
„Wir haben uns wie Kinder benommen“, sagte Yannick Sebastian Stubenrauch gleichermaßen lautstark wie frustriert, nachdem am Sonntag das Bezirksliga-Spiel seiner SV Lieth beim FC Roland Wedel in der Nachspielzeit abgebrochen worden war. Nach einem Handgemenge, einer Rudelbildung und Schubsereien von Beteiligten beider Seiten brach Schiedsrichter Alex Kauter (vom SV Bergstedt) die Partie ab. Dass er zuvor alle Mittel zur Spielfortsetzung ausschöpfte, wie es erforderlich ist, darf allerdings bezweifelt werden.
Kurz zum Sportlichen: Die Liether hatten zunächst klare Vorteile und legten durch Tore von Thies Harbeck (15. Minute), Sascha Petersen (20.) und Tim Henningsen (39.) eine 3:0-Führung vor. In der Folge bliesen die Wedeler aber zur Aufholjagd: Josep Dilber verkürzte per Doppelpack zum 2:3 (70., 80.). In der Schlussphase wurde die Partie dann immer hitziger, was auch am wieder einmal in vielen Szenen unglücklich agierenden Referee lag: SVL-Coach Michael Radde-Krüger fragte Kauter sogar deutlich hörbar: „Schiri, hast du einen Sonnenstich?“
In der Nachspielzeit klärten die Liether einen Ball zwischen den Trainerbänken in das Seiten-Aus. Als ein Wedeler den daraus resultierenden Einwurf schnell ausführen wollte, stellte sich ihm ein Liether in den Weg. Daraufhin eskalierte die Situation: Es gab Schubsereien von beiden Seiten und auch Zuschauer betraten das Spielfeld ‒ einer von ihnen hatte sogar einen großen Schäferhund dabei. Ein Schiedsrichter-Assistent und Kauter waren zunächst mitten drin im Gemenge. Als sich die Situation kurz zu beruhigen schien, zückte Kauter „Gelb“ gegen Gäste-Akteur Kevin Oehlers.
Dann flammte der Konflikt aber durch weitere Schubser neu auf. Schließlich pfiff Kauter dreimal, machte mit seinen Armen einen Kreuz und ging in Richtung Mittelkreis. Einige Spieler, unter anderem SVL-Akteur Bo Hansen und Roland-Keeper Kadir Katran, suchten noch das Gespräch mit Kauter, der sich aber nicht mehr umstimmen ließ. Glücklicherweise beruhigten sich die Gemüter wieder, ohne dass es eine echte Eskalation in Form von Tätlichkeiten oder gar Verletzungen gegeben hätte.
„Wenn es ein Abbruch ist, kann das Spiel nur für uns gewertet werden“, sagte Radde-Krüger mehrmals zu seinen Spielern. Ob es wirklich so kommt, wird sich bei der Verbandlung vor dem Sportgericht des Hamburger Fußball-Verbandes zeigen. Durchaus möglich wäre auch eine 0:3-Wertung gegen beide Teams oder eine Neuansetzung.