verantwortlichen beider Teams über die Geschehnisse ...
... Italia-Coach Franco Spinelli erklärte:
„Es ist sehr komisch gewesen, denn eigentlich war gar nichts passiert. Es gab in der Nachspielzeit einen Einwurf für den Gegner, und als der gegnerische Akteur mit unserem Akteur Nase an Nase stand, gab der Schiedsrichter unserem Spieler gleich die Gelb-Rote Karte, was bereits die zweite Ampelkarte für uns war. Überhaupt gab es wegen Meckerns unglaublich viele Gelbe Karten, obwohl unsere Spieler eigentlich gar nichts gemacht haben, außer etwas lauter zu reden ... Und dann brach der Schiedsrichter das Spiel ab, obwohl er es in der 91. Minute auch regulär hätte abpfeifen können. Ich weiß nicht, ob er Angst gehabt hat, dass etwas passiert? Fakt ist, dass ihn niemand von uns angefasst oder bedroht hat. Als ich ihn fragte, wieso er das Spiel abgebrochen hat, ging er nur schnurstraks geradeaus an mir vorbei und würdigte mich keines Blickes. Ich frage mich, wieso er mir nicht geantwortet hat, aber das war eben so ...
Die Entscheidung, dass das Spiel abgebrochen wurde, war für unsere ganze Mannschaft eine große Überraschung, denn wir wollen eigentlich nur Fußball spielen. In der Tabelle stehen wir relativ weit unten und haben da keine großen Ambitionen. Ich bin seit 15 Jahren im Fußball tätig und habe als Zuschauer schon Spielabbrüche erlebt, die wirklich berechtigt waren. Wenn der Schiedsrichter nun attackiert worden wäre, hätte ich seine Entscheidung, das Spiel abzubrechen, verstanden – aber es war nichts passiert. Ich weiß nicht, was der Schiedsrichter jetzt in seinen Spielbericht schreibt, und habe keine Ahnung, wie der Verband das Spiel nun werten wird. Zum letzten Mal gab es beim AC Italia vor acht Jahren einen Spielabbruch; anschließend haben wir keine Negativschlagzeilen mehr geschrieben und höchstens einmal ein paar Gelbe Karten bekommen, aber nicht einmal eine Rote Karte – alle Gegner kennen und schätzen uns als faire Mannschaft!“
... Lohkamp-Obmann Matthias Wiede berichtete:
„Meiner Ansicht nach war das Spiel schon zu Ende, weil bereits vier Minuten Nachspielzeit absolviert worden waren – aber der Schiedsrichter sagte, dass noch zwei Minuten zu spielen gewesen wären. Nachdem es an der Außenlinie zu einem Zweikampf gekommen war, attackierten mehrere Italia-Spieler, die von Anfang an mit sehr viel Emotion zu Werke gingen, wiederholt den Referee, der die Partie daraufhin abbrach. Als ich ihn nach den Gründen dafür fragte, sagte er, er habe sich ‚bedroht gefühlt‘. Ich habe nicht gehört, was die Spieler zum Schiedsrichter gesagt haben – aber dass sie ihn beschimpft und bedroht haben, war offensichtlich. Zum Zeitpunkt des Abbruchs stand es 1:1, aber eigentlich hätten wir mit 6:1 oder 7:1 führen müssen, denn wir hatten viele klare Torchancen ... Und wenn tatsächlich noch zwei Minuten gespielt worden wären, hätten wir in Überzahl – ein Italia-Spieler hatte eine Gelb-Rote Karte bekommen – vielleicht noch das Siegtor geschossen!
Ich bin sehr gespannt, wie der Hamburger Fußball-Verband die Partie nun werten wird. Vor vier Wochen war ich als Zuschauer dabei, als der Keller-Krimi der Bezirksliga Nord zwischen dem SV Eidelstedt II und VfL Hammonia abgebrochen wurde, nachdem ein Gäste-Akteur den Schiedsrichter-Assistenten schlug (Anmerkung der Redaktion: SportNord berichtete, siehe unten stehenden Link). Diese Partie wurde mit 3:0 für Eidelstedt gewertet und ich gehe davon aus, dass wir nun auch zum 3:0-Sieger erklärt werden – aber wenn es nicht so kommen sollte, könnten wir auch damit leben, denn ob wir nun am Ende Sechster oder Siebter werden, ist auch egal! Nach dem Abbruch waren die Italia-Spieler, die sich schon im Spiel nicht immer gerade fair verhalten hatten, auch auf uns sauer; wir haben noch etwas auf dem Platz gewartet, bis wir in die Kabine gegangen sind, und dann hatten sich die Gemüter auch wieder beruhigt!“
(JSp)