Am Sonntagabend erklärte Frank Müsing, Liga-Obmann beim TuS Hamburg, auf Nachfrage von SportNord: „Wir haben einen Trainerwechsel vollzogen! Christian Chodura ist bei uns ab sofort nicht mehr als Cheftrainer verantwortlich!“ Bedenklich: Chodura selbst wusste von seiner Entlassung am Sonntagabend noch nichts!
„Eigentlich wollte unser Erster Vorsitzender Klaus Dreyer Herrn Chodura am Sonntagabend mitteilen, dass der Vorstand entschieden hat, sich von ihm zu trennen“, konnte sich Müsing „nicht erklären, weshalb diese Meldung noch nicht zu Chodura durchgedrungen ist“. Chodura reagierte gelassen, als er von SportNord erfuhr, dass er entlassen worden war: „Das Leben geht weiter! Das Wichtigste ist doch, dass es der Familie gut geht, gerade jetzt zur Weihnachtszeit – Fußball ist da absolut nebensächlich!“
Von SportNord nach den Gründen für die Trennung von Chodura befragt, entgegnete Müsing: „Wir überwintern in der Landesliga Hansa als Elfter mit nur fünf Punkten Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz – eigentlich waren wir davon ausgegangen, etwas erfolgreicher zu spielen! Aber die Chemie innerhalb des Teams stimmte nicht mehr, und wenn Chodura auch in der Rückrunde unser Trainer geblieben wäre, hätten in der Winterpause wohl einige Spieler den Klub verlassen, wie wir zuletzt in zahlreichen Gesprächen erfahren haben!“
Müsing räumte ein, „dass das Zwischenmenschliche mit Chodura gut gelaufen ist“, er selbst „mit Chodura stets gut zurecht kam“ und „man mit Chodura gut reden und nach dem Spiel zusammensitzen kann“. Allerdings, so Müsing, fehle es Chodura noch an der nötigen Erfahrung und Härte, um einen Landesligisten betreuen zu können: „Man kann nicht immer nur so tun, als seien alle ‚Elf Freunde’, sondern muss als Trainer auch mal Schwein sein – und das konnte Chodura nicht, weil er mit vielen Akteuren auch noch selbst zusammengespielt hat!“
War Chodura, der im November 2006 zunächst als Co-Trainer an den Gesundbrunnen gekommen war, ehe er im Sommer nach dem Abgang von Oliver Zapel und Victor da Silva gemeinsam mit Oliver Madejski das Ruder übernahm, also zu weich für den TuS? „Unter da Silva gab es eine starke Disziplin im Team – und die ist zuletzt verloren gegangen, weil sich Chodura als Freund der Spieler sah. Da wir mit dem TuS aber noch ein paar weitere Jahre in der Landesliga bleiben wollen, musste der Vorstand jetzt reagieren“, so Müsing.
Ganz konkret betonte Müsing, dass es „falsch“ gewesen sei, dass Chodura die Suspendierung des Stürmers Sascha Neubert wieder aufgehoben habe. „Zunächst hieß es, dass Neubert raus ist und nur noch in der Zweiten Mannschaft spielen darf ... Nach vier bis sechs Wochen hat Chodura ihn dann aber zurückgeholt. Neubert hatte sich zwar entschuldigt, aber es ist in der Mannschaft nicht gut angekommen, dass er wieder aufgenommen wurde – aber wie gesagt: Chodura war nicht hart genug!“
Auf der Suche nach einem Nachfolger sind die Borgfelder bereits fündig geworden: Alfred Gerdts hat ab sofort beim TuS das Sagen. Gerdts pausierte zuletzt, zuvor war er beim SC Vier- und Marschlande und SC VW Billstedt 04 als A-Junioren-Trainer tätig. „Wir sind froh, dass wir Gerdts für uns gewinnen konnten, und erwarten, dass es unter seiner Regie eine klare Steigerung im Frühjahr gibt“, so Liga-Obmann Müsing abschließend.