Bezirksliga West: Raspo dreht 0:2 zum 6:2-Sieg


Erstmals überhaupt geriet Rasensport Uetersen am Sonntag in einem Liga-Heimspiel mit 0:2 in Rückstand. Zum bisher einzigen Mal hatte es ein solches Zwischenergebnis in einem Liga-Spiel mit Beteiligung der Rosenstädter am 19. Mai gegeben, als sie noch in der Kreisliga 7 mit einem 2:6 beim TuS Osdorf II ihre bis dato höchste Pflichtspiel-Niederlage kassiert hatten. Das Kunststück, in Uetersen mit 2:0 in Führung zu gehen, gelang der SV Lieth: „Wir haben gut nach vorne gespielt und einige Schwächen in der Deckung der Rasensportler offengelegt“, erklärte SVL-Coach Nico Plocharska. ZU etwas Zählbares reichte es für die Klein Nordender trotzdem nicht: Sie kassierten am Ende eine 2:6-Klatsche.

Die Partie hätte für die Liether erfolgreicher kaum beginnen können. Als die Hausherren „die rechte Seite nicht richtig zumachten“, so Rasensport-Trainer Peter Ehlers, der dies keinesfalls nur als Kritik an Rechtsverteidiger Raphael Friederich verstanden wissen wollte, ließ der Uetersener Keeper Christopher Knapp die Linksflanke von Gäste-Akteur Arne Lohmann passieren, woraufhin André Pott den Ball am langen Eck in das eigene Netz lenkte – obwohl hinter ihm nur sein Mitspieler Kirill Shmakov, aber kein Gäste-Akteur stand. Und es kam noch besser für die „roten Teufel“: Nach zehn Zeigerumdrehungen sprang eine weitere Linksflanke im Strafraum an die Hand von Rasensport-Verteidiger Dennis Weber. Schiedsrichter Torbjörn Niendorf (vom FC Eintracht Norderstedt) entschied auf Handelfmeter, den der Liether Yannick Sebastian Stubenrauch von sich aus gesehen flach rechts verwandelte. Knapp sprang zwar in die richtige Ecke, konnte den Ball aber nicht erreichen.

„In der Folge hatte unser Gegner zwar mehr Spielanteile, aber wir sind auch immer wieder gefährlich nach vorne gekommen“, berichtete SVL-Coach Nico Plocharska. Ein erstes offensives Lebenszeichen der Uetersener gab es nach einer Viertelstunde: Einen Eckstoß von Mario Ehlers klärten die Gäste nicht weit genug, woraufhin Fynn Laut den Ball per Kopf gen SVL-Gehäuse lenkte, ehe ihm Philipp Pohlmann „den letzten Tick gab“, wie Peter Ehlers es formulierte. Die Gäste hätten ihr Zwei-Tore-Polster wiederherstellen könnten, doch nach einem Bilderbuch-Konter schoss erst Philipp Matthiessen mittig genau auf Knapp, der deshalb mühelos parierte, ehe auch Dimitri Rawinski das nötige Zielwasser fehlte. Statt 1:3 stand es kurz darauf plötzlich 2:2. Dabei bescherte eine weitere Ecke von Mario Ehlers, der von seinem Coach und Vater für „die hervorragende Ausführung der Standardsituationen“ ausdrücklich gelobt wurde, den Ausgleich: Jannek Kühl stand an der Strafraumgrenze richtig und schoss den Ball nach einer zu kurzen Faustabwehr von SVL-Torwart Dennis Zimmermann an den Innenpfosten, von wo aus er in das Netz sprang (31.).

Im zweiten Durchgang sei seine Elf „obenauf gewesen“, wie Peter Ehlers zufrieden feststellte. Jannek Laut brachte die Hausherren per Doppelpack auf die Siegerstraße: Erst musste er in Shmakovs Linksflanke nur seinen Fuß halten (58.), ehe er einen Freistoß von Mario Ehlers zum 4:2 einköpfte (61.). „Diese beiden Tore haben die Uetersener sehr schön herausgespielt“, gab Plocharska ehrlich zu. Turbulent wurde es in der 72. Minute: Bei einem Konter der Rosenstädter klärte Zimmermann, der vom Juli 2011 bis zum Januar 2013 noch beim TSV Uetersen seine sportliche Heimat hatte, den Ball außerhalb seines Strafraums mit der Hand, was der Referee übersah, Schiedsrichter-Assistent Christian Jakel (Eintracht Norderstedt) aber anzeigte. Auch dieses Signal entging Niendorf erst, weshalb die Partie weiterlief und der frisch eingewechselte Uetersener Eddy-Morton Enderle den Liether Stubenrauch „übermotiviert von hinten umgrätschte“, wie Peter Ehlers zugab. Niendorf zückte zunächst „Rot“ gegen Eddy-Morton Enderle, ehe ihn sein Assistent auf das vorherige Vergehen hinwies. Daraufhin zeigte der Unparteiische dem Torwart die Rote Karte und nahm den Platzverweis gegen den Rasensportler zurück.

Dies wiederum zog energische Proteste der Liether nach sich. „Ich habe kurzzeitig sogar überlegt, meine Mannschaft vom Feld zu holen“, erklärte Plocharska, in dessen Augen Eddy-Morton Enderles Aktion „eine Tätlichkeit war“, da der Uetersener Mittelfeldmann „keine Chance darauf, den Ball zu spielen, gehabt“ habe. Peter Ehlers kündigte an, die Szene „intern aufzuarbeiten“ und Plocharska war „erleichtert, dass Stubenrauch sich bei dieser Aktion nicht verletzte“. Fakt ist: Gegen den eingewechselten SVL-Ersatzkeeper Marian Rister verwandelte Mario Ehlers den ebenfalls verhängten 22-Meter-Freistoß direkt in den Winkel (78.). Nach einem Pass des ebenfalls eingewechselten Mats Lennart Enderle überlupfte Fynn Laut den herausstürzenden Rister freistehend zum 6:2-Endstand (90.), der laut Peter Ehlers „etwas zu hoch ausfiel“. Ähnliche Worte fand Plocharska, der vermutete: „Wenn wir in der Schlussphase zehn gegen zehn gespielt hätten, hätten wir möglicherweise ein besseres Ergebnis erreicht – aber der Sieg der Rasensportler, die in der Offensive wirklich stark sind, geht in Ordnung.“

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