Bezirksliga Süd: Streit zwischen Buxtehude und Camlica


Wie SportNord bereits berichtete, gewann Camlica Genclik am vergangenen Sonntag das „Endspiel“ beim BSV Buxtehude mit 3:2 und sicherte sich damit die Meisterschaft in der Bezirksliga Süd und den Direkt-Aufstieg in die Landesliga. Die Buxtehuder rutschten hinter den SV Wilhelmsburg und Grün-Weiss Harburg noch vom zweiten auf den vierten Platz ab und verpassten die Teilnahme an der Aufstiegsrunde der Vizemeister zur Landesliga (siehe unten stehenden Link).

Nachdem der Meister am Dienstag sein noch offenes Nachholspiel beim FC Porto, dessen Austragung vor dem Verbandsgericht des Hamburger Fußball-Verbandes erstritten worden war, mit 7:6 gewann, wandte sich Camlicas Ex-Präsident Samin Taflan an SportNord: „Gegen Porto war es ein Freundschaftsspiel, aber in Buxtehude schlug uns der blanke Hass entgegen!“ Taflan erhob gegenüber SportNord zudem schwere Vorwürfe gegenüber BSV-Coach Rene Klawon: „Eigentlich kannten wir ihn von unseren früheren Duellen mit der Buxtehuder Reserve als fairen Sportsmann – aber seitdem er Trainer der Ersten Mannschaft ist, ist er arrogant geworden und haut richtig auf die Pauke. Die Aussagen, die er am Montag in einer Sportzeitung getätigt hat, waren einfach nur unverschämt!“ In besagter Zeitung war unter der Überschrift „Aufsteiger Camlica: Zum Abschied noch ein Skandalspiel“ folgendes Zitat von Klawon zu lesen: „Wir hatten über 30 Polizisten hier, die Camlica-Spieler haben uns aufs übelste beschimpft. Es ist eine Katastrophe, dass so ein Verein existiert. Der Präsident hat eigentlich Stadionverbot, trotzdem trinkt er gemütlich auf dem Platz Bier. Aber der Verband greift einfach nicht durch und wir müssen hier mit einem großen Polizeiaufgebot die Frauen und Kinder schützen!“

Taflan betonte: „Wir haben uns sportlich und fair verhalten, aber es war gut, dass 70 bis 80 Polizisten vor Ort waren, denn sie konnten unsere Frauen und Kinder vor den Buxtehuder Zuschauern schützen, die sehr provokativ und aggressiv waren und auch einige unfaire Plakate mitgebracht hatten!“ Auf der Internet-Seite der Buxtehuder Fußballer (www.bsv-kicker-online.de) beendete der zurzeit verletzte Abwehrspieler Niki Nitschke (30) seinen Spielbericht nach der Feststellung des verpassten sofortigen Wiederaufstiegs mit folgenden Sätzen: „So heißt es also auch in der kommenden Saison: Bezirksliga ... Aber wie alles im Leben hat auch dieser Fakt einen großen Vorteil: Zwölf Monate müssen Zuschauer, Spieler und Schiedsrichter sich nicht mit Camlica Genclik auseinandersetzen. Viel Erfolg in der Landesliga und auch bei allen kommenden Spielabbrüchen, Schlägereien, Verhandlungen und Suspendierungen ... to be continued ...“ Taflan dazu: „Offenbar sind die Buxtehuder, die nur durch die Patzer der anderen Teams zwischenzeitlich Tabellenführer sein konnten, weil sie es im Gegensatz zu uns nicht geschafft haben, die ganze Saison konstant auf einem hohen Niveau zu spielen, sehr schlechte Verlierer. Aber auch beim BSV sollten sie wissen, dass man sich immer mehrmals im Leben sieht!“

Auf Nachfrage von SportNord hielt Klawon (44) dagegen: „Ich sehe es so, dass Camlica zwar verdient gewonnen hat, weil sie sportlich an diesem Tag das bessere Team waren, aber sie ein ganz schlechter Gewinner sind!“ Klawon legte nach: „Herr Taflan hat uns schon im Vorfeld der Partie vorgeworfen, dass wir dafür verantwortlich wären, dass der HFV Camlicas Gastspiel bei Porto mit 0:3 gewertet hat. Natürlich habe ich beim Verband nachgefragt, was mit diesem Spiel ist, und mir wurde von den Herren des HFV mündlich zugesichert, dass es mit 0:3 gegen Camlica gewertet wird ... Aber dass wir für diese Wertung verantwortlich sein sollen, ist Blödsinn!“ Davon, dass das HFV-Verbandsgericht die Partie dann doch neu ansetzte, waren die Buxtehuder laut Klawon „völlig überrascht“. Gegenüber SportNord erneuerte Klawon noch einmal seinen Vorwurf, dass Camlicas Ex-Präsident Taflan im Jahnstadion vor Ort gewesen sei, obwohl ihm vom HFV-Sportgericht im November 2009 für anderthalb Jahre der Besuch von Camlica-Spielen verboten worden sei: „Herr Taflan war im Stadion – aber was hätten wir dagegen tun sollen? Wenn wir ihm den Zutritt verweigert hätten, hätte es schon vor dem Spiel Reibereien gegeben ... Deshalb hat sich auch die Polizei zurückgehalten!“

Die Tatsache, dass überhaupt Polizisten vor Ort waren, erklärte Klawon wie folgt: „Als wir im Hinspiel bei Camlica am 13. Mai zur Pause mit 4:2 führten, sind wir mit Mord-Drohungen konfrontiert worden. Da wurde gesagt: ‚Ihr glaubt doch nicht, dass ihr hier lebend herauskommt‘! Nach dem Abpfiff sind wir dann von einigen türkischen Zuschauern bis zur S-Bahn verfolgt worden; an dieser Verfolgungsjagd haben sich auch die so genannten Ordner beteiligt, nachdem sie sich ihr Leibchen ausgezogen hatten. Camlicas Trainer Cumhur Cakir hat diese Hetzjagd unterstützt, indem er sagte: ‚Verfolgt sie, wenn es sein muss bis nach Hannover!‘ ... Das hat Herr Cakir zwar auf Türkisch gesagt, aber unsere türkischen Spieler haben es genau verstanden!“ So forderten die BSV-Verantwortlichen für das Rückspiel Polizei-Schutz an, und in Rücksprache mit dem HFV schickte die Polizei etwa 30 Einsatzkräfte. „Dass so viele Polizisten kamen, war vielleicht etwas übertrieben, aber sie haben sich dezent im Hintergrund gehalten“, befand Klawon, der zudem Vorwürfe von Camlica dementierte: „Es hieß, ich hätte einen Camlica-Spieler beschimpft – aber das ist frei erfunden, denn ich habe zu keinem auch nur ein Wort gesagt ... Vielmehr war es so, dass ich von Camlica-Akteuren übelst beschimpft wurde!“

Nicht nur wegen den eigenen Duellen mit dem Meister, sondern vor allem, weil er am 18. Oktober 2009 dabei war, als Camlicas Gastspiel beim SV Wilhelmsburg nach Tumulten beim Gang in die Halbzeitpause abgebrochen wurde (SportNord berichtete ausführlich), kam Klawon zu dem Schluss: „Diese Mannschaft ist für mich untragbar! Vor allem bei Camlicas Heimspielen herrscht eine ätzende Atmosphäre, da beleidigen die Camlica-Akteure ihre Gegenspieler nicht nur verbal, sondern greifen ihnen auch wiederholt in die Genitalien – wenn man da keinen mutigen Schiedsrichter hat, der entschlossen durchgreift und damit wiederum sein eigenes leibliches Wohl aufs Spiel setzt, hat man keine Chance!“ Obwohl im Jahnstadion mit Harun Cagin (75., wegen Meckerns) und Soner Ibis (90., wegen Beleidigung) zwei Camlica-Akteure vom Platz flogen, hielt Taflan dagegen: „Wir haben uns in Buxtehude einwandfrei verhalten, was wir sogar beweisen können, weil wir das ganze Spiel auf Video aufgezeichnet haben!“ Abschließend betonte Klawon: „Wenn der HFV gegen Vereine wie Camlica nicht rigoros durchgreift, dann wird irgendwann jemand beim Fußball sterben!“ Schlusswort Taflan: „Herr Klawon sollte aufpassen, was er sagt, denn als Trainer ist er auch ein Vorbild!“

(JSp)

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